Zunächst mal: "Erstes Praktikum" -> was erwartest Du? Dass das Team vor Begeisterung in die Luft springt, weil der Praktikant endlich da ist und die Welt rettet?
Zu 1: Aus Sicht eines Teams ist die Hinzunahme eines Praktikanten erstmal völlig irrelevant. Es ist ja nicht so, dass der Praktikant vorher gefehlt hätte. In den ersten Wochen muss das Team erstmal verstehen, welche Art von Mehrwert Du als Praktikant leisten kannst. Also sickern zunächst mal triviale, simple Tätigkeiten an Dich durch. Wenn die Firma nicht in erster Linie auf Praktikantenausbeutung aus ist, ist das auch nicht weiter verwerflich.
Zu 2: Die Ermittlung von Informationen ist normalerweise nicht halb so spannend wie die weitere Verwendung im Unternehmen. Im Einkauf zum Beispiel werden Angebote eingeholt, eine recht triviale Tätigkeit. Viel interessanter ist es, was dann mit den ermittelten Angebotspreisen passiert. Diese Abläufe bekommst Du aber erst mit, wenn Du eine Zeit lang die "trivialen" Dinge erledigt hast.
Mein Tipp: Sei in den ersten Wochen tolerant hinsichtlich der inhaltlichen Ansprüche an die Dir übertragenen Tätigkeiten. Das Berufsleben ist kein Seminar, bei dem die Inhalte rund um die Lernsituation eines Studenten gestaltet werden. Das wichtigste ist, dass Du nicht aufhörst, Fragen zu stellen. Zeige Interesse daran, was mit der von Dir erledigten Arbeit in den Folgeschritten passiert.
Zu 3: Wenn man neu in ein Team kommt, wirkt eine solche Atmosphäre öde. Ist man länger dabei, kann aus dieser Ordnung auch eine gewisse Sicherheit und Freiheit entstehen.
Zu 4: Im Berufsleben brauchst Du nicht tagtäglich Inhalte und Erkenntnisse aus dem Studium. Das ist normal. Dennoch wird es Momente geben, in denen ganz plötzlich ein hohes akademisches Niveau erforderlich ist, um eine bestimmte Aufgabe einordnen und zielgereicht erledigen zu können. Das kommt mit der Zeit.
Zu 5. "Ein junges Team, das auch mal feiern geht"
Willkommen im richtigen Leben. Normale Menschen haben Freunde und Familie außerhalb des Jobs und keine Lust / Zeit, abends nach der Arbeit noch Praktikanten zu bespaßen. Das kannst Du mit den Kommilitonen an der Uni machen, aber nicht mit Arbeitskollegen. Eine Trennung von Beruf und Privat schützt dich auch davor, dass Chefs und Betreuer etc. zu sehr in Dein Privatleben eindringen.
Zusammenfassend: Als Praktikant war mein Eindruck der jeweiligen Arbeitgeber ziemlich ähnlich. Im Grunde sind Deine Beobachtungen eine nachvollziehbare subjektive Sicht auf die veränderten Rahmenbedingungen des Arbeitslebens. Du siehst momentan nur die langweilige Spitze des Eisbergs, weil man Dir als Praktikant (noch) keine komplexeren Aufgaben zumutet. Je besser Du dich ins Team einbringst, desto komplexer werden aber die Aufgaben und desto mehr wirst Du Deine Tätigkeit auch mögen.
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