Ich finde die erste Antwort bereits sehr treffend.
Folgendes fällt mir zu dem Begriff ein:
Die meisten Unternehmen suchen "durchschnittliche" Leute, weil sie auch nur durchschnittliche Arbeit zu vergeben haben. Nun dürfen sie das aber niemals öffentlich zugeben, denn selbst durchschnittliche Leute bewerben sich lieber dort, wo "gute" Leute gesucht werden. Wenn ein Unternehmen öffentlich kundtut, dass es nur durchschnittliche Leute sucht, dann bewerben sich am Ende nur echte Deppen dort. Daher gibt es leider eine gewisse Inflation der Jobbeschreibungen. Fast überall werden ausschliesslich "die besten" Leute gesucht. Wenn man bei so einem Unternehmen dann mal nachfragt, ob "die besten Leute" denn auch "die beste Arbeitsumgebung", "die beste Bezahlung" (also > McK und BCG!), "die besten Konditionen" und "die beste Arbeit" bekommen, sieht die Antwort plötzlich mau aus. Die Unternehmen behaupten, "die besten Leute" zu suchen, vergeben aber am Ende nur durchschnittliche Arbeit zu einer durchschnittlichen Bezahlung.
Das ganze kann man auch auf den Begriff "High Potential" anwenden. Gemeint sind damit offensichtlich Menschen, bei denen aufgrund ihres bisherigen Lebensweges ein hohes Aufstiegspotenzial vermutet wird. Das ganze sollte man aber sehr spezifisch auf das einstellende Unternehmen beziehen. In einem Medienunternehmen haben High Potentials sicherlich reichlich Medienerfahrung. In einer Beratung sind es vielleicht junge, smarte Leute. In einem Autohaus mögen es Top-Verkaufsleute sein. Also den Begriff bitte nich so eng sehen und branchenübergreifend mit Kriterien belegen, das funktioniert nicht.
Am Ende ist es doch folgendermaßen: Ein gewisses Potenzial hat jeder Einsteiger, sonst würde man ihn nicht einstellen. Nennt man eine ausgewählte Gruppe nun "High Potentials", so fragt sich der Rest zurecht, ob er eigentlich als zweitklassig gesehen wird und sich vielleicht besser woanders umsieht.
Und außerdem: Den Begriff "High Potential Einstiegsprogramm" vergibt die Personalabteilung! Damit ist nicht garantiert, dass der Rest der Firma das auch so sieht! Es kann gut sein, dass man ein solches Programm absolviert und erst hinterher in der beruflichen Praxis feststellt, dass der ganze Laden darüber leider nur schmunzelt.
Ich finde es außerdem völlig in Ordnung, wenn Menschen von sich selbst als High Potentials sprechen. Was spricht gegen ein gesundes Selbstvertrauen? Ist doch prima, wenn jemand an sich glaubt, warum sollte man ihm das übel nehmen? Das Potenzial alleine ist ja keine Garantie für Erfolg. Man muss es auch nutzen. Schafft auch nicht jeder.
DAX Einkäufer
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