Ob Miete oder Kaufen die bessere Wahl ist lässt sich pauschal nicht beantworten.
Beides hängt zuviel von der individuellen Situation ab, vom eigenen Geschick und auch von Glück.
Zum Thema 40% Verlust des DAX im März: So what?
Wer nicht verkauft, hat auch keinen realen Verlust. Wer sofort verkaufen muss, hat erstens die falsche Anlageklasse (Aktien) oder zumindest den falschen Anlagemix (zuviele Aktien) gewählt (warum auch immer, kann auch einfach Pech sein) und hätte beim Hausverkauf durchaus die Chance auf ähnliche Verluste: Markler, Notar, Grunderwerbssteuer sind sowieso weg, bei einem Eilverkauf zu ungünstigen Zeiten geht das Haus vielleicht unter Einstandspreis weg, auf den restlichen Kredit werden hohe Vorfälligkeitsentschädigungen fällig.
Genauso kann man mit Immobilien gold richtig liegen, günstig kaufen und später teuer verkaufen. Ich hab im Bekanntenkreis einen Fall, der seine Wohnung vom Vermieter gekauft hat und dessen Rate nachher geringer wart als die Kaltmiete.
2012 hab ich mich für eine Wohnung interessiert. Das Mietshaus wurde nach und nach in Eigentumswohnungen umgewandelt. Preis 120k, sanierungsbedürftig. Hat dann doch nicht gepasst, im selben Haus wurde ein Stückwerk höher 2015 eine schnittgleiche Wohnung frei, auch sanierungsbedürftig: 150k Euro. Da haben alle (wie heute viele) gesagt: lieber nicht, viel zu teuer, Blase usw.
Im letzten Jahr ist dann in dem Nachbarhaus wieder eine Wohnung (gleiche qm Zahl) aufgetaucht: 200k.
2012 dort zu kaufen (ohne Markler), im letzten Jahr dann mit 60%+ Gewinn verkaufen und in der Zwischenzeit weniger Zinsen als Miete zu zahlen hätte sich sehr gelohnt.
Wird das heute noch möglich sein? Vielleicht. Auch 2015 konnte man überall lesen, dass es so nicht weitergeht...
Darüber hinaus ist Immobilienbesitz auch komplizierte Sache, wenn man selbst darin wohnt. Es ist kein reiner Konsum, aber auch keine reine Investition.
Ich baue im Moment ein Haus und habe anschließend eine höhere monatliche Belastung als jetzt. 1200 warm vs. 1900 warm. Und etwa 60k Eigenkapital sind auch weg.
Dafür steigt meine Wohnfläche von 72 qm zu 155qm, mein Keller von 6qm zu 74qm (auch als Wohnraum nutzbar), mein Garten von 0qm auf 700qm (+400qm Haus/Hof), meine Stellplätze von 1 auf 3 und meine Lage verändert sich von verkehrstechnisch sehr gut/hässlich, auf ruhig. Die Wohnung jetzt hat keine Rollläden, ist alt und schlecht geschnitten, schlecht isoliert und mein Vermieter wird demnächst das Bad neu machen und die Miete liegt dann (allgemeine Erhöhung plus Modernisierung) bei 1400 warm.
Ich habe sehr viele verschiedene Szenarien durchgerechnet, Opportunitätskosten, Wertentwicklung, periphere Kosten und je nach Annahmen komme ich auf ein klares Bauen bis hin zu einem klaren Auf keinen Fall Bauen. Je nach Parameter (v.a. Mietsteigerung, Wertentwicklung, Zinsentwicklung und Aktienentwicklung als alternative Anlageklasse).
Was am Ende besser wäre, werde ich nie erfahren weil ich selbst retrospektiv nur mit Annahmen arbeiten kann: Hätte ich wirklich alles gespart? Welche Anlageklassen hätte ich wie genutzt? Wie hätte sich meine Miete entwickelt?
Aber da noch der Konsumfaktor dazukommt, kann ich relativ sicher sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Würde ich ein Haus mit gleicher Ausstattung und Lage mieten, wäre ich nicht wesentlich günstiger in der Monatsrate, vermutlich sogar etwas drüber. Also eher die Frage, wieviel Wohnraum ich konsumieren möchte und in welcher Ausstattung und Lage. Vielleicht kostet mich das gegenüber anderen Anlageklassen am Ende 200-300 Euro pro Monat. Vielleicht auch mehr, vielleicht weniger oder es bringt sogar was. Aber 200-300 Euro pro Monat bei dem Gegenwert als Konsum ausgeben ist okay für mich :)
Zur Ursprungsfrage:
Mal ein anderer Input.
Wenn du Bauen willst sieh die den Baupreisindex an. Pro Jahr wird es etwa 3% teurer (Grundstückspreise außen vor), mal mehr, mal weniger. Die Rendite solltest du Netto mit deinen Ersparnissen erreichen, damit sich das Sparen auf das Haus lohnt. Beim Kauf sieht es anders aus, aber auch da würde ich eine ähnliche Berechnung durchführen, damit du für dich entscheiden kannst, wann du das Thema angehst. Auf jeden Fall sollte dein Eigenkapital stärker Wachsen als die Preise steigen. Wenn du also ein 300k Neubau erreichten willst, wird der nächstes Jahr 309k kosten. Wenn du nur 5k sparen kannst ist es schwierig, dann musst die Sparrate perspektivisch erhöhen (z.B. Gehaltssteigerung) oder Alternativen finden. Bei Bestandsimmobillien ist auch Preisverfall möglich, bei Neubauten eher unwahrscheinlich (immer schärfere Auflagen, Inflation auf Material, höhere Lohnkosten).
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