WiWi Gast schrieb am 18.08.2022:
Hallo Leidgenosse.
Aus meiner Erfahrung ist es einfach so, dass man als WP in einer größeren WPG nicht wesentlich mehr verdient als ein erfahrener Assistent. Das hat mich absolut geschockt als ich das gemerkt hab.
Man quält sich durch zwei Examen (nach dem StB gab es nichts. Einige Kollegen haben behauptet sie hätten zumindest 200 Brutto monatlich mehr bekommen - absoluter Witz wenn es wahr ist). Mit dem WP ist man dann Manager aber es rechnet sich einfach nicht gemessen an den Überstunden die man für nicht mal 1,5k brutto monatlich mehr macht.
Im Gegenzug hört man aber an jeder Ecke das Geheule dass Nachwuchs fehlt. Niemand möchte mehr in die Prüfung. Studenten kommen für sechs Monate (für inzwischen fast 2k brutto=netto wohlgemerkt) und sind dann weg. Assistenten gehen in der Regel nach dem ersten Jahr zum Mandanten oder sehen es ein dass der WP Titel keinen erstrebenswerten Nutzen/Kosten Faktor hat. Diejenigen die länger bleiben sind entweder nutzlose Kostenstellen oder spätestens nach dem Examen weg.
Insgesamt muss sich ein Arbeitgeber (insbesondere Big4) nicht mehr fragen warum es so mangelt. Die Bedingungen sind miserabel. Das Gehalt unterirdisch. Die Verantwortung enorm. Und da spreche ich noch lange nicht von dem gesellschaftlichen Druck („Wirtschaftsprüfer haben doch Wirecard kaputt gemacht“) oder von den exorbitant steigenden Regulationen.
Insgesamt würde ich den Berufsstand als aussterbend bezeichnen und es wird aktuell alles daran getan damit die oberste Führungsebene in den letzten Jahren noch ausreichend Abschöpfen kann. Das Pyramidensystem wird immer schmaler und dem Nachwuchs wird aus diesem Grund mehr in den Weg gelegt als dass man den Weg ebnet.
Im Gegenzug werden massiv Budgets freigegeben für Hochschul Marketing anstatt den eigenen Leuten etwas mehr abzugeben.
Das Thema kotzt mich extrem an. Ich schaue mal wie es bei der Next 10 läuft aber am Ende wird es auf die Selbstständigkeit hinauslaufen damit man anständig als StB und WP entlohnt wird. Dann kommt man notfalls als Freelancer ohne Druck zurück zu einem angemessenen Honorar.
This! Danke für die Ausführung. Bin gerade Associate in einer Big4 und schreibe auch bald das WP Examen. Gefühlt aber hat der WP Beruf eher mehr mit Berufung zu tun als mit wirklicher Attraktivität. Wie du schon ausgeführt hast ist das Gehalt ohne WP einfach nur grottig, die Arbeitsbelastung über das ganze Jahr hoch, die neuen Leute die kommen (wenn überhaupt) sind echt nicht der bringer, man muss ein Examen schreiben bei der viele Leute auch durchfallen, die Regulatorik und Haftung steigt immer weiter an, etc etc. Sprich Arbeitsbelastung wie im Consulting aber Bezahlung wie bei einem KMU + persönliche Haftung als Berufsträger.
Ich fände es viel cooler, wenn der WP wieder elitärer werden würde. Sprich Einstiegsgehalt stark hoch (55-60k), „vorgegebene“ Stundensätze wie in der StB, sodass dieser Dumme outsourcing Preiskampf aufhört aber auch eher ein Up or Out system sodass Leistung belohnt wird. Sprich wer Bock auf den WP und Leistung hat wird gefördert und hat sehr gute Berufsaussichten. Wer nur in die WP kommt weil er sonst nichts gutes findet, bleibt zB auf Senior Ebene stehen. So kann man mMn den Beruf wieder attraktiver machen. Mir fällt es persönlich auch wirklich schwer die Praktikanten von der WP zu überzeugen. Wenn man sagt, dass die für 45k einsteigen würden hören die gar nicht mehr zu und gehen ins M&A, Consulting etc…
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