Meine Alternativen im Prüfungswesen/Rechnungswesen
Hallo,
aktuell befinde ich mich in einer Situation, in der ich mein berufliches Dasein hinterfrage und mir über mögliche Alternativen Gedanken machen.
Ich bin nicht den üblichen Weg des Abiturs sowie des anschließenden Studiums gegangen, sondern habe nach meiner Ausbildung den Wirtschaftsfachwirt (IHK) absolviert, dann einen Bachelor of Laws abgeschlossen und bin seit September 2023 Master of Accountancy (§ 8a WPO akkreditiert). In allen Weiterbildungen hatte ich einen 1,x Schnitt.
Somit gelten bereits 3 Klausuren des WP Examens als bestanden und im Februar habe ich Prüfungswesen geschrieben. Im August stehen dann die letzten zwei Klausuren Steuerrecht an (und vielleicht nochmal Prüfungswesen, je nachdem wie es lief) und zum Ende des Jahres bin ich dann hoffentlich mit 33 Jahren Wirtschaftsprüfer.
Ich arbeite seit 4,5 Jahren in einer mittelständischen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei.
Im September werde ich das dritte Mal Vater und bin mit meinem Gehalt und der Gesamtsituation in meiner Kanzlei unzufrieden. Ich bekomme ca. 3.500 Euro brutto und zzgl. 312 Euro netto aus einer Nebenbeschäftigung im selben Kanzleigefüge ausgezahlt. Meine Arbeitszeit beträgt 44 bis 46 Stunden pro Woche. Mit meinem Gehalt habe ich mich bisher zufrieden gegeben, da im Gegenzug mein Master zum Großteil bezahlt wurde sowie alle Kosten des Examens. Insgesamt fühle ich mich allerdings unterbezahlt.
In meinem aktuellen Beruf hält mich die Aussicht der Kanzleinachfolge. Die Kanzlei verfügt über einen WP, der höchstens noch 5 Jahre arbeiten will und sein Interesse bekundet hat, mir die Anteile zu verkaufen. Ich schätze, dass 150.000 bis 200.000 € pro Jahr aus der Kanzlei zu holen wären.
Andererseits überlege ich, den Schritt in eine Big4 zu wagen. Neben der besseren Bezahlung würde ich mir eine Erweiterung meines Horizonts versprechen. Allerdings schrecken mich die Arbeitszeiten ab. Ich verbringe gerne viel Zeit mit meinen Kindern und habe kein Interesse daran, bis in die Nacht zu arbeiten. Das ist ein Pluspunkt in meiner aktuellen Kanzlei. Auch die Chef-Etage arbeitet im Schnitt nicht mehr als 40-45 Stunden pro Woche.
Als dritte Alternative schwebt mir die Steuerberatung im Kopf. Die Hälfte meines aktuellen Jobs besteht aus Steuerberatung und seitdem feststeht, dass die ESG Prüfung eine WP Aufgabe wird, hat mir das einen großen Teil der Lust an diesem Beruf genommen. Ich finde ESG einfach sau langweilig und habe daran keinerlei Interesse.
Zuletzt wäre auch der Schritt in die freie Wirtschaft oder den öffentlichen Dienst eine Möglichkeit. Mehrere Rechnungsprüfungsämter haben in meiner Umgebung Stellenanzeigen veröffentlicht. Das Jahresgehalt würde bei ca. 60.000 € liegen, bei extrem ruhiger Arbeit.
Am Ende möchte ich mir glaube ich gerne einfach meinen Kummer von der Seele schreiben. Über Denkanstöße würde ich mich aber trotzdem freuen.