SAP Job nach GeWi und Info-Studium extrem langweilig
Hallo,
ich wollte mal Eure Meinung wissen, wie ich idealerweise meine Zukunft weiter gestalten könnte. Ich habe einen geisteswissenschaftlichen Magister, dort aber keine Arbeit gefunden (160 erfolglose Bewerbungen). Zurzeit studiere ich im (inhaltlich nicht konsekutiven) Master Informatik für Geistes- und Sozialwissenschaftler, arbeite Teilzeit als SAP-Entwickler/Berater und schreibe meine Masterarbeit. Die Stelle ist für einen Studentenjob Top bezahlt, die Perspektiven mit Info das komplette Gegenteil: Nach 3 Semestern Studium konnte ich mir nach 3 Bewerbungen aus 3 Zusagen das beste heraussuchen.
Bis zum zum Ende des WS2015/2016 werde ich spätestens fertig sein und mittlerweile so einiges an BWL- und SAP-Weiterbildungen sowie Zertifizierungen vorweisen können. Konktret sind das:
- BWL für Geisteswissenschaftler Uni Augsburg
- 30 Cerdits aus dem Master of Finance, Zertifikat TU Chemnitz
- SAP TERP10 und ABAP-Zertifizierung (letztere 5 Monate Vollzeitlehrgang)
- alle drei ERP4Studetnes BW/BI-Weiterbildungen, ggf. mach ich noch die SAP-Zerti.
Dann bin ich zwar schon 31, für den (verspäteten) Berufseinstieg als M.A. + M.Sc. eigentlich eine super Basis, zumal meine jetzige Firma mich auf jeden Fall übernehmen will.
Probleme:
Mein Job ödet mich trotz gutem "Drumherum" (Urlaubstage, Gehalt für die Region i.O., wohnungsnaher Standort) auf allen nur erdenklichen Ebenen extrem an.
Warum?
- Meine Freunde arbeiten alle in jüngeren Teams mit vielen gleichaltrigen Berufseinsteigern. Dort ist die Stimmung locker und so manche neue Freundschaft wurde geschlossen. Hier ist der Schnitt weit jenseits der 40, die Stimmung steif und ich bekomme absolut keinen Draht zu den Kollegen, die sich auch alle in ganz anderen Lebensphasen befinden (eigentlich dreht sich alles nur um die Kinder oder die baldige Rente).
- Ich bin meistens unausgelastet und gelangweilt. Auf der einen Seite ist es gut, so finde ich mehr Zeit für Weiterbildung und Masterarbeit. Auf der anderen Seite bekommt man einfach die Krise, wenn man monatelang nichts anders tut als sich Tausende von trockensten Skriptseiten ins Hirn zu meißeln.
- Weder finde ich das Tätigkeitsfeld (Buchhaltungs-IT) irgendwie interessant, noch sind die Aufgaben ansatzweise fordernd. Da hockt man in tagelangen Meetings, wo über spannende Themen wie Kontenfindungstabellen oder ob das Mahnverfahren einen 14- oder 15-Tages-Rhythmus bekommt diskutiert wird. Danach trage ich irgendwo dreieinhalb Zeilen im Customizing ein, schreibe ein profanes Programm was Daten aus einer Excel-Tabelle in eine SAP-Tabelle hackt oder wusel mich durch 10.000 Zeilen undokumentierten Wurstcode um alle Redundanzen herauszuschmeißen und bisschen die Performance zu verbessern.
- Würde ich längere Zeit hier bleiben, hätte ich das Gefühl den Anschluss an die momentan doch recht rasanten Entwicklungen zu verlieren. Es passiert gerade sehr viel in der SAP-Welt und hier wird eher mit den Tools von 1995 als von 2015 gearbeitet. Zum einen ist alles, was mit Web zu tun hat, kein Thema bzw. gleich deaktiviert, zum anderen ist es auch der Altersstruktur geschuldet ("Das Zeug mit den Klassen [ahh] lern ich jetzt bis zur Rente [also in 10 Jahren] nicht mehr.
- Mittel- bis langfristig sind die Gehaltsperspektiven für den SAP-Bereich eher mau. Allzuweit über die 40-45k wird es wohl nicht hinausgehen. Das ist zum Einstieg angesichts der Witzmieten (80 m² 400-500 EUR warm) hier i.O., aber auf Dauer sammelt man dann doch zu wenig Rentenpunkte ;P
Es muss also mittelfristig eine Alternative her.
Ideen:
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Am liebsten würde ich etwas machen, was mit meinem Erststudium (Geschichte) zu tun hat, gern das Wissen verbinden und zum Beispiel in einem Digital Humanities-Projekt promovieren. Die Magister-Note gibt das her, doch leider sind meine Noten im Info-Master fürs Promovieren zu schlecht. Ich stehe nur auf 2,2, viele 3,0er dabei. Die Gründe dafür sind vielschichtig, denn wirklich Probleme hatte ich bisher nirgends (ein einziges Mal durchgefallen). Viele Rauschmeißer-"4-Gewinnt"- Klausuren des Bachelors, die dort nur 1% der Endnote ausmachen, fließen in meiner Studienordnung aber zu 5% ein. Bestehe ich da im ersten versuch mit 2,7 -3,3 gehöre ich zwar zu den Top 30% im Erstversuch, aber versaue mir den Schnitt. Hinzu kam die Doppelbelastung aus Vollzeit-SAP-Kurs, jetzt der Arbeit und meinem Präsenzstudiengang. Wenn ich zu keiner Vorlesung und fast keiner Übung gehen konnte sowie nur 1-2 Tage Vorbereitung hatte, dann kam eben nur ein 3er heraus. Seit ich zwischen 20 und 35h/Woche anderes zu tun habe, sind meine Noten von 1-2 auf 3 abgerutscht. Das alles ist aber auch egal, denn Ausreden zählen in der Selektion hinterher niemanden - aber 2,x ist deutlich unter dem 1,8er-Schnitt den Informatiker bundesweit haben. Die Note im Magister war mit 1,6 i.O.
- Eigentlich möchte ich hier noch zwei Jahre Berufserfahrung sammeln um meine Position zu verbessern (offiziell bin ich ja Software Engineer), dann wäre ich aber schon 33.
- Ich könnte mir zur Not vorstellen, eher in die Richtung Requirements Engineer/Business Analyst zu gehen. Anforderungen und Entwürfe erstellen, deren Umsetzung und das Change Management begleiten. Den Prozess kaue ich jetzt in der Masterarbeit intensiv durch und meine Dokumente wurden in der Firma sehr gut aufgenommen. Das wäre ggf. etwas weniger trocken.
- Aber eigentlich möchte ich lieber Gewi-Scheiß im Elfenbeinturm machen. Die Arbeit im SAP-Bereich interessiert mich schlicht nicht die Bohne.
Ich bin für alle Anregungen offen, Danke.