Hallo @ll,
da hier ja fleißig Meinungen und Informationen ausgetauscht werden und ich als Zaungast nicht immer nur profitieren möchte, geb ich auf diesem Weg mal etwas produktiven Input zum Thema AC bei LIDL zurück.
Derzeit scheint es so zu sein, dass es fixe Termine gibt, die im Norden bzw. Süden stattfinden. Wenn man seine Unterlagen eingereicht hat und das Online-AC erfolgreich bestanden hat (das ist wirklich nicht sooo schwer, aber entscheidend scheint fast nur das Profiling am Ende des Testes zu sein: "Bin ich mehr hü oder hott") wird man zum AC eingeladen. Wer Glück hat, bei dem vergehen vom Abschicken der Bewerbung bis zum AC keine 2 Wochen, bei anderen können 4 Monate ins Land ziehen.
Das AC findet in einem - also so wars zumindest bei mir - netten Hotel statt, man darf auch am Vorabend anreisen und die anderen Bewerber kennen lernen. Das aber nur mittels Eigeninitiative, da gibt es kein offizielles get-together oder so.
Am nächsten Morgen gehts um 8.30 Uhr los. Bei uns waren insgesamt 7 MA von LIDL anwesend, der Personalleiter sowie einige der Führungsmitarbeiter der Regionalgesellschaften, für die neue Mitarbeiter gesucht werden (Regionalleiter, Vetriebsleiter...) sowie ein Hiwi aus der Personalabteilung.
Die Leute stellen sich erst kurz munter vor (Highlight: "Wir haben die Krawatten bei LIDL abgeschafft..."), sind ganz nett und jemand macht dann eine Unternehmenspräsi. Alles okay, net weiter dramatisch und ganz nett (auch professionell m.E.n.). Dann wird der Tagesablauf erklärt und shcon mal mitgeteilt, dass es wohl max. bis 17.00 Uhr dauern wird. Gut.
Es gibt dann 2 Gruppen, bei uns waren es 9 Bewerber (eine/r kam nicht) und man wird munter hin- und her geschickt und hat immer wieder längere Pausen. Die einzelnen Übungen sind die folgenden:
1) Selbstpräsentation
Man bekommt nen Zettel auf dem ein paar Dinge stehen, die in einer ca. 5-minütigen Selbstpräsi enthalten sein sollen (ich durfte auch etwas länger machen, sie meinten einfach dass ich die Zeit nehmen soll, die ich brauche) und man darf alle vorhandenen Hilfsmittel verwenden (like Flipchart etc.). Nicht dramatisch, eher ein: Wer bin ich, warum LIDL, was macht mich aus...
Im Anschluss daran wird ein kleiner "Interviewleitfaden" abgefrühstückt, bei dem Fragen zum Lebenslauf, zur Motivation, aber auch in Richtung: "Was bedeutet Führung für Sie?" etc. gestellt werden. No drama baby.
2) Postkorb-/Tagesplanübung
Weiß nicht unter welche Rubrik dies exakt fällt, aber es war eigentlich eine Postkorbübung, bei der es aber nur darum ging, dass man eine gewisse Anzahl von Stationen/Aufgaben möglichst zeiteffizient in einen Tag packt. Dabei ist dann mal das Auto kaputt und die Fahrt dauert doppelt so lang, oder man muss auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen, aber spätestens gegen Mittag den Neffen vom Kindergarten abholen etc... Ist nicht ganz easy, aber in einer Stunde gut schaffbar.
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Gruppendiskussion
Das war recht dämlich. Man bekommt ein Thema zu welchem man sich zunächst einzeln, dann in der Gruppe eine Prioritätenliste erstellen soll. D.h. es geht um Kundengewinnungsmaßnahmen (bei uns wars ein Spezialshop für Werkzeuge) und man muss seine eigene Prioliste möglichst gut in der Gruppendiskussion mit einbringen. Aber wer schonmal in ein AC-Buch geschaut hat, weiß dass es dabei um Moderation, Einfühlungsvermögen, Selbstbehauptung etc. geht und weniger um die Inhalte. Doch da wurde es dann witzig, da gleich zu Beginn die klassischen Vorschläge der AC-Buch-Autoren "verboten" wurden, man durfte bspw. nicht vorschlagen, dass man die Puntke erstmal in Kategorien einteilt und diese dann weiter herunterbricht o.ä. es ging wirklich alleinig um die Diskussion. Da muss man sich halt behaupten ohne die anderen ganz zu versenken, aber auch so, dass man in ERinnerung bleibt (zumidnest mein Eindruck).
- Rollenspiel: Mitarbeitergespräch
Da soll man tatsächlich einen MA dazu motivieren, dass dieser außerhalb seiner Arbeitszeit noch Kundenbefragungen durchführt, da HAndwerker nunmal nach 17 Uhr besser erreichbar sind. Hmmm, bisserl strange und leider erneut fern ab der LIDL´schen Realität, aber dennoch machbar. Das GEgenüber stellt sich dann quer (aber noch im humanen Rahmen) und führt die wichtigen Sporttermine am Abend ins Feld und sagt, dass er das nicht mag und kann und man sollte halt ohne zuuu dominant oder zuuu soft zu sein dem MA klar machen, dass es hier um Engagement ggüber der Firma geht und dass bisweilen das private etwas zurückstehen muss, wenn man Karriere machen will... Hätte dramatischer sein können, war aber schon so, dass man sich einen Schlachtplan etwas zurechtlegen sollte.
