WiWi Gast schrieb am 08.10.2017:
Ich finde die Frage ist durchaus berechtig. Der Begriff Kommunismus ist ja schon gefallen. Im Grundel liegen die Gründe im Kapitalismus. Wenn man den technische Fortschritt sich anschaut müssten wir eigentlich weniger Arbeiten als vor 100 Jahren. Allerdings konnte Damals auch ein Mann die ganze Familie mit mehreren Kinder ernähren (OK gut die Lebensqualität und der Konsum waren anders - aber Konsum wird ja auch vom Kapitalismus gesteuert.). Also theoretisch könnte man sagen wir sind so produktiv, dass keiner mehr als 20h die Woche arbeiten müsste.
ABER die Gesetze der Wirtschaft funktionieren nach der profit Maximierung und 20h wäre höchst innefizient - da man mit 40 oder mehr eben mehr Kohle machen kann.
Außerdem sind da noch die Karrieristen oder das Betriebsklima. Arbeite selber in einem Laden wo eig. 38 h die Regel sein sollte. Ist sie auch. Aber wenn man da etwas vorwärts kommen will wird auch gern gesehen, dass man deutlich mehr mehr mehr arbeitet. In diesem Fall ist es der sozial Druck. Das ist meine Meinung zu den Überstunden.
Das sehe ich nicht so wie du. Die Ursache dafür, dass es so läuft ist nicht "der Kapitalismus". Das ist viel zu pauschal. Das ist so als würde man behaupten für den islamistischen Terror sei der Islam die Ursache. Das ist viel zu verkürzt. Außerdem ist der "Kapitalismus" m.e. die einzige Form, die mit einer freiheitlich demokratischen Grundordnung in Einklang zu bringen ist. Aber das ist eine andere Diskussion.
Das was du am Ende geschrieben hast, bzw. was deine konkrete Situation ist, wäre für viele (ich inkl.) schon das höchste des erstrebenswerten. D.h. man arbeitet 35 oder 40 Std., macht zwar keine Karriere, aber es wird uneingeschränkt akzeptiert, dass man nach 40 Std. regelmäßig nach hause will. Wer Karriere machen will, der kann gerne mehr Engagement an den Tag legen.
Heute ist es aber vielfach so, dass man zu massiven Überstunden genötigt wird, ob man will oder nicht. Man könnte meinen, dass mein Chef eine Flatrate von Montag bis Freitag gebucht hätte und allein er entscheidet, ob ich am Mittwoch um 18.00 ins Kino "darf" oder nicht. Diese Bevormundung als erwachsener Mensch... es reicht ja schon zwischen 8 uhr und von mir aus 19.00 fremdbestimmt zu sein. Ich würde aber gerne bereits jetzt festlegen, dass ich am Montag und Mittwoch um 19.00 Uhr im Fitnesstudio sein will, Dienstag um 20.00 Uhr im Kino sein will, Donnerstag Freunde um 18.00 treffen will und Freitag um 17.00 einkaufen gehe. In der Realität ist bei mir regelmäßig alles nicht möglich, obwohl mein gewünschter Ablauf bereits 45 std. Plus die Woche beinhaltet.
Das kotzt mich an. Diese "zwischen Montag und Freitag gehört dein Arsch mir" Einstellung. Viele Kollegen haben bereits gekündigt, haben in ihrem neuen Job aber mehrheitlich wieder das gleiche Phänomen angetroffen. Dann wieder Kündigung. Innerhalb von 5 Jahren nach der Uni teilweise bereits 4 unterschiedliche Arbeitgeber, weil alle Chefs meinen, Freizeit wäre ein Relikt aus der Vergangenheit nur weil sie selbst kein Bock auf Freizeit haben. Diese Einstellung können Sie gerne haben, aber sie sollen diese Einstellung gefälligst nicht mir aufdrücken.
Viele sagen dann "kündige doch einfach". Da fängt aber m.e. das eigentliche Problem an. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es beim neuen Arbeitgeber ebenso abläuft liegt bei gefühlt 90 Prozent, wenn ich mir so meine ex Kollegen ansehe.
Was tun?
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