Mal was zum Thema Stadt vs. Land.
Ich bin mittlerweile 35 und stolzer Papa eines 2-Jährigen Sohnes.
Ich bin so richtig angenehm aufgewachsen. Reihenhaus am Stadtrand - noch Stadtgebiet, aber direkt an endlosen Feldern, Wäldern, Wiesen gelegen. Mit 10 ging es dann aufs Gymnasium in der Innenstadt. Da war ich dann Tür-zu-Tür auch innerhalb von 30 Min. mit der Straßenbahn. Das hat mich irgendwie geprägt. Es war das beste aus 2 Welten. Als Student dann natürlich mitten drin in verschiedenen Städten gewohnt, auch die ersten Jobjahre noch. Da war es eifnach super, auch mal ganz spontan, ins irish Pub um die Ecke zu laufen um abends Champions League zu gucken (als das alles noch ging :).
Feiern geht man irgendwann mit 30 eh nicht mehr. Mit dem Nachwuchs hat sich dann natürlich alles komplett geändert. Wir haben dann auch lange nach einem Haus gesucht, aber wir wollten auch nicht wegen der niedrigeren Preise weit raus kaufen. Das kommt für mcih bis heute nicht in Frage. Warum? Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber die Menschen hier auf dem Land sind "anders". Wir haben 2 Jahre zur Miete im erweiterten Speckgürtel gewohnt. Es ist im Durchschnitt ein ganz anderer Schlag. Konservativer, viel weniger Akademiker. Einfach keine urbane, studierte Mittelschicht. (Achtung - ich habe so gar ncihts gegen Handwerker, aber ihr wisst glaub ich grundsätzlich, was ich meine). Ich unterhalte mich mit meinen Freunden halt gerne über coole Fahrräder, Verkehrspolitik, gute Lebensmittel, gutes Essen, Bouldern, Sport und andere Länder, Reisen und Kulturen. Nicht über Autos oder die bösen Flüchtlinge. Mit dem Kinderfahrradanhänger und nur einem Auto im Haushalt waren wir schon richtige Exoten. Ich würde da niemals ein Haus haben wollen und mich da binden. Klar - mit kleinen Kindern passt das. Aber die werden auch groß und wollen spätestens mit 14 sowieso erstmal nicht mehr so viel mit Mama und Papa zu tun haben wollen. Da ist das Haus dann bei weitem nicht abbezahlt. Der Gedanke, dass wir als Paar mit Mitte 45 in unserem noch nicht abbezahlten Haus auf dem Land wohnen und 45 Min. mit dem Bus zum Theater oder Restaurant in der Stadt brauchen, fanden wir furchtbar. Aber wenn die Kids größer sind, dann kann man auch wieder weg gehen - auf Konzerte, gut Essen gehen und einfach wieder ins urbane Leben eintauchen. Aber das muss jeder für sich selbst wissen.
Wir haben auch sehr gute Freunde, die aus Preisgründen rausgezogen sind. Ja schön - das Haus hat 150k weniger gekostet. Die haben auf ewig 2 Autos, brauchen 30 Min. mit dem Auto in die Stadt. Haben dann auch ordentlich noch was ins Haus gesteckt. Wir haben am Stadtrand für 150k mehr gekauft. Das Beste aus 2 Welten. Direkt am Wald, super Wohngegend. Nicht snobby, aber auch nicht dörfisch. 7 min. zu Fuß zur Straßenbahn, dann 10 Min. mit der Bahn in die innenstadt. Mit dem fahrrad bin ich in 15 min. in der Innenstadt.
Wenn wir irgendwann mal unsere Häuser verkaufen, werden wir unabhängig von den Preisen sehr wahrscheinlcih auch erheblich mehr für unser Haus bekommen als unsere Freunde auf dem Land. Aufs Leben gesehen, "spart" man wahrscheinlcih gar nichts, wenn man das günstigere Haus weit draußen kauft. Es ist also finanziell auch nicht unbedingt sinnvoll. Und wenn die Preise mal sinken, dann haben wir auf dem Land den viel größeren Einbruch als in der Stadt.
