WiWi Gast schrieb am 12.05.2021:
MINT ist ein weites und komplexes Feld und ganz schwer unter einen Hut zu bringen. Es hängt nicht nur von dem Fach ab, das du wählst, sondern auch von der Richtung in der du dich da später vertiefst. Und bei jedem Fach wirst du Vertiefungsrichtungen finden, mit denen es nahezu ausgeschlossen ist, viel Geld zu verdienen. Andersherum gibt es aber nichts, das dir garantiert später mal viel zu verdienen. Und das ist unabhängig von den Noten. Es ist hier ein weit verbreiteter Irrglaube, dass eine bessere Abschlussnote automatisch zu mehr gehalt führt.
Einige Unterschiede zwischen den Bereichen kann man aber schon ausmachen:
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Bei Mathe gibt es eine sehr große Bandbreite, aber auch sehr abhängig von der Vertiefung. Du kannst dich Problemlos in den Elfenbeinturm einschließen und Dinge tun, für die dir außerhalb der Uni niemand einen Cent zahlen wird. Auf der anderen Seite kannst du auch in eine Richtung gehen, die dich später zu Versicherungen und Banken bringt, die durchaus ansehenliche Gehälter zahlen. Willst du die große Kohle kann man aufs Investmentbanking zusteuern. Das zahlt man aber mit Lebenszeit. Auf die breite Masse gesehen sind die hoch bezahlten Stellen aber recht wenige.
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Informatik boomt seit einiger Zeit. Die Nachfrage ist hoch und die Jobaussichten gut. Auch hier hängt viel von der Spezialisierung ab, aber es ist eher umgekehrt als bei Mathe, das meiste eignet sich gut zum Geldverdienen, daneben gibt es ein paar Elfenbeinturm-Vertiefungen. Die großen Themen gerade sind Big Data und KI, wenn du da wirklich gut bist, kannst du auch gutes Geld verdienen. Der Durchschnittsinformatiker wird aber auch nicht reich, und wird bspw. nicht an einen Arzt ran kommen.
- Naturwissenschaften sind auch sehr breit gestreut. Man kann mit allem etwas finden das gut bezahlt ist, aber die Wahrscheinlichkeit ist unterschiedlich. Ohne groß Daten zu kennen würde ich sagen die Reihenfolge ist Chemie > Biologie > Physik.
Um da mal als Physiker dazwischen zu krätschen. Dein Ranking passt nicht.
Biologen haben mit Abstand die größten Schwierigkeiten überhaupt was zu finden. Die Meisten bleiben Arbeitslos und werden aus Verzweiflung Lehrer.
Chemie läuft nur in der Pharma gut, aber da will nicht jeder hinn. Kenne unzählige Chemiker, die mir vorjammern, dass es in der Chemie sehr schwer ist, was Vernünftiges zu finden, wenn man seine Moralvorstellungen nicht über Board werfen will.
Physiker haben die Meisten Möglichkeiten. Sämtliche technischen Großkonzerne haben umfangreiche Entwicklungsabteilungen. Und das ist nicht nur E-Technik, sondern so gut wie alles was technisch ist. Physiker machen fachlich später nur selten exakt das, in was sie auch promoviert haben, sondern springen quasi flexibel in andere Bereiche. Desshalb auch am Meisten Möglichkeiten.
Selbstläufer sind aber alle nicht. Bei Chemie gibt es aber mit Chemie und Pharma einen ganzen Wirtschaftszweig mit einigen DAX-Unternehmen dahinter, da kommt nicht jeder rein (und wie gut die Chancen dafür sind hängt auch, ih wunder, wieder von der Vertiefung ab), aber wer rein kommt, verdient direkt überdurchschnittlich gut. Dafür hast du aber auch quasi einen Promotionszwang. Biologie kann auch gute Möglichkeiten bieten, gerade wenn es Richtung Biotechnologie und Pharma geht, es gibt aber mehr brotlose Vertiefungen als bei Chemie. Physik bietet dann wenig eigene Industrie, aber in Bereichen wie E-Technik oder der Halbleiterbranche gibt es auch gute Möglichkeiten. Aber auch sehr viele Bereiche die wieder nur im Elfenbeinturm existieren.
- Ingenieure laufen nicht wirklich Gefahr sich eine Richtung auszusuchen die nicht Praxisrelevant ist, dafür sind aber viele Bereiche überlaufen und es gibt viel Konkurrenz (die gibt's aber eigentlich überall). Du kannst bei entsprechender Studienrichtung in einige sehr gut zahlende Branchen (Chemie/Pharma, Automotive bzw. IGM generell, etc.). Aber in diese Branchen wollen viele, ein Selbstläufer ist das nicht.
Dazu kommt noch die Frage, wie du später arbeiten möchtest, soweit du das schon weißt. Es macht nochmal einen Unterschied, ob du eher eine Expertenkarriere machen möchtest, wo es vor allem um die Arbeit in/mit deinem Fachgebiet geht, oder um eine Führungskarriere, wo es mehr um die Arbeit mit Menschen geht.
Außerdem kann man noch mit eigentlich allen dieser Studienrichtung etwas fachfremdes tun und bspw. in die Unternehmensberatung gehen.
Die größten Chancen auf ein gutes Gehalt hast du meiner Meinung nach mit Informatik, Chemie oder einigen Ingenieursrichtungen, jeweils mit ihren ganz eigenen Vor- und Nachteilen. Vor allem wenn du dabei auch eine zumindest halbwegs vernünftige WLB haben willst. Geht es nur ums Geld bietet sich sowas wie Mathe -> IB an, der Stundenlohn ist da aber nicht wirklich gut.
Wenn dir mathematische und physikalische Themen besonders am Herzen liegen, würde ich davon Informatik nehmen. Vertue dich aber nicht, alle diese Fächer haben an der Uni nicht mehr viel mit dem zu tun, was man in der Schule gelernt hat.
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