WiWi Gast schrieb am 20.02.2021:
WiWi Gast schrieb am 27.11.2020:
Also ich bin Mitte 30 und kurz vor Ende meines BWL-Masters. Werde wohl mit sehr gut beenden, wie schon im Bachelor. Bin, glaube ich, aktuell im 23. Studiensemester. Mein CV ist wohl der Sicht einiger Leute etwas "durcheinander". Dieses ganze hinter Credits herjagen, Regelstudienzeit einhalten und das alles, was sich viele antun, war nie, was ich wollte. Es gibt auch sehr viele gut verfasste Artikel zu finden, die sich mit dem ganzen Irrsinn, den sich viele Studenten und auch Arbeitgeber antun. Sollten einige hier besser auch mal lesen. Aber dennoch hat es sich ergeben, dass ich ein paar sehr gute und auch außergewöhnlich seltene Kompetenzen zu bieten habe. Trotzdem muss ich davon ausgehen, dass ich es schwer haben werde, in die Berufswelt einzusteigen. Aktuell habe ich von 35 Bewerbungen 31 Absagen. Lediglich zwei Telefoninterviews waren dabei. Alles andere war immer eine direkte Absage per Email.
Ich habe es eben schwer, weil ich nicht die Erwartungen an manche Kriterien erfülle. Aber vielleicht sollten die Arbeitgeber auch mal ihre Kriterien und Annahmen hinterfragen.
Eine Dame hat eben geschrieben, dass jemand für den Arbeitgeber zunehmend unattraktiver wird, je länger er arbeitslos ist. Dies war mir nicht neu, nur frage ich mich, warum ist das so? Welche Annahmen macht denn der Arbeitgeber, dass jemand unattraktiver für ihn wird? Allgemein wird wohl unterstellt, er hätte wohl alles verlernt oder hätte sich an eine andere Lebensweise gewöhnt und könnte nicht mehr zurück. So was oder so ähnlich werden die Annahmen sein. Aber ist das wirklich so? Ich glaube nicht. Diese Annahmen sind Schubladendenken, das sich Menschen im Laufe der Zeit aneignen und bei ihren Bewertungen davon ausgehen. Auch jemand, der drei Jahre arbeitslos war, kann genau so beruflich einsteigen mit Erfolg wie alle anderen auch.
Auch das Thema Noten gehört dazu. Hier tun viele so als würden diese wirklich etwas aussagen, das genau zu erfassen ist. Ich hatte schon immer sehr gute Noten. Insbesondere im Studium wurde mir deutlich, dass viele, die wirklich etwas können, trotzdem schlechte Noten schreiben und nicht jeder, der gute Noten hat, kann auch was. Trotzdem tun viele so als würden Noten nur aussagen, dass jemand es nicht verstanden hat. Und auch viele Arbeitgeber/Personaler tun so, doch sollten die es nicht besser wissen, denn die hatten doch selbst mal studiert und (hoffentlich) andere Studenten kennengelernt.
Die Leute nehmen sich keine Zeit, mal ihre Annahmen zu reflektieren. Aber mir ist es egal, wenn ich keinen Job bekommen werde. Ich mache mir keinen Stress, werde auch nicht verhungern. Habe auch bereits eine Selbstständige Tätigkeit vorzuweisen und habe Pläne, wie ich das ganze erweitern kann. Ich brauche mich vor keinem Personaler oder so zu verbiegen, nur um einen Job zu bekommen.
Glück spielt auch eine gewisse Rolle. Ich bin kein High Potential, eher das Gegenteil.
Mein Profil:
Zwei Ehrenrunden in der Schule gedreht und trotzdem Abi nicht gepackt, nur Fachabi. Die ein oder andere Lücke im Lebenslauf, auch mal ne größere. Acht Jahre Berufserfahrung als "Tellerwäscher". Nebenbei 12 Semester lang BWL-Studium laufen lassen und mit 2,9 Abgeschlossen. Anschließend 6 Semester ein Masterstudium in Vollzeit absolviert. Während Semester 17 und 18 erste relevate Praxiserfahrung in Form einer Werkstudententätigkeit gesammelt. Bei einem der umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland. Bin da irgendwie reingerutscht.
