WiWi Gast schrieb am 03.05.2023:
Excel-Tools oder externe Software? Wie bekommst du das hin in einem Konzern?
Das ist bei denen wie in Behörden, alles muss durch 320 Instanzen und Bedarf 8 Monate nur bis zur Durchsprache und Genehmigung...
Ich wünsche mir z.B., dass wir im Konzern alle Daten in einem Data Warehouse oder auch einer SQL Datenbank integrieren, so dass es nur einen Ort für alle Daten gibt.
Excel-Tools + DWH, wobei das DWH seit Jahren läuft, damit habe ich im Grunde nicht mehr viel zutun. Excel sind eben einige spezielle Themen die ich weltweit betreue und die Tools vorgebe. In der Vergangenheit lief das meistens so, dass ich sie für uns in Deutschland aufgebaut habe und sie dann so gut waren, dass sie irgendwann weltweit übernommen wurden. Das ganze ist teils sehr komplex (sehr viel VBA-Code), darum kann das nur ich betreuen. Für mich Segen und Fluch zugleich.
Ich habe generell das Glück, dass bei uns im Konzern das Controlling ein extrem gutes Standing hat und quasi abteilungsübergreifend eine führende Rolle einnimmt. Ich habe auch schon mehrfach Prozesse in anderen Abteilungen geändert, einfach weil es für meine Arbeit besser war. Den ganzen IT-Bereich habe ich z.B. vor einigen Jahren auch komplett umgekrempelt, die ganze aktuelle Struktur ist daraus entstanden. Den einzelnen Business-Units ihre IT weggenommen und zentralisiert, dadurch einiges einsparen können, klare Verantwortlichkeiten für gleiche Systeme, nicht mehr zig Sub-Systeme mit unterschiedlichen Verantwortlichen in unterschiedlichen Units. Das ganze natürlich in Absprache mit den den nötigen Leuten in IT und Finance, aber letzten Endes gebe ich auch heute noch vor, welche Kostenstellen es gibt, wo welche IT-Systeme gebucht werden, wie die Verrechnung erfolgt, welche Stundensätze es gibt, etc.
Auch hat das Controlling generell das letzte Wort bei allen IT-Systemen, die irgendwie mit Finanzen zutun haben. Mein Konzern ist auch nicht mit einem typischen deutschen Konzern vergleichbar, wir sind "Ausländer" nur mit einem Schwerpunkt in Deutschland, Entscheidungen und Prozesse sind sehr schlank, ich kann als "einfacher" Controller einiges komplett selbst entscheiden und festlegen.
WiWi Gast schrieb am 03.05.2023:
Hätte aus Neugier ein paar Fragen dazu
- Wie hoch sind denn die Gesamtkosten im Overhead um das bisschen einordnen zu können? Aus welchen Kostenarten kamen denn hauptsächlich die Einsparungen (Personal?)
Zum damaligen Zeitpunkt knapp unter 30 Mio. Einsparung hauptsächlich durch Vereinheitlichung, da wir aus vielen zugekauften Einzelfirmen bestanden. Habe dann überall die Prozesse harmonisiert, alles auf die gleichen IT-Systeme gezogen, teils wurden Sachkosten durch vorherige Doppelspurigkeiten eingespart. Grob kann man sagen, die Hälfte der Einsparung war Personal, die andere Hälfte Sachkosten.
- Was ist denn mit 120 Menschen passiert (Übernahme, ATZ, Vorruhestand.. ?) und welche Rolle hast du hier gespielt? Ein "einfacher" Controller wickelt ja sicherlich nicht die operative Standortschließung ab und verhandelt mit Betriebsräten usw.
Ich habe die komplette Zahlenbasis geliefert und diese auch in den Verhandlungen mit Betriebsrat bzw. deren Anwälten vertreten. Teils mit meinem CFO, teils auch alleine.
Die Mitarbeiter haben eine Änderungskündigung für einen anderen Standort bekommen. Da es im weiteren Umkreis aber keinen gab, hat das so gut wie niemand angenommen, damit normale Kündigungsfrist und raus. (das Ganze so hinzudrehen, dass es so auch durchgeht war natürlich etwas komplexer, aber so war das grobe Vorgehen)
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