Nach diesen Übungen wars bei uns erst ca. 16:00 Uhr. Damit war der Tag aber auch gelaufen. Die einzelnen Kandidaten wurden in die Zimmer bestellt, in denen sie auch ihre Einzelübungen u.ä. durchgeführt haben und erhielten finales Feedback.
Das war das mit enttäuschendste am gesamten Tag. Das Feedback war KEINESWEGS wie weiter oben auch schon einmal beschrieben, ausführlich, sondern megakompakt. Bei allen. Man erhält in einem zugeklebten Umschlag die Ergebnisse des Profilings des Online-ACs und dann eine flotte Rückmeldung.
Bei mir wars nicht mehr als: "Sie haben durch die Bank überzeugt, Führungsverhalten demonstriert, Selbstbewusstsein an den Tag gelegt, Höchstpunktzahlen in den verschiedenen Übungen gehabt und auch bei der Gruppendiskussion die Oberhand behalten. Top. ABER: Wir können Ihnen dennoch keinen Vertrag anbieten, da sich ihr kommunikativ-rethorisches Niveau auf einem derart hohen Level befindet, dass Sie es bisweilen geschafft haben uns zu überfordern und wir daher nicht glauben, dass Sie in der Lage wären mit dem doch etwas einfacheren Volk unserer Mitarbeiter effektiv zu kommunizieren..."
So in etwa war mein Feedback. Auch gut, bin zu eloquent für den Laden :-)
Von uns 9 wurde lediglich einer zu einem Probearbeitstag eingeladen, an den sich ca. 1-2 weitere Vorstellungsgespräche anschließen und nach dem dann ein Vertragsangebot vorgelegt wird.
Mein Eindruck. Hmmmm....
Es war gut durchgezogen. Das Hotel war top, die Ausführung eigentlich recht professionell und immerhin haben sie "wichtige" Personen des Unternehmens als Assessoren gewählt und nicht wie andere Vereine (z.B. Sixt) ein paar kleine Personalreferentinnen die Auswahl treffen lassen.
Dennoch 2 elementare Kritikpunkte:
A) Die Übungen waren realitätsfremd. Man hätte sich vielmehr auf den Alltag und das Geschäft sowie Situationen bei LIDL konzentrieren sollen als irgendein eingekauftes AC-Package herzunehmen, bei dem es um völlig andere Geschäftsabläufe geht. Das hat die ganze Sache etwas schizophren gemacht.
B) Man sollte vorab kommunizieren was man von den Bewerbern erwartet. Bspw. dass sie KEIN AC-Buch-Getue vorgelegt bekommen wollen, dass man versucht die Assessoren nicht verbal zu überfordern oder aber auch, dass man trotz Mißerfolgen in einzlenen Prüfungen (so wars bei demjenigen der eingeladen wurde) als Person gut überzeugen kann.
Zudem waren die Feedbacks der anderen teilweise lächerlich. Ein Mädel bei uns war eine wirklich schicke Modebiene. Aber auch tough und von ner Topuni. Dass die NIEMALS in das Unternehmen passen würde (will da nicht vorurteilhaft sien, aber auch Claudia Schiffer kann ich mir schwer beim Regale einräumen oder an der Kasse vorstellen) war jedem klar (uns anderen Bewerbern aber auch den Assessoren). Dass man ihr aber dann sagt, dass sie zu wenig kennzahlenfokussiert agiert hat, ist lächerlich und absoluter Quatsch, da es gar keine kennzahlenorientierte Aufgabenstellungen gab.
Bei einem anderen Bewerber wurde angeblich zu wenig Umsatzorientierung gezeigt, was m.E.n. auch einfach eine blöde Ausrede dafür war, dass die Nase nicht gepasst hat.
Ich will nicht sagen, dass mein Eindruck nicht auch falsch sein könnte, aber ich glaube bei manchen Kandidaten hat Ihnen der Mumm gefehlt "to speak out their minds" und dann kamen Sie mit so völlig blödsinnigen ARgumenten.
Alles in allem:
Das AC ist kein großes Ding. Mir scheint auch dass LIDL es nur deshalb herangezogen hat um sich über einen Tag lang die LEute anzuschauen, die Übungen selbst aber wenig verinnerlicht hat und diese auch nicht wirklich dienlich sind um den Kandidaten hinsichtlich seiner Eignung für den Job zu bewerten. Die Leute wollen die potentiellen neuen VL performen sehen, sprechen sehen, gehen sehen und sich ein Bild davon machen, wem sie zutrauen, dass er/sie sich fürs Unternehmen einen abrackert, da die 70-80 Stunden Woche mal sicher kein Scherz ist.
Soweit von mir, hoffe damit behilflich gewesen zu sein.
LG
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