Hallo Leute, habe demnächst ein Interview für eine Einstiegsposition und frage mich, ob es häufig vorkommt, dass auch ganze Interviews auf Englisch gehalten werden? In der Stellenausschreibung stand "Ausgezeichnete Englischkenntnisse". Meine Englischkenntnisse sind eigentlich sehr gut, wenn ich aber nervös bin fallen mir die Wörter nicht mehr ein.

Es gibt 5 Stufen von Sprachkenntnissen

1. Grundkenntisse (8. Klasse Französisch)
2. Gute Kenntnisse (jeder der ein Abi hat)
3. Sehr gute Kenntnisse (erweiterter Wortschatz, solltest Gespräche auf Englisch führen können)
4. Verhandlungssicher (Auflandsaufenthalt, extra Sprachkurse)
5. Muttersprache, first language

Ausgezeichnet würde ich zwischen drei und vier sehen, wirst sicherlich einige Fragen auf Englisch gestellt bekommen

Meine Englischkenntnisse sind eigentlich sehr gut, wenn ich aber nervös bin fallen mir die Wörter nicht mehr ein. >>

dann hast du aber wahrscheinlich auch keine "sehr guten Englischkenntnisse". Und erst recht keine Business Englisch Kenntnisse, wie sie bei der Stelle scheinbar gefordert werden.

sollte ja normal heutzutage kein problem darstellen, eine Konversation auf englisch zu halten. besonders wenn es die stelle erfordert.

sonst stammelst du im call mit internationalen Kollegen später auch rum.

Ausgezeichnet = B2

Ein paar Fragen, aber nicht das ganze Interview, wenn die Stellenausschreibung auf Deutsch ist.

Englisch lernt man on the job. Wo soll man den bitte sonst englisch lernen? Ich hatte während meines Studiums kein einiziges Fach auf englisch. Habe denoch im Lebenslauf "fließendes englisch" angegben und wurde angenommen, flunkern tut jeder ;)

Mir kam ein Personaler mal mit schlechten englischen Fragen. Habe ihm dann gesagt, ob er sich darüber im klaren sei, dass wir in Deutschland und nicht Amerika sind. Scheint zumindest in Mode gekommen zu sein, für sämtliche Stellen gutes Englisch zu verlangen, obwohl man es nie brauchen wird. Ich bin Muttersprachler in Englisch, habe ein deutsch und amerikanisches Elternhaus. Was teilweise in Universitäten hierzulande abgeht, ist meiner Meinung nach einfach nur noch lächerlich und eine Herabwürdigung der eigenen wissenschaftlichen Kultur. Der VWL Master an meiner Universität wird bspw nur noch komplett in Englisch unterrichtet. Dann Fächer, die in grauenhaften Englisch unterrichtet, in deutscher Sprache aber dann geprüft werden.

Sehe ich genauso, wird alles total überbewertet. Bei mir würden damals auch fließende Englischkenntnisse vorrausgesetzt, gebraucht habe ich es noch nie.

Das sagt nichts aus. Wir hatten auch auf Deutsch ausgeschrieben, aber dann trotzdem zu 90% das Interview in Englisch gemacht, da auch die tägliche Arbeit so ist.
An den TE , übe einfach ein Gespräch, mit den Fragen, welche kommen könnten und dann merkst du schon, welche Wörter dir fehlen. Wenn es spezielle sind, zB Fachbegriffe, die du unbedingt nicht vergessen darst, dann schreibe sie dir doch auf und leg sie dir auf den Tisch. Notizen kann man ja vor sich haben (Fragen , Lebenslauf, oä)

Lounge Gast schrieb:

Ein paar Fragen, aber nicht das ganze Interview, wenn die
Stellenausschreibung auf Deutsch ist.

Englisch on the Job? Wer bis zum Job kein englisch gelernt hat, wird es auch nicht mehr später lernen!

Sorry, aber gerade bei Firmen, die von sich behaupten, man würde "mindestens 50%" der Arbeit in englischer Sprache machen, bewegen sich

a) meist auf Oberstufeniveau dabei und
b) sondern es am Ende eher 10%.

In Deutschland reicht Denglisch aus. D.h. du mussst nur zu tun als könntest du Englisch sprechen. Deswegen selbstbewusst auftreten und immer laut sprechen. :-)

War im Studium ein halbes Jahr im Ausland, in England, habe dort englisch gesprochen, aber nicht wirklich "gelernt". Eher so alltägliche Sachen, wenn man sich auf der Straße oder am Flur begegnet. Richtig gelernt habe ich es im Job, weil ich seit drei Jahren in einem englischen Projekt, in England, bin.

Im Studium braucht man es in der Regel nicht und wenn, hat man auch nur das "Schulenglisch" drauf.

Lounge Gast schrieb:

Englisch on the Job? Wer bis zum Job kein englisch gelernt
hat, wird es auch nicht mehr später lernen!