Und nochmal zum Thema Schlag Menschen: Der Punkt kommt mir immer viel zu kurz in den Diskussionen. Ich möchte nicht auf dem Land wohnen. Das ist nicht mein Schlag.
WiWi Gast schrieb am 09.09.2020:
WiWi Gast schrieb am 09.09.2020:
Alles unter 30kEuro pro QM für Neuabu in Düsseldorf City ist ein Schnäppchen
Düsseldorf ist mMn total überteuert und ein Sinnbild für die Blase. Die Stadt weder schön noch hat sie irgendein Flair. Daneben hast du x Städte und Gemeinden in denen man genauso gut wohnen kann mit noch passabler Pendeldistanz. Durch Corona ist das eingepferchte Leben in Pempelfort und Co. unattraktiver geworden aber vor allem die zunehmende Home-Office Bereitschaft der Unternehmen wird den Stadtpreisen zu schaffen machen. Denn dann kann man genauso gut irgendwo im gut angebundenen Umland leben und max 2-3 pro Woche in die Stadt mal ins Büro pendeln.
Wohne übrigens selbst recht zentral in Düsseldorf. Aber bspw. ein guter Freund zieht Anfang 2021 weg obwohl sein Unternehmen in Ddorf sitzt, einfach weil durch die feste HO-Regelung ganz neue Wohnorte in Frage kommen.
Also sind die Millenials die neuen Boomer 2.0
Sorry aber es ist leichtsinnig nur wegen einer Homeoffice Regelung nun aus der Stadt rauszuziehen.
Wie macht er es wenn er Feiern oder ins Restaurant geht? Jeden Abend dann 250 EUR fürs Taxi zurück bezahlen, oder besoffen Fahren? Oder schränkt er seine Lebensqualität und macht diese Dinge dann gar nicht mehr?
Man lebt in der Stadt nicht wegen seinem Job, sondern weil man seine Freizeit hier verbringt. Hier gibt es Fußballstadien, viele Kinos, Bars, Restaurants, Konzerte, Kultur. Gerade in jungen Jahren macht man viele von diesen Sachen mit und lebt deswegen auch in der Stadt.
Kenne eine Freundin die ans Land gezogen sind. Schönes Haus mit See, aber und nun auch schon oft meckert, weil ihnen die pendelei auf die Nerven geht (1 Stunde hin und 1 Stunde zurück) für einen Kinoabend. Bei weggehen kann sie nur 1-2 Gläser Wein trinken, richtig party machen ist nicht mehr drinnen.
Auch bekommt sie deutlich seltener Besuch mittleweile, weil sich auch kaum jemand die Pendelei antun möchte.
Wenn sie die Wahl hätte, dann hätte sie am liebsten das gleiche Haus in der Stadt. Aber das kann sie sich natürlich nicht leisten.
Das ist halt wiederum ein anderes Extrem. Wer beispielsweise in Frankfurt arbeitet, aber im Umland zu Aschaffenburg oder Hanau wohnt, der pendelt vll 40min zur Arbeit, in die nächst größere Stadt zum 'feiern' oder 'Kino' aber halt nur 10-15min, da meckert sicherlich keiner. Wer natürlich 1h von Frankfurt weg aufs tiefste Land zieht und mit Frankfurt die nächste Stadt hat, der muss eben auch wissen worauf man sich einlässt.
Für mich käme nur etwas wie o.g. in Frage: Kleine Stadt/Dorf in der Nähe einer größeren Stadt ca. 80-120k Einwohner, in der man alles hat, max. 45min von Frankfurt (Arbeitsplatz bei mir) weg und eben auch 'nur' 45 min falls man doch mal schicker einkaufen/essen/feiern will, Flughafen etc.
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