Ich habe vor vielen Jahren als Werkstudent mal bei einer Personalvermittlung mit Schwerpunkt technische Berufe gejobbt und ein paar Einblicke bekommen, da ich mit den Vermittelrn im Großraumbüro zusammen saß und ihnen beim telefonieren zuhören konnte. Ich hab nur die Bewerberdatenbank gepflegt, selbst nicht vermittelt.
Der Job für die Vermittler sieht im Grunde so aus: Du bekommst jede Woche / jeden Tag ein paar Stellenbeschreibungen von den Kundenunternehmen. Die Kundenunternehmen sind meistens Stammkunden. Du bekommst nur eine Stellenbeschreibung, die aus ein paar Sätzen besteht. Es gibt ein paar technische Kenntnisse, die gesucht werden und ggf. Führungserfahrung, evtl. auch. mal bestimmte Sprachkenntnisse. Dann suchst du erst mal in der Datenbank, ob es passende Matches gibt. Wenn nicht, machst du dich im Internet auf die Suche.
Wenn du einen passenden Kandidaten gefunden hast, rufst du den Menschen an. Es geht dann darum schnell herauszufinden, ob er wirklich den Anforderungen des Kunden entspricht (falls es Zweifel gibt) und dann versuchst du herauszubekommen, ob der Kandidat sich überhaupt bei dem Unternehmen bewerben will. Da werden dann Sachen gefragt wie Gehaltsvorstellung, Reisebereitschaft oder in welcher Region oder bei welchem Unternehmen er auf keinen Fall arbeiten will.
Wenn es passt, wird ein Vorstellungsgespräch vermittelt. Die Provision wird dann z. B. nach Ende Probezeit gezahlt.
Die Personalagentur verdient natürlich nur Geld, wenn sie erfolgreich vermittelt. Dazu gehört dann schon eine gewisse Überredungskunst. Denn für leicht zu besetzende Stellen wird eher selten eine Agentur beauftragt. Da geht es dann um Einsätze im Ausland oder darum, eine Fachkraft mit ganz speziellen Kenntnissen für schmales Geld zu bekommen. Umgekehrt auf der Unternehmensseite muss der Vermittler die Kandidaten natürlich auch verkaufen. Es sind keine bösen Menschen. Es ist halt ein Vertriebsjob. Die wissen halt auch nicht, ob der Kandidat wirklich passt oder nicht oder ob es für ihn wirklich die beste Entscheidung ist, den Job zu wechseln. Sie müssen vermitteln.
Vorteile für Bewerber? Ich sehe eher keine. Es werden eh nur Stellen vermittelt, die sicher auch in irgendeiner Weise anderswo ausgeschrieben sind. Wenn du ein gefragter Bewerber bist, kannst du auch selber suchen. Wenn du kein gefragter Bewerber bist, können die dich auch nicht vermitteln.
Vorteile für Unternehmen? Naja, ich hatte so den Eindruck, dass man sich gerne mal hinter einer Agentur versteckt, wenn man geringe Gehälter zahlen will. Denn Kandidaten erfahren das Kundenunternehmern erst, wenn sie wirklich passen und sich auch bewerben. Manchmal steckten hinter den Gesuchen richtig große Konzerne, die aber wenig Gehalt zahlen wollten. Außerdem spart sich die In-House Personalabteilung auch mal Zeit, wenn es um wirklich schwierig zu besetzende Stellen geht (meistens die mit dem Auslandseinsatz).
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