WiWi Gast schrieb am 01.10.2020:
Vielen Dank für die vielen Infos, DerZynischeAnalytiker!
Hättest Du denn auch einen Tipp für meine Situation?
Ich hatte folgendes geschrieben:
"Mir geht es genau anders herum: Ich habe Wirtschaftswissentschaften studiert und daher Kenntnisse im Controlling und Rechnungswesen (im Studium darauf spezialisiert), von Business Intelligence bzw. der technischen Seite jedoch relativ wenig Ahnung (absolute Basics in SQL vorhanden, mehr jedoch nicht).
Gibt es denn auch Stellen, bei denen man als Controller mehr zu dem Thema Business Intelligence hingeführt wird?
Oder wird allgemein eher erwartet, dass man die Kenntnisse (großteils) bereits vor der Bewerbung beherrscht?"
DerZynischeAnalytiker schrieb am 01.10.2020:
Ich glaube, ich kann als Branchen Insider und BI Berater etwas dazu sagen.
Vorweg: Viel mit "hartem" Controlling wirst du nicht zu tun haben - Ein kleines Gespür für Zahlen ist jedoch nicht verkehrt. Größtenteils baust du - wie andere Poster schon richtig geschrieben haben - ETL / ELT Pipelines.
Der Nachwuchsmangel ist groß und bietet gute Zukunftsaussichten. Wenn du grundsätzliches SQL+ Datenbanken + Datenmodellierung (Kimball Star Schema)+ etwas Python kannst, solltest du ziemlich sicher ein Bewerbungsgespräch bekommen. Etwas Sozialkompetenz (d.h. kein total verklatschter Typ der Leute anspuckt beim reden) rundet dein Profil ab. So anspruchsvoll sind die Beratungen / Unternehmen dahingehend nicht.
Theoretisch bräuchtest du nicht einmal einen Studienabschluss. Hard Skills matters. Alles andere lernst du on the job - das kann bei Zeiten etwas hart und anstrengend sein, da sich der Bereich auch stetig wandelt und du eig. permanent am lernen und lesen bist. Dafür hast du am Ende Skills, die man dir nicht einfach "nachmachen" kann.
Deinen weiteren Karriereweg bestimmst du selber - es gibt Kollegen, die haben einmal X,Y gelernt und versuchen es bis zur Rente zu machen, andere Kollegen interessieren sich dafür auch in der Freizeit und bringen sich über eLearning neue Kompetenzen bei.
Abzweigungen können dich auch in die Rolle eines Projektmanagers oder eines Product Owners führen. Falls du direkt weißt, dass dich diese Rollen mehr ansprechen (werden sogar besser bezahlt als der ETL / ELT Entwickler), dann würde ich direkt darauf abzielen und mir die Ochsen Tour durch alle Technologien sparen, da du in diesen Rollen eher oberflächliches Wissen brauchst (d.h. Begriffe richtig einordnen, Entwickler und Kunden verstehen) und größtenteils mit dem Kunden / Team kommunizierst. Im Nachgang sehe ich diese Rolle sogar noch ein Stück weit attraktiver.
Die Exit Möglichkeiten sind vielfach d.h. quasi überall wo mit Daten gearbeitet wird - das bedeutet von Versicherungen, Banking, Automobil ist alles dabei. Die lukrativste Möglichkeit ist jedoch sicherlich die Selbstständigkeit. Bei guter Konjunktur und guter Auslastung sollten 800 - 1000 EUR / Tag drin sein. Jedoch springen eben auch immer mehr Leute auf den Zug - deswegen sollte man einfach schauen, wie es sich in der Zukunft entwickelt.
Hey, sorry - länger nicht mehr reingeschaut. Wenn Unternehmen im Controlling System ein BI System nutzen, so wirst du damit halt auch in Verbindung kommen. Dann kannst du sozusagen on-the-job dich etwas einbringen und ggbf. sogar reinwachsen. Bei einem meiner Kunden gibt es einen Mitarbeiter, der das mega spannend findet und der hat sich dann in der Vergangenheit neben mich gesetzt und ich habe ihm halt gezeigt was ich mache und so ist er auch da reingerutscht.
Alle Kombinationen sind gang und gäbe. Die einzige Inflexibilität, ist die Inflexibilität der Unternehmen im Kopf, dass die einfach zu viel Blödsinn in Ihre Stellenausschreibungen reinschreiben, wovon die hälfte Käse ist. Als ich mit meinem Master WiWi mich bei den Unternehmen beworben habe, kam einige Absagen, aufgrund meiner mangelnden technischen Kompetenz. Als ich dann paar BuzzWords drin hatte à la SQL, Datenbanken, und Python wurde ich eingestellt und durch paar technische Seminare durchgeschliffen und man ist fit für Kundeneinsätze.
Sprich: Als Junior lernst du sowieso alles von der Pike auf. Deswegen einfach lockere Grundlagen beibringen um etwas BuzzWording betreiben und ab geht's mit der Bewerbung.
Business Intelligence / Data Engineering ist bei weitem kein rocket Science und jeder WiWi der nicht komplett auf den Kopf gefallen ist und eine Zahlenaffinität hat, wird das easy packen.
Meine Study List wäre:
- Etwas SQL (Joins, GroupBys, distinct etc.) > evtl. sogar mit einem billo Online Zertifikat
- Etwas Power BI , 2 - 3 Tage etwas drin rumklicken
- Datenbanken -> Was ist eine Datenbank ? Wozu ist die gut ?
- Datenmodellierung Kimball locker lesen und schauen, dass man rafft was eine Dimension und was ein Faktum ist
- Wenn man ganz viel langweile hat, kann man auch noch einen Online Python Kurs oder so belegen.
That's it.
Würde ich mich heute nochmal bewerben, würde ich für die o.g. Topic nicht mehr als 60 - 80 Stunden investieren und mich dann überall bewerben. Ich habe da dummerweise über 4 Monate reinversenkt, damals.
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