"Auch berücksichtigen: Minutengenaue Jahresabrechnung, wer welche Tätigkeiten im Haushalt verrichtet, wer Bürokram? Kilometergeld, wenn der eine mit dem Auto zum Einkaufen fährt? Bodenabnutzungsgebühr, schön gestaffelt nach Gewicht und verwendetem Schuhwerk, ganz wichtig!"
"Ach, da kann man sich so richtig ausleben als Pfennigfuchser.. schade fast, das wir einfach nur verheiratet sind und uns für Gütertrennung einen Dreck interessieren..."
So ziemlich jedes Paar denkt wohl, dass die eigene Partnerschaft etwas ganz besonderes ist, ewig währt und auf keinen Fall scheitern kann.
Diejenigen, die beispielsweise mit einem Ehevertrag für einen Fall des Scheiterns Regeln aufstellen werden mit im ersten Absatz zitierten Übertreibungen lächerlich gemacht. Zusätzlich wird im anderen Beitrag eine romantisch-idealisierte natürlich allgemein gültige Definition von Partnerschaft aufgestellt.
Ich mit Mitte 30 habe in meinem Verwandtschafts-, Frendes-, Bekannten- und Kollegenkreis schon viele Ehen scheitern sehen. Die unglücklichen, aber existierenden Ehen klammere ich sogar bewusst aus. Ich kenne 2 Fälle, bei denen das Scheitern der Ehe auch zum Jobverlust geführt hat. Meist zieht sich eine Scheidung ja über einen langen Zeitraum, der Mitarbeiter ist dauerhaft neben der Spur, die Leistung sinkt auf ein Minimum, es gibt auch längere Fehlzeiten. Einer der zwei Fälle ist ca. ein halbes Jahr nach Scheidung / Jobverlust an Herzversagen gestorben. Bei einem anderen Fall ist die Person ernsthaft psychisch krank geworden, geschlossene Anstalt, Tagesklinik, Reha, starke Medikamente. Schwerbehindert.
Von einem weiteren Fall weiß ich, dass er mit Ende 40 zwar das Haus (wertmäßig überschaubar, da unattraktive Gegend) bekommen hat, aber sämtliche sonstigen Ersparnisse los ist. 30 Jahre geschuftet und fängt finanziell quasi wieder bei 0 an.
Vielleicht sind das 3 Ausnahmefälle und die meisten Scheidungen gehen friedlich und freundschaftlich vonstatten.
Auch bemerkenswert finde ich, dass sich viele Leute getreu den gängigen TV-Spots damit rühmen, was für tolle "Finanzmanager" sie doch seien, wenn sie regelmäßig anhand von Vergleichsportalen im Internet den günstigsten Tarif für Strom, KfZ-Versicherung, Handyvertrag oder Kredit rausfinden. Von richtig großen, relevanten Dingen wie Zugewinngemeinschaft, nachehelicher Unterhalt, Rentenanwartschaft hat man hingegen quasi noch nie was gehört.
Auch kenne ich 2 Fälle bei denen ich ein Teil des Paares vor der Hochzeit gefragt habe, ob denn ein Ehevertrag geplant sei. Als Antwort habe ich erhalten: "Ich würde mich gerne damit befassen, aber ich weiß nicht, wie mein Gegenüber das auffassen würde, also spreche ich das Thema lieber nicht an." Haben solche Leute wirklich vor, den Rest des Lebens mit jemandem zu verbringen, mit dem man nicht offen reden kann? Das ist für mich der pure Wahnsinn.
Ich finde es ist das allerhöchste Zeichen von Vertrauen und Wertschätzung, wenn man mit seinem Partner offen über einen solchen Vertrag reden kann und gemeinsam eine für beide Seiten als fair empfundene Lösung erarbeitet.
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