Branchenkompass: Deutsche Banken gehen auf Expansionskurs
Die Topmanager deutscher Kreditinstitute geben sich selbstbewusst - Die Kostenprobleme sind weit gehend überwunden, und nun soll es auf Expansionskurs gehen.
Grundsätzlich aber gilt: Das Wettbewerbsklima bleibt rau.
Zwar haben die Kreditinstitute in jüngster Zeit durch Abschreibungen und Kapitalerhöhungen ihre Bilanzen, durch Personalabbau und Rationalisierung ihre Kostenstruktur entlastet. Doch das deutsche Dreisäulenprinzip drückt weiterhin die Preise und verhindert zugleich eine nachhaltige Konsolidierung. Die Trennung von Sparkassen, Genossenschaftsbanken und frei agierenden Instituten hält den Markt in einer künstlichen Ruhe, auch wenn vor allem die Landesbanken beginnen, bevorzugt in Kooperation mit den Sparkassen nach neuen Geschäftsmodellen zu suchen.
Das Ergebnis: Im Jahr 2002 bezeichneten die Entscheider die Kosten als größtes, im Vorjahr als zweitgrößtes Problem. Jetzt aber beherrschen die Themen Wettbewerb und Vertrieb das Ranking der größten Sorgen. Beide Themen werden mit 27 und 23 Prozent vor den Kosten am häufigsten genannt. Die Kreditrisiken, im Vorjahr noch das Branchenproblem Nummer eins, sind gänzlich aus dem Fokus gerückt. Sie landen mit 18 Prozent nur an vierter Stelle. Grund: Die Kreditvorsorge sinkt, viele Banken haben ihre Portfolios bereinigt und halten sich mit neuen Darlehen zurück.
Besonderen Druck verspürt die Branche angesichts der Konkurrenz aus dem Ausland. Die Institute dort arbeiten effizienter und profitabler als hier zu Lande. Nur jeder dritte deutsche Topentscheider meint, dass die Bankenbranche in Zukunft bei Profitabilität und Effizienz gegenüber dem Ausland deutlich aufholen werde. Die geringe Rentabilität und damit auch Attraktivität deutscher Institute ist allerdings umgekehrt ein Grund dafür, dass vier von fünf Entscheidern nicht erwarten, dass ausländische Banken deutsche Institute in den kommenden drei Jahren übernehmen werden.