Woher kommt dieser regelrechte Englischwahn eigentlich? Ich finde das auch nur noch lachhaft. Big 4, Beratungen oder diverse Bereiche im Finanzsektor möchte ich hierbei einmal verständlicherweise ausklammern. Bei Porsche nervte mich eine andere deutsche Praktikantin einmal, was hier doch für altmodische Strukturen herrschen und wieso man noch Deutsch sprechen würde. Sie meinte, Porsche wäre deshalb ein zurückgebliebenes Unternehmen. Ja, macht natürlich Sinn, in einer deutschsprachigen Abteilung einfach Englisch zu sprechen, weil es modern ist... selbst wenn da zum Teil Ausländer wären, sollten diejenigen die deutsche Sprache in einem deutschen Unternehmen in Deutschland die deutsche Sprache beherrschen. Habe nichts gesagt, sonst hätte es wohl heftigen Streit gegeben.

1-2 fragen, mehr kommt da nicht dran

Was fürn Schmarrn.

Und ausgezeichnet = B2 ist ebenfalls Humbug.

Bin bei ner großen Bank, da wird ausgezeichnetes Englisch verlangt. Und das bedeutet, im Alltag auch mal spontan auf Englisch zu wechseln und den Rest einer Diskussion auf Englisch zu führen.

Lounge Gast schrieb:

In Deutschland reicht Denglisch aus. D.h. du mussst nur zu
tun als könntest du Englisch sprechen. Deswegen selbstbewusst
auftreten und immer laut sprechen. :-)

Bei uns in der Großkanzlei laufen auch einige rum die auf Teufel komm raus englische Begriffe benutzen. Klar, ein Share Deal/Asset Deal ist unter Juristen einfach mittlerweile normaler Fachbegriff. Aber wenn man dann mit "Anchor tenant" statt Ankermieter usw. Kommt... Ich mein, die meisten von uns waren im Ausland, oft LLM. Englisch kann hier jeder.

Noch lächerlicher ist es natürlich komplett ins englische zu wechseln. Das macht nur Sinn, wenn einige englische Muttersprachler dabei sind.
Englisch ist doch nichts, worauf man stolz sein müsste. Sie ist einfacher. Und deshalb gut für Business. Mehr nicht.

Bis zum letzten Punkt hab ich dir noch zugestimmt, aber wenn ihr ausländische Mitarbeiter in der Abteilung habt, wird natürlich Englisch geredet. Ihr seid dann ja auch keine deutsche Abteilung mehr. Und von den Leuten Deutsch zu fordern, ist lachhaft.

Lounge Gast schrieb:

Woher kommt dieser regelrechte Englischwahn eigentlich? Ich
finde das auch nur noch lachhaft. Big 4, Beratungen oder
diverse Bereiche im Finanzsektor möchte ich hierbei einmal
verständlicherweise ausklammern. Bei Porsche nervte mich eine
andere deutsche Praktikantin einmal, was hier doch für
altmodische Strukturen herrschen und wieso man noch Deutsch
sprechen würde. Sie meinte, Porsche wäre deshalb ein
zurückgebliebenes Unternehmen. Ja, macht natürlich Sinn, in
einer deutschsprachigen Abteilung einfach Englisch zu
sprechen, weil es modern ist... selbst wenn da zum Teil
Ausländer wären, sollten diejenigen die deutsche Sprache in
einem deutschen Unternehmen in Deutschland die deutsche
Sprache beherrschen. Habe nichts gesagt, sonst hätte es wohl
heftigen Streit gegeben.

In der Abteilung bei Porsche mit der Praktikantin waren nur deutsche Mitarbeiter. Letzteres bezog sich für den Fall, dass zwei drei Ausländer in der Abteilung gewesen wären, ich trotzdem nicht auf die Idee kommen würde, deshalb Englisch zu sprechen. Wer in Deutschland arbeiten möchte, sollte gefälligst die Sprache verstehen. Wir sind kein industrieller Zwerg, der als Bittsteller aufzutreten braucht. Im Umkehrschluss würde es mir in Frankreich oder im englischsprachigen Raum nicht im Traum einfallen, dort auf Deutsch zu pochen. Gezielt international ausgerichtete Abteilungen mögen ein anderer Fall sein. Zum Glück wird das bei uns auch so gehandhabt.

Heute übertreibt eh fast jeder Bewerber mit seinen Sprachkenntnissen maßlos. Da gibt es viele mit durchschnittlichen Englischnoten im Abi, ohne Auslandsaufenthalt oder sonstigen Bezug zu englischsprachigen Welt außer einige Filme und Serien auf englisch geschaut und behaupten, sie könnten verhandlungssicher Englisch. Verhandlungssicher bedeutet eigentlich mindestens C1 Niveau. Viele bezeichnen sich schon als verhandlungssicher, wenn sie ein solides B1 Niveau haben. Diese Leute meinen, wenn sie ein Hotelzimmer auf englisch reservieren könnten, wäre das schon eine Verhandlung und damit wären sie verhandlungssicher.

Übertreiben tun beide Seiten, sowohl der Bewerber, wie auch das Unternehmen. Woher sollte sich ein normaler Student "verhandlungssichere Englischkenntisse" aneignen? Selbst durch ein Auslandssemester ist man kaum i.d.L. verhandlungssicher Englisch zu sprechen. Das lernt man, wie oben erwähnt, on the Job!