Marian schrieb am 12.06.2019:
Hi zusammen,
bald habe ich ein Gespräch bei PwC für die Stelle "Consultant Wirtschaftsprüfung / Audit Financial Services ". Ich studiere Wirtschaftsinformatik B.Sc. (Dual) und habe nur sehr wenig Vorwissen zu Bilanzierung von Banken & co.
Hat jemand Erfahrungen wie das Gespräch so läuft, konkrete Fragen, was Vorausgesetzt wird, Tipps usw.?
Vielen Dank bereits vorab!
Hi Marian,
ist schon etwas seltsam, dass Du überhaupt eingeladen wurdest. Normalerweise hat man bei den big 4 ohne sehr spezifische Fachkenntnisse in Bilanzierung überhaupt keine Chance.
Bei Wirtschaftsinformatik denke ich an IT-Systemprüfung wo die Ordnungsmäßigkeit der rechnungslegungsbezogenen EDV Verarbeitung geprüft wird. Das wird im Zeitalter der Digitalisierung und "Dunkelverarbeitung" immer wichtiger!
Es werden auch bewußt falsche Buchungen eingegeben und analysiert wie das System so etwas behandelt.
Und über die Betriebsprüfer CD wird der echte Buchungsstoff eingelesen und analysiert. Prüfungssoftware wie Addison oder Datev schmeißt dann mehrere 1.000 Hinweise und Fehler raus. Die Software ist dumm und kann nicht wie Buchhalter denken. Zumindest die rot markierten Fehlerwarnungen geht man dann durch.
Ich würde anhand von Beispielen darlegen wie Du sehr große Datenbestände aus automatisierten Massendatenbeständen zwischen mehreren Systemen hin und her schaufeln kannst. Wichtigste Berufsaufgabe ist dann die Analyse und Auswertung dieser Daten.
Wirklich interessant wird das erst, wenn man beginnt zu verstehen wie sich was auswirkt und warum es gerade so verarbeitet werden muss. Das ist zu Beginn so eine Art Kulturschock. Zu meiner Zeit nur auf grüne SAP Listen und Zahlen schauen; den ganzen Tag lang; und Prüfungsvermerke dokumentieren. Das hat mit der Einführung des Peer Review und dessen Fortentwicklung schon stark spaßmindernde Dimensionen angenommen.
Wichtig sind Lernbereitschaft und vor allem -fähigkeit, eine ernorme Ausdauer, sehr gute körperliche Gesundheit, Bereitschaft aus dem Koffer zu leben (Mo bis Fr im Hotel) usw.
Und glaube bloß nicht das vermeindlich hohe Gehalt wird verschenkt. Es wird eine 60 bis 80 Std Woche erwartet, von denen aber regelmäßig nur 40 vergütet werden. Wenn Du zu kritisch nach Überstundenabgeltung und -ansparung und die diversen Kappungs- und Verfalltricksereien fragst, dann kannst Du Dir das Gespräch gleich sparen.
Geh später mit offenen Augen durch die Firma am Standort und frage Dich warum es wenige über 35 Jahre gibt. ...
Wenn Du das alles wirklich willst, dann gibt es nur wenige Erststellen nach dem Studium wo man mehr lernen kann. Allerdings etwas zulasten der Gesundheit. Das mit der guten körperlichen Fitness ist kein Witz!
Es ist ein Sprungbrett für den Job danach!
Viel Glück!
PS: Berichte mal wie es gelaufen ist.
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