Als Entwickler, 40 Jahre, bisher ohne abgeschlossene Ausbildung/Studium und Kollegen, mit denen ein Informatik-Studium abgeschlossen, mich dann aber selbst weitergebildet habe schaue ich auf jeden Fall schon nach dem nächsten Schritt WEG vom Code-Monkey.
Habe schon mit GitHub Copilot und mit ChatGPT herumgespielt. NEIN, die Dinger werden nicht von heute auf morgen alle Coding-Jobs oder Controller-Jobs wegradieren, aus hier schon genannten Gründen. Habe die Tage bei Heise oder Golem einen Artikel gelesen wie die Code-Qualität schon abnimmt durch die Nutzung dieser Tools. Was ihr verstehen solltet, diese Tools sind nur so stark wie die Daten, auf denen sie trainiert sind. Während top qualifizierte SW-Engineers auch sowas wie Code-Qualität im Auge haben nutzen jetzt massig Leute ohne Ahnung diese Tools, um damit rumzuspielen und ja, auch um Code zu erzeugen. Die Leute, die sich vorher in Foren ausgetauscht haben können jetzt viel schneller Ergebnisse im Austausch mit diesen Tools erhalten als in Foren. Denen entsteht kein Schaden, sie werden nur schneller/produktiver. Aber die Leute, die keine Ahnung haben, aus denen wird auch durch ChatGPT kein Weltklasse Entwickler.
Kollegen von mir haben versucht mit ChatGPT No Code/Low Code Lösungen zu bauen. Kläglich gescheitert. Nur um mal ein mir bekanntes Beispiel zu nennen. Oftmals ist es bei Code auch so, dass es an irgendeiner sehr kleinen Stelle scheitert. Und nur, weil ChatGPT dann zufällig mal (das Programm ist einfach nur Statistik), komplett funktionierenden Code liefert heißt das noch lange nicht, dass alle Randfälle, fehlerhafte Usereingaben etc. berücksichtigt wurden.
Es wird noch einige Versionen dauern bis solche Tools jemandem komplett ohne Software-Background Top Lösungen bauen werden. Und auch dann bleibt das Thema Requirements Engineering. Wer übersetzt die Kundenwünsche in exakte Anforderungen. Wir lassen gerade ein Portal bauen, haben eine 100+ Mann Agentur beauftragt, die Erfahrung in großen Projekten haben. Was meint ihr wie viele Meetings es schon bedurfte um auch nur annähernd von unseren Domänenexperten die Anforderungen beschreiben und von der Agentur aufnehmen zu können. Und es kamen immer wieder Rückfragen.
Aus meiner persönlichen Erfahrung als Entwickler mit ChatGPT kann ich euch sagen, man muss seine Wünsche schon äußerst präzise und möglichst auch mit Details formulieren damit man das gewünschte, qualitativ hochwertige Ergebnis bekommt.
Die Jobs werden sich massiv verändern, man wird nicht mehr die stupiden, ausführenden Codemonkey brauchen. Man wird nicht mehr Coding ins Ausland auslagern und kompliziert kommunizieren müssen. Genau DIESE Arbeit werden diese Tools besser machen. Die Einstiegshürde für frische Absolventen wird größer, weil die oftmals noch nie mit Fachbereichen kommunizieren und Requirements aufnehmen mussten um dann ein Ergebnis am Ende zu bewerten. Es wird sicher einen Shift geben von Coding zu Product Ownern, Requirements Engineers, allgemein zu Schnittstellenpositionen. Software Architekt ist auch etwas, was noch länger bestehen bleiben könnte.
Und ähnliches sehe ich auch aufs Controlling zukommen. Ja, die Leute, die Stumpf für jemanden irgendwelche Berichte zusammengeklickt haben, das kann ChatGPT vielleicht jetzt, aber spätestens irgendwann besser und effizienter. Aber auch jetzt schon müssen die Zahlen interpretiert und vorgestellt werden, dafür braucht es noch immer Experten in dem Bereich.
Um auf meinen ersten Absatz einzugehen was ich jetzt vor habe: Ich werde von technischer Ausführungstätigkeit auch immer mehr Richtung Schnittstellenpositionen gehen, parallel lernen die KI Tools zu nutzen um Handarbeit zu automatisieren und statt mein angefangenes Kerninformatik-Studium zu Ende zu studieren werde ich Wirtschaftsinformatik oder WiWi mit Spezialisierung Richtung Data Science und Digitalisierung studieren um so um 45 Jahre herum eher Digitalisierungsexperte/-berater intern im Unternehmen oder in einer kleinen Beratung zu werden.
Die Unternehmensleitung wird immer Experten als Berater benötigen. Und, wer Informatik studiert hat/studiert, um sein ganzes Leben Entwickler zu bleiben, der hat Informatik eh nie verstanden. Ähnlich stelle ich es mir mit Controlling vor. Wessen Ziel als WiWi im Controlling es nie war irgendwann Business Partner zu werden, der hätte sich das WiWi Studium auch sparen und eine Ausbildung im Rechnungswesen machen können...
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