Im August 2020 hatte ich dann den Master in der Tasche. Anfang Oktober habe ich 9 Bewerbungen rausgehauen, 5 Gespräche gehabt und letzlich bin ich bei einer DAX30 Tochter eingestiegen. Zwar nur 42K, aber die Berufserfahrung hier ist goldwert.
Auch mit Ü30 ist nicht alles verloren. Solange jemand kommt, der ein wenig Ahnung von der Materie hat und den Job erledigen kann. Ich bin halt durch Zufall in einem sehr speziellen Bereich reingerutscht, in dem nachwievor Personalmangel herrscht.
Das ist korrekt...aber eins bleibt, ich meine ich spreche aus eigener Erfahrung...wenn du um die 30 mit 42k anfängst, ist derjenige, der alles "gut" gemeistert hat bei mind. 55k
Das kann man als "mittelmäßiger Student" eben nur schwer fordern, normalerweise weiß er das dann auch (und das ist das Problem im Verlauf). Wenn man es nicht schafft sich davon zu lösen "ich bin ja nur Mittelmaß" dann wirst du nie weiter monetär und von der Aufgabe aufsteigen. Aufgabe aufsteigen meint hier "spsnnendere Sachen machen wofür du halt mehr bekommst und dich für die Zukunft ausrichtest".
Ich bin mit 27 mit 50k all in (Auto etc) eingestiegen als Trainee was mir aber definitiv nicht gefallen hat - das Traineeprogramm. Danach! bin ich gewechselt auf eine Stelle mit 42k weniger ; weniger Perspektive, weniger Geld, operativere Aufgabe in einer anderen Branche ohne Erfahrung (dafür der Abschlag) dafür aber in der Heimat bei einem guten Mittelständer. Was ich aber nicht wusste ist, dass 42k mit 30 und Studium nicht gravierend abweichend ist von den was jmd mit Ausbildung im gleichen Unternehmen erhält. Also weniger Risiko (100%ig auch weniger Weitsicht und eher eingefahren) für ca äquivalentes Gehalt. Jedoch dachte ich mir "puh wenigstens einen Job...aber wie der Mensch manchmal so ist, nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass das hier ohne Entwicklungsfeld eine Sackgasse ist. Die Tätigkeit habe ich nach meiner Ausbildung und damit vor meinem Studium auch ausgeführt.
Dann steht man da und denkt sich was ein mieser Trade Off. Nochmals es ist immer wichtiger erstmal unterzukommen aber genau so wichtig ist es sich dann aktiv um zu suchen um monetär weiterzukommen. Nicht vergessen, der Unternehmer stellt ein um gutes Geld zu verdienen, das muss nicht das Gleiche für den AN heißen aber es verurteilt euch keiner dafür gerecht bezahlt zu werden.
Ab Mai darf ich dann im IG Metall für 57k arbeiten, noch näher dran, spsnnendere Aufgabe vor allem aber im Entwicklungsfeld. Ob es wirklich so toll wird weiß man erst immer dann wenn es anfängt aber mit nun 31 fühle ich mich nach nun 3 Jahren wieder gut bezahlt und das ist wichtig! Egal wie tief die Sinnsuche in der Arbeit in einem verwurzelt ist.
Was ich damit sagen möchte ist, dass egal wie schwer für den einen oder anderen die aktuelle Situation ist
- liegt das nicht immer an euren Fähigkeiten
- kann man sich super über Moocs etc weiterentwickeln gerade jetzt in Corona
-
Wenn ihr beides berücksichtigt denkt daran...ihr seid keine Bittensteller! Ihr tauscht ein wettvolles Gut eure Zeit gegen monetäre Mittel.
- in Zeiten längere Arbeitslosigkeit kommt es bei einigen wahrscheinlich vor, dass man sich irgendwann als Bittensteller betrachtet. Vergesst niemals, dass auf der Arbeit nicht gezaubert wird.... außer beim Unternehmen Borussia Dortmund.
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