Sind kapitalbildende Versicherungen sinnvoll?
Lebens- und Rentenversicherungen galten vor allem in den 1990er-Jahren als die besten kapitalbildenden Absicherungen. Heute haben sie aufgrund niedriger Zinsen und hoher Verwaltungskosten an Attraktivität eingebüßt. Lohnt sich der Abschluss einer solchen Police überhaupt noch?
Was sind kapitalbildende Versicherungen?
Kapitalbildende Versicherungen sind solche, mit denen sich bestimmte Lebensbereiche absichern und gleichzeitig Kapital aufbauen lässt. Die meisten dieser Versicherungen sind zeitlich befristet und dienen als Anlage für das Alter. Endet der Versicherungsschutz, wird das aufgebaute Vermögen in der vereinbarten Form ausgezahlt, beispielsweise als monatliche Rente oder als Einmalauszahlung.
Welche kapitalbildenden Versicherungen gibt es?
Lebensversicherung, Rentenversicherung und Unfallversicherung - mit bestimmten Policen aus diesen Bereichen kann man Versicherungsschutz und Kapitalbildung vereinen.
Kapitalbildende Lebensversicherung
Die bekannteste der kapitalbildenden Versicherungen ist die Lebensversicherung. Die Kapitallebensversicherung ähnelt der Risikolebensversicherung. Diese schützt die Familie vor dem finanziellen Ruin, wenn der Versicherte verstirbt. Diese Variante der Lebensversicherung ist vor allem dann sinnvoll, wenn ein Familienmitglied Hauptverdiener ist. Bei der Kapitallebensversicherung gilt grundsätzlich dasselbe, zudem beinhaltet sie die Option, sich eine vereinbarte Summe frühzeitig auszahlen zu lassen. Hierbei wird vom "Erlebensfall" gesprochen. Der Abschluss einer Kapitallebensversicherung ist mittlerweile jedoch für viele unattraktiv geworden: Aufgrund niedriger Verzinsung und hoher Provisions- und Verwaltungskosten gibt es nur eine sehr kleine Rendite. Es gibt dennoch einige Policen, die sich für den einen oder anderen lohnen können.
Voraussetzungen für eine lohnende Kapitallebensversicherung:
- Der Versicherte will seine Hinterbliebenen im Todesfall finanziell unterstützen.
- Verwaltungsgebühren und Provision sind äußerst niedrig oder entfallen.
- Der Versicherer ist zukunftsfähig und zuverlässig.
- Die Auszahlungssumme erhöht sich mit Einberechnung des Zinseszinseffekts.
- Der Versicherte kann sich die Beiträge der Kapitallebensversicherung ohne Anstrengung leisten.
Kapitalbildende Rentenversicherung
Eine kapitalbildende Rentenversicherung oder, einfach ausgedrückt, eine Privatrente, war ebenso wie die Lebensversicherung einst eine der beliebtesten Policen auf dem Markt. Heute ist sie als Geldanlage aber eher unattraktiv. Auch hier sind die niedrigen Zinsen, die hohe Versteuerung und die anfallenden Schlusskosten der Grund. Die Privatrente ist zwar noch immer für viele Menschen eine wichtige Maßnahme zur privaten Altersvorsorge, da die staatliche Rente nur noch sehr gering ist. Allerdings kommt es stark auf den Vertrag an, ob sich ein Abschluss lohnt. Viele Versicherer erheben zum Ende der Vertragslaufzeit eine Abschlussprovision und Verwaltungskosten. Die festgelegte Garantieverzinsung bezieht sich nicht auf die gesamte eingezahlte Summe, sondern nur auf den Betrag nach diesen Abschlussgebühren. Zudem müssen Renten, deren Verträge nach 2005 abgeschlossen wurden, komplett versteuert werden. Bei der Privatrente sollte deshalb genau auf die tatsächliche Rendite geachtet werden.
Voraussetzung für eine lohnende kapitalbildende Rentenversicherung:
- Verwaltungsgebühren und Provision sind äußerst niedrig oder entfallen.
- Der Versicherer ist zukunftsfähig und zuverlässig.
- Die Kosten bei der Auflösung sind gering.
Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr
Eine weitere kapitalbildende Versicherung ist die Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr. Diese Police ist unter Umständen für Versicherungsnehmer sinnvoll, die in ihrer Freizeit ein erhöhtes Unfallrisiko haben. Die Variante mit Beitragsrückgewähr bietet die Möglichkeit, sich für den Fall der Fälle abzusichern und gleichzeitig Geld anzulegen. Die meisten Versicherer legen zwei Depots an: Ein Teil des monatlichen Beitrags fließt in den Unfallschutz, der andere Teil in das Geldanlagedepot. Genau hier liegt der Grund, warum Experten von Policen mit Beitragsrückgewähr abraten: Die Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr ist in der Regel viel teurer als der normale Unfallschutz - gespart und verzinst wird aber nur ein kleiner Anteil der Versicherungsprämie. Ausgezahlt wird letztlich also nur eine Summe, die man im Vergleich zu einer normalen Unfallversicherung mehr bezahlt hat - und die verglichen mit anderen Formen der Geldanlage nur bescheidene Zinsen bringt. Ist die Verzinsung sehr hoch und die Vertragslaufzeit lang, bevor man sich das Geld auszahlen lässt, kann sich so eine Police lohnen. Meist ist es jedoch sinnvoller, eine Unfallversicherung und eine gesonderte Geldanlage abzuschließen.
Voraussetzung für eine lohnende Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr:
- Die Police bietet attraktive Konditionen, die sich mit anderen Geldanlagen nicht erzielen lassen.
- Die Vertragslaufzeit vor der Auszahlung ist lang.
- Die Kosten bei der Auflösung sind gering.
- Die Mehrkosten gegenüber der normalen Unfallversicherung sind gering.
Versicherungen bei Neuabschluss kaum als Geldanlage geeignet
Versicherungen sind für den Schutz wichtig! Eine höhere Rendite gibt es aber über reine Geldanlagen. Sich zu versichern und damit gleichzeitig Kapital anzuhäufen, klingt verlockend. In der Praxis allerdings gibt es viele Hürden; die meisten Policen bieten nur wenig Sparpotenzial. Ob sich der Abschluss lohnt, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Häufig ist die Rendite bei niedrigen Zinsen und hohen Verwaltungsgebühren und Steuern so klein, dass man sich nach anderen Geldanlagen umsehen und bei Versicherungen auf Schutz statt Sparen setzen sollte.
Achtung: Die Analyse bezieht sich auf den Neuabschluss einer Versicherung, nicht auf bereits bestehende Policen. Wer eine der genannten Policen bereits besitzt, sollte diese keinesfalls vorschnell kündigen, sondern deren Wert vorher noch einmal genau prüfen. Vor allem alte Lebensversicherungen sind heute immer noch gute Geldanlagen.