WiWi Gast schrieb am 29.11.2023:
Exakt. Ergänzen lässt sich noch, dass die einfachen Routinearbeiten aufgrund der dauernd steigenden Regularien, komplexeren Gesetzeslage und der Dauerkrisen, die die Mandanten teils sehr stark mitnehmen, auch gar nicht mehr von Audit Consultants/Professionals durchgeführt werden können. Das Problem ist viel mehr, dass sich Leute mit W/L-Balance-Vorstellungen von "um 17 Uhr den Stift fallen lassen" nicht im ersten oder zweiten Jahr für das Risk Assessment o.Ä. einspannem lassen. Da mangelt es einfach am Einsatz und der Fähigkeit über den Tellerrand zu blicken und das dann halt auch konsequent durchzuziehen. Und um hier den Bogen zum Thema zu schlagen: das ist gerade eines der offensichtlichsten Probleme im Nachwuchs. Die Big 4 zahlen einfach nicht genug "Schmerzensgeld" um den Fleiß der Leute zu kompensieren, die bereit sind auch die Extrameile zu gehen.
WiWi Gast schrieb am 29.11.2023:
WiWi Gast schrieb am 28.11.2023:
Ich habe gerade eine Vor-WP (von den Big4) im Unternehmen laufen und der Prüfer holt sich natürlich so und so viel Stichproben, prüft diverse Dokumente und Unterlagen. Wie soll es denn sonst gehen? Massenhaft natürlich nicht. Es sind nur Stichproben. Und klar laufen da Werkstudenten und irgendwelche Service-Center im Hintergrund mit. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass es sich zu 95% um Routinearbeiten handelt so wie bei den allermeisten anderen Jobs auch. Und die Routinearbeiten im Rewe sind halt nicht so sexy wie andere Abteilungen im Unternehmen. Da mach ich mir nichts vor.
WiWi Gast schrieb am 28.11.2023:
Nein, weil das Praktikanten (mit ziemlich guten Tools) machen oder das aufgrund sinnvoller Prüfungsstrategien nicht mehr notwendig ist. Sich einen Sachverhalt im Einzelnen anzuschauen gehört halt dazu, ein sinnvolles Verständnis der Geschäftsvorfälle zu entwickeln. Die massenhafte Auswertung von i.d.R standardisierten Rechnungen und Liefernachweisen kann man sich aber sparen. So findet man vielleicht mal einen kleinen Fehler, aber wesentlich falsche Darstellungen findet man so nicht. Da hat mal jemand ein Praktikum oder ein Werkstudium im Audit gemacht und denkt, das sei der Job...
WiWi Gast schrieb am 28.11.2023:
Ja, wenn man wieder vor 30 Stichproben sitzt und Excelsheets mit Rechnungen & Lieferscheinen abstimmen kann, merkt man die spannende „Verzahnung aus Recht, Bwl und Vwl besonders“
- macht man fast nicht mehr (zumindest nicht bei meiner Big 4)
- wenn man keine Ahnung hat was "moderner Audit" bedeutet sondern lediglich basht hilft das keinem weiter
Weil ihr die Kollegen im Indischen Service-Center hiermit beauftragt? Macht den Job meiner Meinung nach nicht wirklich besser.
Das bedeutet aber nicht, dass der "Prüfer" (ich nehme an du meinst hier den verantwortlichen Wirtschaftsprüfer und nicht irgendein Prüfungsassistent) die alle auch selbstständig alleine auswertet. Das sind Tätigkeiten, die auch ein Junior oder Praktikant ohne viel Einarbeitung selbstständig machen kann. Ein WP beschäftigt sich mit sowas nicht und schon gar nicht 95% seiner Zeit, so wie du es darstellst.
Ich bin nicht der, der glaubt, dass WP einfache Belegprüfung machen, aber ich gebe dir nur so halb Recht. Ja es ist richtig, dass Audit generell unattraktiver geworden ist aufgrund Work-Life Balance und das der Weg bis WP sehr steinig und schwer ist. Das ist natürlich ein zusätzliches Problem, aber es fängt meines Erachtens viel früher an.
Das externe Rechnungswesen und / oder das dazugehörige Tax, egal ob bei Erstellung oder Prüfung, ist für zu viele junge Leute zu uninteressant. Es ist vielmehr ein Mangel an Verständnis für die vielen spannenden Themen die es im externen Rechnungswesen gibt. Das fängt bei der Uni Ausbildung an, dass da entweder nur unzureichend gelehrt wird bis hin zu den doch im Verhältnis zu anderen BWL Themen etwas schwereres Themengebiet, als Marketing etc. Das sieht man ja auch in den Prüfungsergebnissen in der Uni schon beim externen Rechnungswesen.
Im Übrigem betrifft der Mangel nicht nur die Prüfung und die WP‘s, auch die Ersteller-Seite im Unternehmen hat mittlerweile richtige Rekrutierungsprobleme, was dort auch wiederum zu keiner guten Work-Life Balance führt und auch da das Problem schlimmer wird.
Ich denke, es braucht schon ein Umdenken in der Uni, die einen stärkeren Fokus auf externes Rechnungswesen generell legen sollte, um das aufzufangen. Dann muss man sich natürlich noch zusätzlich um die ganze WP Prüfung, die Audit Erfahrung als solche bzw. die personelle Austattung im Unternhemen für Rechnungswesen annehmen.
Nur so kann man dem generellen Mangel etwas entgegensetzen. Und für die jungen Leute, die Angst vor der KI oder solchen Unsinn haben. Eh eine KI in der Bilanzpolitik, beim Schreiben im Anhang, Lagebericht für die neuen Standards bzw. Gesetze etc. euch ersetzt, seid ihr lange in Rente. Und die Hilfe bei der Belegprüfung, bei der Debitoren- Kreditorenbuchhaltung ist eine willkommene Erleichterung, da dass schon jetzt keiner machen will.
antworten