Wer kann mir weiterhelfen?
Ich weiß nicht ob, Bilanzbuchhaltung oder Controlling das Richtige für mich ist. Ich habe BWL Bachelor studiert.

Bisher habe ich über Controlling gelesen und gehört, dass man durchsetzungsfähig und forsch sein muss, da man dem Geschäftsführer regelmäßig Bericht erstatten und Rede und Antwort stehen muss für Abweichungen, die in anderen Abteilungen auftreten. Man muss andere Abteilungen interviewen und fragen warum diese ihr Soll nicht erreicht haben. Diese Antworten gibt man dann an die Geschäftsführung weiter.

Gibt es verschiedene Hierarchiestufen im Controlling? Gibt es evt. auch Positionen im Controlling wo man nicht eine so forsche Persönlichkeit haben muss?

Meines Wissens muss man in der Bilanzbuchhaltung kein überzeugender Redner sein. Da kommt es eher nur auf Fachwissen an.

Schlagfertigkeit und Durchsetzungskraft sind meine Schwächen. Daher würde ich gerne wissen, ob das stimmt und ob der Berufsalltag eines Controllers wirklich so aussieht.

Bitte klärt mich auf, ob ich mit meinen Einschätzungen richtig liege.

Also ich würde mir diese Frage gar nicht erst stellen. Ob man eine bestimmte Persönlichkeit haben "muss", ist sehr subjektiv. Und ob man diese Persönlichkeit hat, ebenfalls. Die ersten Berufsjahre sind immer auch eine Selbstfindung in fachlichen Fragen. In jedem Thema bist Du zunächst mal neu und dadurch automatisch weniger schlagfertig. Je länger und tiefer Du in einem Bereich arbeitest, desto selbstsicherer wirst Du auch in fachlichen Diskussionen.

Glaube mir, ich habe schon Leute gesehen, die vor dem Berufseinstieg absolut kein Auftreten und keine Durchsetzungsfähigkeit hatten, die aber mit den ersten Berufsjahren so viel Begeisterung und so viel Expertise bekommen haben, dass man sich ihnen heute besser nicht mehr in den Weg stellt. Das ganze ist ein Prozess, und fast jeder beginnt diesen Prozess mit einem relativ kleinen Ego.

Zum Controlling im speziellen: Controlling wird eigentlich erst in großen Firmen richtig professionell, und als unerfahrener Controller ist es wahrscheinlich, dass Du den Berufseinstieg bei einem großen Unternehmen hast. In einem solchen stehst Du natürlich nicht täglich vor dem Vorstand, sondern in erster Linie vor Deinem Chef. Und einen Großteil der Zeit sitzst Du vor IT-Systemen und wertest Zahlen aus. Ob Du das machen willst, hängt vor allem davon ab, ob Du dich fachlich dafür begeistern kannst. Die Persönlichkeitsfrage würde ich erst später stellen.

Hi,

das ist so nicht ganz eindeutig zu beantworten. Unternehmen ab einer gewissen Größe können ein sehr umfangreiches Controlling besitzen. Du wirst somit als Einsteiger nicht direkt dem Geschäftsführer "berichten", sondern zunächst "nur" als Adjutant deines Vorgesetzten (Teamleiter, Abteilungsleiter) fungieren. In aller erster Linie wird dein Arbeitsalltag durch Excellisten und Zahlen, Zahlen, Zahlen bestimmt sein. Du solltest dafür schon ein gewisses analytisches Vermögen mitbringen. Kann sein, dass man das bei forschen Persönlichkeiten eher vermutet als bei sensibleren Wesen. Ich würde mich davon aber nicht abschrecken lassen und es versuchen, wenn du der Meinung bist, dass das etwas für dich sein kann.

bin controller, meine erfahrung:
vom naturell her solltest du natürlich gerne mit zahlen umgehen und auch eine ausgeprägte ordnungsliebe ist nicht von nachteil.

unbeirrbare hartnäckigkeit bis kurz vor der pedanterie ist auch nicht zu unterschätzen :-) .
wenn du nur mit freundlichkeit und hoffen auf den goodwill des anderen rangehst bist du verloren.
es geht immer um interessen und damit auch um konflikte. wenn jemand seine ziele nicht einhält, hält er seine ziele nicht ein. das ist ein problem und du bist dazu da, das zu entdecken, ihn darauf aufmerksam zu machen, nach lösungen zu suchen und diese zu verfolgen bis das problem gelöst ist. du bist derjenige der probleme ansprechen, ihnen auf den grund gehen und dabei auch ab und zu jemanden kräftig auf die zehen treten musst, weil sich sonst nichts bewegt.

um das zu machen musst du selbst ziemlich genau wissen was du willst, du musst präzise und fehlerfrei ein problem erfassen und konfliktgespräche führen können. wenn du ein harmoniesüchtiger typ bist, dem positives feedback und eine angenehme atmosphäre wichtig ist und der "alle fünfe mal gerade sein lassen" als weg zur zufriedenheit ansieht - dann lass dringend die finger von diesem job sonst gehst du unter. forsch würd ich das nicht nennen und auch rabiates vorgehen führt nicht zum ziel. sehr wichtig ist ein in der form höfliches aber eindeutiges und verbindliches auftreten, an fakten und termine halten und das auch von anderen einfordern. damit musst du dir respekt verschaffen und klar machen, dass du keine "spielchen"und ausreden duldest.

