Teambildung beinhaltet schon eine gewisse Aufgaben- und auch Rollenverteilung. Jeder sollte daher das übernehmen, was er am besten kann - in dem Beispiel eben der Kaufmann die Kalkulation, der Designer den Entwurf, der Techniker die Fertigung und der Psychologe das Marketing und nicht quer durch die Fachgebiete jeder von allem ein bisschen. Und auch im sozialen Zusammenspiel braucht es beispielsweise das Alpha-Tier genauso wie den Kreativen, den Pragmatiker und den ausgleichenden Typ; Spezialisten und Generalisten.
Oft wird behauptet Gruppenergebnisse seien grundsätzlich besser als Individualleistungen. Das stimmt aber nicht unbedingt. Gruppendynamische Prozesse können genauso zu suboptimalen Ergebnissen führen, etwa aufgrund der Illusion der Einmütigkeit oder dem sogenannten sozialen Bummeln. Im ersten Fall wird eine superiore Lösung von einer mehrheitsfähigen, aber nur zweitbesten Lösung überstimmt. Wenn drei Teammitglieder als Lieblingsfarbe Pink haben, wird das Argument desjenigen ignoriert, der pinken Gartenstühlen einen Marktflop prognostiziert. Beim sozialen Bummeln wird die Sache hingegen unnötig prokastriniert, indem sich jeder auf den anderen verlässt, die Teamarbeit zum Selbstzweck und das Ergebnis nachrangig wird.
Selbstbewusstsein bedeutet sich seiner selbst bewusst zu sein - seiner eigenen Stärken und Schwächen - und diese zielführend in eine Teamarbeit einzubringen. Zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung eigener Stärken, insbesondere aber Schwächen gibt es häufig genug Unklarheit. Der eine empfindet sich als analytisch stark (und ist es möglicherweise sogar), kann seine Überlegungen aber schlecht kommunizieren bzw. präsentieren und gilt daher bei anderen eben gerade nicht als überzeugend. Umgekehrt können inhaltlich schwache Argumentationen oder inferiore Leistungen als überlegen wahrgenommen werden, wenn sie denn professionell vermarktet werden. Am Ende wird dann eine Hängematte als Gartenstuhl-Innovation gefeiert, die in einer anderen Teamkonstellation keine Chance bekäme.
Selbstbewusstsein hängt auch mit Durchsetzungsvermögen einerseits und Kompromissfähigkeit oder -bereitschaft andererseits zusammen. Das ist in der Praxis ein Kontinuum zweier Extreme: Wer seine Position - im inhaltlichen wie im organisatorischen Sinne - nicht zu verteidigen versteht, verliert über kurz oder lang. Gleiches gilt für vorschnelles oder übertriebenes Aufgeben, Einlenken oder Unterordnen der sozialen Hackordnung oder der Harmonie wegen. Hier die situativ angemessene Dosis zu finden, ist die Kunst: Entgegenkommen signalisieren, ohne einzuknicken; vor kritischen, jedoch evidenten Vorschlägen erst streitbare Scheinalternativen anbieten, um deren Ablehnung von Seiten der anderen zu provozieren oder destruktive Gegenvorschläge zu konterkarieren. Der Erfolg solcher Taktiken hängt entscheidend von der Beherrschung umfassender sozialer Fähigkeiten (analytisches Denkvermögen, Empathie, Rhetorik) ab.
Wer in diesem überlegenen Sinne "selbstbewusst" auftritt, stößt bei Führungskräften (Personalern) wohl eher auf Unbehagen, weil der Umgang mit solchen Mitarbeitern schwierig(er) ist, selbst oder gerade, wenn der Mensch dahinter durchaus umgänglich ist. Der (nahezu) perfekte Mitarbeiter ist eine Gefahr für alle nicht so perfekten Kollegen und Vorgesetzten. Das mag elitär klingen, aber häufig finden sich solche Menschentypen eher als selbstständige Unternehmer, Freiberufler oder realtiv autonome Spezialisten wieder denn als reibungslos funktionierende Rädchen in sozialen Gefügen wie Unternehmen. Sie reiben sich an führungsschwachen Vorgesetzten, ineffizienten Abläufen und Organisationsstrukturen statt diese schlicht zu akzeptieren, respektieren oder tolerieren, wie dies weniger selbst-BEWUSSTE soziale Wesen es tun.
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