Studiengebühren - Die Mär vom talentierten Arbeiterkind
In Deutschland müssen Eltern für den Kindergartenplatz ihrer Sprösslinge bezahlen der spätere Studienplatz wird jedoch weitgehend unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Im Ausland ist der Vorschuss aufs Diplom gang und gäbe. Trotz Gebühren studieren dort mehr junge Leute als hierzulande.
In Australien wurde 1989 das Higher Education Contribution System, HECS, eingeführt. Dabei zahlen Studenten die aufgelaufenen Studiengebühren erst nach Studienende und bei Überschreitung eines jährlichen Mindesteinkommens von etwa 25.000 australischen Dollar ab. Je nach Einkommen müssen zwischen 3 und 6 Prozent des Verdienstes an den Staat abgeführt werden. Durch Kredite und andere Maßnahmen konnte verhindert werden, dass die jungen Leute wegen der Gebühren auf ein Studium verzichten.
In Großbritannien können alle Studenten (unabhängig von ihrer finanziellen Situation) auf 75 Prozent der maximalen Darlehenssumme von 4.700 Pfund im Jahr zurückgreifen. Erst bei der Gewährung des letzten Viertels wird die Bedürftigkeit geprüft. Das Darlehen ist zinslos und die Rückzahlung erfolgt nach Studienabschluss, sofern ein Einkommen vorhanden ist.
In den Niederlanden können die Studenten die Studiengebühren und die Lebenshaltungskosten ebenfalls durch die Aufnahme eines Kredits finanzieren. Daneben existiert eine relativ niedrige Grundförderung und eine Zusatzförderung für Bedürftige. Die Darlehenshöchstbeträge sind in den letzten Jahren stark angestiegen, während die Förderbeträge zurückgefahren wurden. Die Rückzahlung beginnt zwei Jahre nach Studienende und erstreckt sich über einen Zeitraum von 15 Jahren. Insgesamt werden die Darlehen, seit sie verzinst werden, nur noch recht selten in Anspruch genommen und später zurückgezahlt. Früher wurden sie häufig unmittelbar nach Studienende abgegolten. Beides spricht für erhebliche Mitnahmeeffekte.
In den USA schätzen die Unis Genie mehr als Geld. Die Bewerber werden unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund in einem Test auf ihre akademische Eignung hin untersucht. Erst nach Bestehen wird über die Finanzierung des Studiums gesprochen. Die Palette der Förderungen reicht von nicht rückzahlbaren staatlichen Zuschüssen bis hin zu staatlichen und privaten Darlehen.
Der österreichische Staat gewährt finanziell bedürftigen Studenten eine Studienbeihilfe; alle anderen können Studienzuschüsse beantragen. Privatbanken gewährt der Staat eine Zinssubvention von 2 Prozentpunkten bei der Vergabe von Studentendarlehen. Darlehensmodelle, die über Geldinstitute abgewickelt werden, dürften hierzulande ebenfalls starke Befürworter finden zumal Bund und Länder wegen der angespannten Kassenlage kaum als Kreditgeber in Frage kommen.