entscheidend ist auch dein unmittelbares umfeld kollegen und vorgesetzte müssen einfach passen und gegenseitig rückhalt geben, denn als controller wirst du es schwieriger haben als in anderen funktionen unter kollegen anderer abteilungen freunde zu finden, wenn du sie gleichzeitig überwachen musst. als einzelkämpfer würd ich den job nicht machen wollen.

bilanzbuchhalter kann ich nicht einschätzen, würde aber mal behaupten dass egal welchen job man macht, als stotternder buckelfips nicht weit kommt. gerade wenns um sehr spezielle fachthemen geht ist es wichtig diese auch nichtspezialisten einfach und klar zu vermitteln

so was kommt aber auch mit der Praxis! Nur Mut, jeder wächst mit den Aufgaben!
Bloß nicht aus nach dem Prinzip des einfachsten Wegs entscheiden. Mach das, was dich reizt und du begeistert jahrelang wirklich gern machen möchtest.

Mach das wozu Du mehr Lust hast!!!
Obwohl ich zugeben muss, dass es bei uns auch so ist, dass die Controller eher extrovertiert, wortgewandt und durchsetzungsstark sind.

Aber Du bist Anfang 20, da entwickelt man sich noch, vielleicht wirst du dich mit deinem Fachwissen durchsetzen. Und schalgfertig muss man nun wirklich nicht sein, eher analytisch.

Hoffe duu triffst die richtige Entscheidung.

zahlenverliebheit ist wohl das wichtigste kriterium für den job. wenn man spass dran hat, ist das aber auch definitiv nicht langweilig. wir bereiten bspw. gerade den übergang von IAS 39 auf IFRS 9 vor. wenn man bock auf rewe und zahlen hat, ist das (hoch)interessant.

"wir bereiten bspw. gerade den übergang von IAS 39 auf IFRS 9 vor."
Das ist dann aber ReWe und kein Controlling mehr. In einem großen Konzern sind das zwei verschiedene Abteilung und als Controller wirst du damit kaum was zu tun haben. Wenn du natürlich in einem mittelgroßen oder kleinen Unternehmen bist, dann sind die zwei Abteilungen evtl. zusammengelegt.

wie wichtig ist eigentlich das Externe Rewe Wissen für einen Controller?

Unser Controlling Prof. meinte ohne die externen Rewe Fächer braucht man sich gar nicht auf eine Controlling Stelle zu bewerben. Stimmt das so?

hallo,

also extern rewe ist wichtig aber jenachdem was du im controlling machst. ne freundin arbeitet nur mit kostenstellen,träger usw...ein anderer hat widerrum viel mitb ilanzen und guv am hut der muss sowat wissen.also ich würd sagen ja und nein.

ohne Accounting hast du Probleme im Controlling

Wichtigmacherei!
Ich hab genau Einführung in die Finanzbuchhaltung gemacht und kann damit super controllen.
Kommt halt drauf an, wie sich die Jobdescription zusammensetzt.

danke für die Antworten.

Ich finde nämlich das "Positionsgeschupse" in den Bilanz total langweilig und beschäftige mich lieber mit Abweichungsanalysen oder ähnliches :-)

Sehr guter Beitrag.

Was ich in dem Zusammenhang so traurig finde (Achtung Off-Topic!), ist, daß man als Unternehmensberater im Vorstellungsgespräch direkt das volle Selbstbewußtsein vermitteln soll,was man ja eigentlich erst nach Jahren der Berufspraxis erwirbt. Kandidaten, die wissen, daß sie frisch von der Uni kommen und noch viel lernen müssen, werden aussortiert. Natürlich hat das damit zu tun, daß man dem Kunden nicht den Eindruck vermitteln darf, die Consultants hätten keine Ahnung (was anfangs aber so ist).

Was heißt eigentlich immer dieses "man muß den Umgang mit Zahlen lieben"? Ist es wirklich das, was den Reiz des Berufes ausmacht? Dann sollte man doch eher Mathematiker werden. Was fasziniert am Controlling?

Also ersteinmal hat Mathematik nichts mit Zahlen zu tun, sondern mit Gleichungen, Beweisen und sehr abstrakten Vorstellungswelten. Ein theoretischer Mathematiker interessiert sich nicht für die Interpretation der konkreten Rechenergebnisse.

Im Controlling muss man es lieben, zu überlegen, was Zahlen bedeuten, wie ich sie sinnvoll verknüpfen kann, um Aussagen über das Unternehmen zu erhalten und was ich auf Grund der Analyseergebnisse tun kann, um das Unternehmen zu verbessern. Es muss dir also Spaß machen, im Zweifel den ganzen Tag ein Excelreport zu erstellen, Daten zusammenzusuchen oder eine Abweichungsanalyse durchzuführen. Und immer wieder muss man daran denken aus den Tiefen des Excelsheets aufzutauchen und auf das große Ganze zu blicken und sich zu fragen: Macht das Sinn? Was sagt mir das? Ist das so richtig? Gibt es einen besseren Weg?

Außerdem sollte man auch die Fähigkeit haben, das ganze auch "sachverständigen Dritten" (zB CFO) erklären zu können ohne nur sinnlos Zahlen aneinanderzureihen, sondern was das im realen Leben für Konsequenzen hat.

Für mich wäre das nichts: enormen Druck, da man sehr nah am Vorstand ist. Ein Fehler in den Zahlen und die Karriere ist futsch...