WiWi Gast schrieb am 07.05.2022:
Der Einkäufer schrieb am 06.05.2022:
WiWi Gast schrieb am 06.05.2022:
Ich lese schon seit langer Zeit diese spannende Diskussion mit und möchte meine Gedanken teilen.
Kurz zur besseren Einordnung ein paar persönliche Daten: Verheiratet, 35 J und 38 J alt, promovierter Chemiker und Chemieingenieurin, keine Kinder, Haushaltseinkommen von 200 k€/a brutto, wohnhaft im Einzugsgebiet von Frankfurt, liquides Vermögen 200 k€ in Aktien/ETF und 50 k€ Cash. Keine Unterstützung der Eltern oder Erbe vorhanden.
Derzeit wohnen wir in einer schön gelegenen Mietwohnung mit 110 qm für 900 €/m Kaltmiete.
Schon seit vielen Jahren beobachte ich den Immobilienmarkt in meiner Region und träume schon seit dem Ende des Studiums von einem Haus mit kleinen Garten.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass 2012 ein Neubau-EFH gleich zum die Ecke angeboten wurde. 200 qm, Doppelgarage, 450 qm Grundstück für damals 400 k€. Hätte mit Kaufnebenkosten also ca. 450 k€ gekostet. Die Zinsen lagen damals bei 3 % für 20 Jahre.
Das hatte sich damals machbar angehört: 150 k€ EK ansparen bis Mitte 30, Kredit 300 k€ @ 3 % für 20 Jahre und abzahlen mit 1700 €/m. Wohlgemerkt für ein freistehendes EFH mit 200 qm! Eigentlich ist das schon viel zu groß, uns würden 150 qm mehr als ausreichen,
Heute liegt der Angebotspreis für solche Objekte bei 750-1000 k€. Mit Kaufnebenkosten dann mind. 825 k€. Würden wir unser gesamtes liquides Vermögen von 250 k€ einsetzen, müssten wir also mind. 575 k€ Kredit aufnehmen.
Das ist für uns zu teuer bzw. wir wollen uns das nicht leisten.
Bevor wir uns weiter mit dem Thema beschäftigen, müssten die Preise wieder auf ein Niveau von 500 k€ für ein Neubau-EFH oder 400 k€ für ein Neubau-Reihenhaus sinken.
Lol, das wird auch in 100 Jahren bei 30% Zins nicht passieren
Dann bleibt besser in eurer mietwohnung die brutal günstig ist (aufm Land?)
Mieten werdet ihr so ne wohnung in 10 Jahren für 3k kalt
Wieso, wenn die Preise fallen kann er sich es doch locker leisten in ein paar Jahren.
Ich habe mich in letzter Zeit mit dem Gedanken angefreundet Mieter zu bleiben. Lage unserer Mietwohnung ist kein direktes "Land" bzw. Lage ist immer relativ. Zur Veranschaulichung: Unser Wohnort hat ca. 30000 Einwohner und in 40 min ist man dem Auto oder Bahn in FFM-Innenstadt.
Letztendlich ist für mich der Kauf einer Immobilie eine Abwägung zwischen erwarteter Rendite (eventuelle Wertsteigerung, Einsparung Miete, "besseres" Lebensgefühl, Entfaltungsmöglichkeiten,...), Aufwand (Abtrag Kredit, keine Rendite aus dem Depot, Instandhaltung, Verantwortung,...) und Risiko (eventuelle Wertminderung, geringe Flexibilität, Risiko bei Scheidung/Krankheit/Jobverlust,...).
Derzeit ist (für mich!) das Verhältnis zu stark zum Mieten verschoben.
In unserem Bekanntenkreis haben in den letzten Jahren nur Beamtenpaare (z.B. Richter und Lehrerin) und Gutverdiener mit zusätzlichen Geldgeschenken der (Groß-)Eltern gebaut oder gekauft. In diesen Gruppen denkt niemand über Risiko/Rendite nach, sondern es wird einfach gekauft/gebaut "weil man es kann" (bzw. man sich den Luxus gönnt, oder Milchmädchenrechnung Immobilie = Betongold/risikoloses Investment mit Gewinngarantie).
In Deutschland ist mieten aufgrund der freundlichen Gesetzgebung äußerst entspannt. Quasi kein Risiko, hohe Flexibilität und als Gutverdiener ist man bei Vermietern gern gesehen (= große Auswahl an Mietobjekten). Wenn unser Depot in 10 Jahren genug abwirft, darf die Wohnung auch 3000 € pro Monat kosten. Sehe ich aber eher nicht kommen, weil derzeit das Mediannettoeinkommen in Deutschland je Haushalt bei < 4000 € pro Monat liegt.
Letztendlich sind meine Gedanken und Beobachtungen aber aus der Blase/Brille "relativ gutverdienender Naturwissenschaftler" gesehen.
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