Ich bin der "Säufer"
@Poster mit Fremdschämfaktor
Das hat nichts mit Angeberei zu tun. Der TE wollte wissen, wie man das geschafft hat und wie viel Lernaufwand dahinter steckte.
Ich habe ehrlich geantwortet. Man muss ein wenig unterscheiden. Der Bachelor geht relativ nebenher, der Master ist schon ein anderes Kaliber, da viel mathematischer und modelllastiger (ich habe VWL studiert, nicht BWL). Da ist kurz vor der Klausur Bulimielernen nicht mehr drin. Da lohnen sich Vorlesungsbesuche und Vor- und Nachbereitung. Dementsprechend hab ich mir hier für die Prüfungen anders als beim Bachelor 1 Semester mehr gegönnt, um dennoch ein ansprechendes Studentenleben zu haben, aber das hat auch die große Mehrheit der anderen Studenten. Jede Nacht weg war ich im Master nur im Erasmus (wo ich trotzdem, wenn auch mit reduziertem Curriculum, Bestnoten (die nicht geschenkt waren mit 60% Durchfallquote) erzielt habe). Aber auch da habe ich mir 2 intensive und vor allem strukturierte Lernwochen vor den Abschlussklausuren gegönnt.
Letztendlich ist effizientes Zeitmanagement gefragt. Vorlesungen im Bachelor kannst du dir schenken. Im Lehrbuch und Skript ist alles Relevantes drin. Für Übung und Tutorat gibt es mittlerweile auch häufig elektronische Lösungen, warum also da sein? Und wenn nicht (auch wenn es nicht unbedingt edel ist), kann man von Kommilitonen auch mal kopieren. Im Bachelor hat man im Schnitt wohl so 26-28 Wochenstunden Präsenz. Natürlich muss man hier die Axt ansetzen. Wenn man hier auf 10 kommt, hat man plötzlich Spielraum. Viele sind doch nur in der Uni, um ihre sozialen Kontakte zu pflegen. Das habe ich auch, aber in der Mensa und beim Kaffeeplausch danach. Gelernt hab ich alleine, Gruppen halten nur auf. Meistens waren doch die, die man rund um die Uhr im Seminar sah, die schlechtesten Studenten...
Manche Leute halsen sich auch einfach zu viel auf. Verein hier, Ehrenamt da. Kein soziales Event kann abgesagt werden. Dazu noch die Arbeit und die 5-wöchige Wanderung durch Bolivien. In die Vorlesung wird trotzdem gegangen und die Zeit sinnlos abgesessen.
Ich hab stets gewusst, was ich kann und was und wie viel ich dafür machen muss. Daher habe ich mich nie überfordert und die Prüfungsordnung ausgenutzt. Nachtermine werden angeboten? Prima. Dann schreibe ich natürlich nicht alle 5 Klausuren auf einmal, sondern splitte. Wenn man immer 5 Tage alleine auf eine Klausur lernen kann, dann ist die 1,x schon fast sicher.
Natürlich muss man in der Lernphase lernen und dem alles unterordnen. Das habe ich immer gemacht. Prioritäten setzen ist das A und O. Das konnten nur die Wenigsten. Aber die Klausuren sind im Februar, also kann bis Weihnachten das Leben genossen werden.
Hab ich Talent? Sicherlich. Bin ich hochbegabt? Wahrscheinlich nicht. Natürlich habe ich eine schnelle Auffassungsgabe, kann mir Dinge schnell merken und habe insbesondere mathematische (analytische, strukturelle) Fähigkeiten. Vor allem aber war es meine logisch-rationale Herangehensweise, die den Erfolg ermöglichte. Mein selbständiges Denken und Selbstvertrauen, das mich in der Klausur nicht nervös zittern ließ und es mir erlaubte auf Dinge im Dienste der Effizienz zu scheißen. Die theoretische Führerscheinprüfung hab ich zuhause nie bestanden (wie auch, hab ja erst am Nachmittag vorher angefangen zu lernen und mehrere Module mehrfach und dafür andere gar nicht besucht). Aber ich hatte immer die Gewissheit, dass ich mit Konzentration und Fokussierung mehr kann. Am Ende hat es ganz knapp gereicht. Andere sind schweißgebadet gescheitert, obwohl sie im Vorfeld bereits alle Bögen bestanden hatten. Die haben einfach die Ruhe nicht bewahrt.
Was den Sport angeht: Ich bin kein fetter Zocker und auch kein Fechter aus einer Verbindung. Ich habe Ausdauersport betrieben. Hobbymäßig, nicht als Leistungssport. Im Sommer mehr, im Winter weniger. Wer sich gerne aufs Rad setzt, der weiß, wie schnell da die Stunden vergehen.
Was ich damit sagen will: Natürlich braucht es Talent. Vor allem aber braucht es Struktur, Planung, Rationalität und die Gewissheit, dass man sich selbst in Prüfungssituationen vertrauen kann.
PS: Intrinsische Motivation am Thema setze ich voraus. Sonst ist alles nichts. Mir hat das Lernen Spaß gemacht. Ich hab mir nur meinen eigenen Rhythmus gegönnt (mehr eigenes Lernen durch Lesen und Knobeln. Kein Lernen durch passives Zuhören).
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