WiWi Gast schrieb am 05.04.2023:
Die Regel ist ganz klar, dass OA nach Tarif bezahlt werden wie vorgesehen. Daher sind die 150.000 Brutto einfach eine Mär - die kann man sicher als sehr guter Oberarzt der ein AT Gehalt kriegt und ggf. Dienste schrubbt erreichen, aber das als "Normalfall" darzustellen ist schlichtweg falsch.
Naja nach Tarif sind es ja schon 120k, dann Schichtzulagen und Überstunden machen unterm Strich wohl schon oft 150k, aber eben nicht auf eine geregelte 40h Woche.
Eine Bekannte von mir ist Assistenzärztin und hat in 6 Monaten 400 ÜS angesammelt. Allerdings wird in ihrem Klinikum bei Assistenzärzten nur mit 30% Stundensatz ausbezahlt, was wiederum lächerlich ist.
Nein, nach Tarif sind es 100k.
Eine so krasse Ausnahme ist die außertarifliche Bezahlung von Oberärzten nicht (definitiv nicht "1 von 100"). Den Anteil über alle Fächer und Häuser abzuschätzen ist schwierig, aber er liegt definitiv im zweistelligen Prozentbereich.
Wie ich oben geschrieben habe sind 150k für einen Oberarzt ziemlich weit oben in der Gehaltsspanne. Stepstone gibt einen Mittelwert von 116.500 an. Bei Kardiologen (Beispiel für ein "interventionelles Fach") geht die Spanne bis 140.000 (hier gibt es einen erheblichen Unterschied zwischen denjenigen, die interventionell tätig sind, und denen, die nur konservativ arbeiten).
Und *natürlich* gibt es Poolbeteiligungen. *Natürlich* spielt Dienstart und -häufigkeit eine Rolle.
100k wenn du davon ausgehst, dass sie in TVöD-Ä EG3 Stufe 2 bleiben. In Stufe 3 sind es bereits 110k - kommunale KH.
Grundsätzlich hast du ja völlig recht damit, dass "jeder OA verdient 150k" eine völlige Übertreibung ist. Dennoch ist das Auskommen als OA ab dem ersten Tag sehr, sehr gut und durch Zuschläge kann viel rausgeholt werden.
Ein Freund von mir hat im 3. Jahr lt. Tabelle 67k Verdienst. Tatsächlich ist er mit Schichtzulagen und Überstunden bei ziemlich exakt 90k gelandet.
Offizielle Zuschläge:
- 15% für Überstunden
- 15% für Nachtarbeit
- 25% für Sonntagsarbeit
- Feiertagsarbeit ohne Freizeitausgleich: 135%
- Feiertagsarbeit mit Freizeitausgleich: 35%
- 24./31.12. ab 6 Uhr: 35%
D.h. in einem durchschnittlichen Monat dürfte alleine durch Nachtdienste ca. 30% des Gehalts um 15% erhöhen (ist schwierig zu rechnen da in manchen Bereichen viele Ärzte Nachts Schicht haben - Notaufnahme etc. und in anderen Bereichen kaum ein Arzt anzutreffen sein wird). Durch Sonntage dürften sich weitere 15% des Gehalts um 25% erhöhen. Die 3% Feiertage rechne ich mal pauschal mit 50% an (teilweise Freizeitausgleich, teilweise nicht).
Damit sind die 100k beim Oberarzt gleich mal wie folgt:
30k * 1,15
15k * 1,25
3k * 1,5
52k * 1
= ca 110k
Dann muss man die Überstunden berücksichtigen die alleine durch Bereitschaftszeiten massiv in die Höhe gehen (Bereitschaft wird 1:1 gerechnet wie Arbeitszeit!). Lt. Marburger Bund arbeiten Ärzte durschnittlich ca 55h pro Woche - ca. 37,5% mehr.
bei 100% Auszahlung sind das zusätzlich 37,5k * 1,15 = 43k (sämtliche andere Zuschläge ignoriere ich hier einfach). Damit wäre der beispielhafte Oberarzt bei 153k.
Ich würde mal eher rechnen, dass es vllt 50h pro Woche sind und 50% ausgezahlt werden dann liegt er immerhin bei 23k zusätzlich - macht 133k p.a.
Finde ich das in Ordnung: absolut!
Hätte ich Bock auf die Arbeitszeiten völlig ungeachtet der tatsächlichen Arbeit: auf keinen Fall!
Reichen die 100-130k für ein Luxusleben mit dem Porsche in der Garage? Nein. Mit Familie: doppelt nein.
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