Das ist natürlich doof, wenn Betreuer und Professor andere Vorstellungen haben/sich nicht absprechen und man dadurch in eine falsche Richtung gelenkt wird.
@ratata
Wie kommst du auf 90%? In meinem BWL-Jahrgang gab's an Noten alles von 1,0 bis 5,0, aber die meisten meiner Kommilitonen lagen zwischen 2,0 und 2,7. 1,x ist eher ungewöhnlich und 1,3 oder 1,0 kenne ich fast nur von Leuten, die auch bei anderen wissenschaftlichen Arbeiten (z. B. Proseminar- oder Seminararbeitern) ganz gut waren und da scheinbar ein besonderes Händchen für haben.
Nehmen wir mal an, es ist üblich, dass Professoren grundsätzlich mindestens eine 2,0 vergeben (aus-Dankbarkeit-oder-was-auch-immer). Dann wird 2,0 gleichbedeutend mit 4,0/ausreichend/bestanden und das Spektrum von 1,0 bis 1,7 entspricht dem jetzigen Spektrum von 1,0 bis 3,7. Problem: es gibt weniger Differenzierungsmöglichkeiten. Eine 1,0 ist dann zwar immer noch sehr gut, 1,3 aber wahrscheinlich "nur" gut und 1,7 befriedigend.
Die Personaler kriegen das irgendwann mit und bewerten Abschlussnoten genauso.
Irgendwann kommen Professoren dann vielleicht auf Idee, dass man Studenten mindestens eine 1,3 geben muss, weil eine 2,0/ausreichend unzumutbar ist und Studenten damit schlechtere Chancen bei der Jobsuche haben. Dann gibt es plötzlich nur noch 1,0 (sehr gut bis gut) und 1,3 (befriedigend bis ausreichend). In dem Fall wären Studenten selbst mit einer 1,3 nicht zufrieden, was dazu führen könnte, das man als Professor aus Dankbarkeit nur noch 1,0 vergibt und die Note rein gar nichts mehr über die Arbeit selbst aussagt.
D. h. wenn Noten nicht so genutzt werden, wie sie ursprünglich gedacht sind, kann man es eigentlich direkt lassen und für Diplomarbeiten "Teilnahmescheine" einführen (bestanden vs. nicht bestanden). Meines Erachtens liegt das Problem nicht in der Notendifferenzierung, sondern darin, dass einige Professoren sich nicht an diese halten und eigene Maßstabe anlegen. Sei es dadurch, dass sie ihren Schnitt künstlich hoch halten, um den Studenten extern nicht "zu schaden", oder künstlich niedrig halten, um als "besonders anspruchsvoll" zu gelten. Oder sei es dadurch, dass sie unfair und relativ willkürlich bewerten (Klüngeleien etc. eingeschlossen).
Vielleicht bin ich da etwas eigen, aber ich bekomme lieber eine gerechte(!) Note als eine geschenkte. Eine verdiente 1,7 fühlt sich viel besser an als eine geschenkte 1,7. Und eine verdiente 3,3 kann besser sein als eine geschenkte 1,7.
In der Praxis sind sicher einige 4,0-Diplomarbeiten nicht leistungsgerecht bewertet, was besonders dramatisch ist, wenn die Arbeit ein großes Gewicht für die Diplomnote hat. Deshalb aber ALLEN Studenten eine Top-Note zu schenken (2,0 ist nach meiner Auffassung eine wirklich gute Note, deshalb heißt sie ja auch "gut"!) wäre allerdings denjenigen gegenüber nicht gerecht, die wirklich eine Top-Leistung gebracht haben, bzw. auch denjenigen gegenüber, die eine faire Bewertung erhalten haben, aber durch die Notenschenkerei an anderen Lehrstühlen plötzlich schlechter wirken.
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