Hallo,
also wenn ich nicht arbeiten würde und jünger wäre, hätte ich natürlich ein Vollzeit-Studium an einer Uni/FH vorgezogen.
Da ich aber nach dem Abitur eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht habe und danach gleich in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen wurde, hat sich für mich die Frage gestellt, wie ich danach weiter vorankommen kann.
Ich habe mich fürs Fernstudium an einer FH entschieden, da mir das Risiko, meine gute Vollzeitstelle aufzugeben und finanzielle Einbußen zu haben, zu groß war. Zudem sammle ich weiter Berufserfahrung (mittlerweile 7 Jahre), die mir zu Gute kommen wird.
Es zahlt sich nicht sofort bei mir aus, aber ich kann nach und nach immer mehr Projekte übernehmen und komme so im Unternehmen im Gegensatz zu meinen Kollegen in interessantere Aufgabengebiete hinein, ohne mich neu bewerben zu müssen.
Sicher lohnt ein Fernstudium besonders, wenn man bereits berufstätig ist oder in einem Unternehmen arbeitet, das eine FH/Uni unterstützt.
Ob Fern-FH oder Fern-Uni besser ist, liegt sicher in der jeweiligen Präferenz des Studenten, auch in der des Personalers, der einen anschließend bewertet.
Wichtig ist, dass man sich wohl fühlt und mit der Organisation der Uni und dem Aufbau der Lernhefte zurecht kommt. Oftmals kann man ja auch Probelektionen anfordern oder einen Probemonat absolvieren, um die Schule zu testen.
Bei mir waren neben den Kosten und der natürlich wichtigen Akkreditierung auch die Anfahrtswege zu den Präsenzseminaren und Klausuren sowie die Terminflexibilität der Hochschule diesbezüglich ein Kriterium.
Viele angebotene Termine erlauben eine flexiblere Gestaltung, wenige Termine machen ein Studium hingegen verbindlicher, das hängt davon ab, was für ein Lerntyp man ist.
Meine Erfahrung ist, dass Fernstudenten nicht negativer bewertet werden, da ein solches Maß an Aufwand (es hat mich manches Mal an den Rand des Wahnsinns gebracht) und Selbstdisziplin bei weiterhin gesammelter Berufserfahrung einfach honoriert werden muss.
Es gibt Stellen, bei denen ist ein (Forschungs-)theoretischer Background mehr gefordert, hier sind Präsenzabsolventen sicher im Vorteil. Bei Stellen, wo ich direkte Erfahrung brauche, wie z.B. Umgang mit Kunden, Verhandlungsgeschick etc. kann ein Fernstudent besser geeignet sein.
Mein Arbeitsaufwand liegt bei 1-2 Stunden abends in der Woche pro Tag und am Wochenende dann 5-6 Stunden pro Tag, also ca. 20 Stunden zu den normal 40 Stunden auf der Arbeit.
Große inhaltliche Unterschiede im Lernstoff im Vergleich mit Präsenzstudenten habe ich nicht festgestellt, wäre auch verwunderlich, da die Lehrpläne ja festgelegt und alle recht ähnlich sind. Im Präsenzstudium wird mehr vertieft durch Übungen, dafür empfinde ich mein Studium manchmal als zielgerichteter.
Man lernt nicht direkt viele Studenten kennen, aber hat ja bereits gute Kontakte durch den Job und ich habe z.B. durchaus neue, gute Freunde, z.B. auf Seminaren, gefunden, mit denen ich mich auch privat treffe.
Es gibt meist einen Online-Campus zur Kommunikation sowie einen persönlichen Studienbetreuer, was sehr angenehm ist, da ich Zeit spare, weil ich mich nicht mit Organisationsfragen herumschlagen muss.
Die Ausstattung an den Privat-FH's ist besser aufgrund der Studiengebühren, jedoch fällt man in der Tat seltener bei Prüfungen durch. Das mag aber auch daran liegen, dass ich immer einen direkten Ansprechpartner habe und nicht einer von vielen in einem Hörsaal bin, der auf sich allein gestellt ist.
Es wird bei uns pro Studiengang ein Seminar im Ausland ermöglicht, das ich aber nicht überbewerte, da meine Erfahrung ja eher aus dem Job kommt.
Alles in allem ist eine solche Ausbildung nie verloren und wenn man bereits beruflich fest im Sattel sitzt, eine gute Sache, um risikolos seine Position auszubauen.
Ansonsten ist auch ein Präsenzstudium gut, sofern man nicht zu alt ist. Es wäre schon etwas merkwürdig, wenn ich in meinem Alter noch im Hörsaal neben lauter Abiturienten sitzen würde *g*.
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