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Einstieg als Nachfolger (Mitarbeiter geht in Rente)

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WiWi Gast

Einstieg als Nachfolger (Mitarbeiter geht in Rente)

Hi, mir ist folgende Geschichte widerfahren.

Ich wurde über einen Personalberater kontaktiert, er hatte mein Profil auf Monster.de gelesen. Es ging um eine gute Stelle als Gruppenleiter bei einem bekannten Anlagenbauer. Die Stelle ist vakant, weil der aktuelle Stelleninhaber in etwa einem halben Jahr in Rente geht und möglichst schnell ein Nachfolger gesucht wird, der zeitig eingearbeitet wird.

Das erste Gespräch fand mit dem Personalberater in einem Hotel statt, dabei wurde auch irgendein Psychotest durchgeführt (Extended DISC).

Das zweite Gespräch fand beim Anlagenbauer statt, dabei waren der Abteilungsleiter, der Bereichsleiter, der Personalleiter des Anlagenbauers und der Personalberater.

Das dritte Gespräch fand wieder beim Anlagenbauer statt, diesmal waren der Abteilungsleiter, der Bereichsleiter, der Personalberater und der aktuelle Stelleninhaber dabei.

Das machte alles einen guten Eindruck, mit den potentiellen Kollegen / Chefs beim Anlagenbauer kam ich gut klar. Nach dem Ende des dritten Gesprächs hieß es "Herzlichen Glückwunsch", "Willkommen an Bord", "wir haben Sie fest eingeplant" usw. Ich fühlte mich dabei ziemlich überrumpelt.

Eine Woche später schickte mir der Personalleiter einen Vertragsentwurf per E-Mail zu mit der Bitte um ein weiteres Gespräch, um den Vertrag zu diskutieren. Beim vierten und letzten Gespräch waren der Personalleiter des Anlagenbauers und der Bereichsleiter anwesend.

Was mich dabei verblüfft hat: Auf dem Vertrag stand nichts von "Gruppenleiter", es war ein Vertrag für eine Sachbearbeiter-Stelle. Auf Nachfrage sagte man mir, es gäbe die "Option zum Gruppenleiter", man wolle "erstmal gucken", "wir glauben aber, dass Sie der richtige für die Stelle als Gruppenleiter sind", "Gruppenleiter können wir nicht sofort in den Vertrag schreiben, sonst erzählt das der Betriebsrat den Kollegen und sie (die Kollegen) würden Sie dann ständig um fachlichen Rat fragen, und Sie müssen sich erst einarbeiten". Dabei zog der Personalleiter sämtliche Register, um mich zu überzeugen, inklusive NLP- und Verkaufstechnicken (manche davon erlebte ich zuletzt beim Kauf meines Gebrauchtwagens).

Als ich enttäusch geguckt habe bot man mir an, in den Vertrag zu schreiben: "Gruppenleiter bei erfolgter Einarbeitung und ab Ausscheiden des aktuellen Stelleninhabers". Diese Formulierung fand ich zu schwammig, das Angebot habe ich abgelehnt.

Meine Sorge war, dass man mich von meiner aktuellen Firma weglocken wollte (mit der Gruppenleiter-Stelle) um mich dann doch als Sachbearbeiter zu beschäftigen.

Hätte ich Eurer Meinung nach vielleicht eine genauere Formulierung im Vertrag forcieren sollen (z.B. "ab dem 01.06.2012 Gruppenleiter", ohne wenn und aber) oder war meine Ablehnung das Richtige? Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Vielen Dank für Eure Meinungen!

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WiWi Gast

Re: Einstieg als Nachfolger (Mitarbeiter geht in Rente)

Vertraglich fixiert "Gruppenleiter ab dem 01.06.2012" halte ich für die einzige annehmbare alternative. Sonst kommt irgendein schmodder dazwischen und du bist der gepeitschte. Wenn sie dich wirklich auf die Stelle setzen wollen wäre das dann wohl kein Problem gewesen.

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WiWi Gast

Re: Einstieg als Nachfolger (Mitarbeiter geht in Rente)

Interessante Konstellation. Aus meiner Erfahrung: personalberater sind sehr geschickt agierende Verkäufer. Das muss Dir klar sein. Sie haben nicht Deine Karriere im Blick, sondern ihre Provision.

Auch der künftige AG hat sich in Deinem Fall nicht clever verhalten. Die genannten Argumente sind mE Blödsinn. Wenn Du Teamlead werden sollst, sollte man das auch so in den Vertrag schreiben. Für mich stinkt diese Sache zum Himmel. Ich gehe davon aus, dass man hier eine Sachbearbeiterstelle geschickt verkaufen wollte.

Deine Entscheidung abzusagen war aus meiner Sicht richtig.

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WiWi Gast

Re: Einstieg als Nachfolger (Mitarbeiter geht in Rente)

Das hast Du genau richtig erkannt!
Man macht Dir Hoffnungen und Versprechungen - aber auf dem Papier (maßgebend) sieht es anders aus. Alles reinste Verkaufspsychologie auf "höherem Niveau".
Der Vertrag ist entscheidend und keine mündlichen Absprachen. Vielleicht will man Dir die Position anbieten, hält sich aber alle Optionen offen (man sucht weiter Kandidaten).
Und was heißt bei erfolgter Einarbeitung? Wie ist das genau definiert? Dauer? Gruppenleiter von was? Genaue Verantwortlichkeiten? Für wie lange? Unbefristet?

In der Probezeit kann man auch viel machen: Weiter Bewerber suchen und dem Neuling ohne Angabe von Gründen kurzfristig kündigen. Alles kein Problem und rechtlich möglich.

Wenn das ein seriöses Unternehmen ist, schreibt man klar und unmissverständlich alle Angaben genau in den Vertrag. Warum tun die das nicht? Sie wollen sich nicht festlegen/verpflichten. Du sollst das aber: "Alten" Arbeitgeber kündigen, neue Firma, Probezeit, neues Risiko.
Läuft es schief, wirst Du gekündigt und stehst ohne Job da. Wieder neu bewerben und dann die Lücke bzw. die erklärungsbedürftige Zeit im Lebenslauf. Evtl. noch Ärger mit dem Zeugnis o.ä.

Mich wollte eine Firma auch mal mit Freundlichkeit, zig Versprechungen und Überrumpeln "ködern": Gutes Gehalt, Aufstiegschancen, Verantwortung. Alles sehr kurzfristig, den Vertrag habe ich einen Tag vor Beginn bekommen.
Was las ich da: Befristeter 1-Jahres-Vertrag, statt xy-Position plötzlich "nur" Mitarbeiter in Abteilung z, Monats-Brutto auch viel weniger (weil Sonderzahlungen o.ä. erst bei mind. 1 Jahr Zubehörigkeit und bei entsprechendem Umsatz gezahlt wurden). Schon unverschämt, was sich manche Firmen erlauben. Bin übrigens in meiner "alten" Firma (unbefristet) geblieben.

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WiWi Gast

Re: Einstieg als Nachfolger (Mitarbeiter geht in Rente)

Ich frage mich immer bei solchen Sachen: Warum schreibt das Unternehmen die Position nicht öffentlich aus, sondern sucht "verdeckt" über einen Vermittler?
Steht die Anzeige evtl. auf der Webseite des Unternehmens?
Wird der Vorgänger evtl. vorzeitig "in Rente geschickt" oder als "Älterer" damit unter Druck gesetzt? War dieser beim Gespräch dabei?
Kein blickt hinter die Kulissen...

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WiWi Gast

Re: Einstieg als Nachfolger (Mitarbeiter geht in Rente)

Laß' die Finger davon, da ist was faul...
Warum nehmen keinen internen Bewerber? Wenn das ein bekanntes Unternehmen ist, haben die mit Sicherheit einen Betriebs- oder Personalrat. Und dann wird vorrangig mit den eigenen Leuten besetzt. Wahrscheinlich war das eine ganz normale Sachbearbeiter-Position mit der evtl. Option auf eine spätere Gruppenleitung (so wie im Vertrag angedeutet). Und die eigenen Leute kennen den Laden und wissen um die Realität. Also holt man sich jetzt externe Bewerber und verspricht ihnen alles mögliche - nur der Vertrag ist noch der alte...

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WiWi Gast

Re: Einstieg als Nachfolger (Mitarbeiter geht in Rente)

Wichtigste Praxisregel:

"...wer schreibt der bleibt...!"

Alles was du nicht schriftlich hast, ist keinen müden Cent wert!

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WiWi Gast

Re: Einstieg als Nachfolger (Mitarbeiter geht in Rente)

Echt kuriös der deutsche Arbeitsmarkt.

Hast Du die Stelle angenommen? Ich würde die Finger davon lassen, an der Sache ist irgendwas faul.

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