Das mexikanische System - die letzte Rettung in einer Männer-WG
Schmutzige Tellerberge und Biokulturen im Kühlschrank - selbst in Zeiten weitreichender Toleranz nährt sich das Bild der Männer-WG von überstrapazierten Klischees. Meistens zu Recht. Ein Erlebnisbericht.
Endddddlose Toleranz?
Zu Beginn übten wir uns in schier endloser Toleranz. Es hieß gemäß einer vage getroffenen Vereinbarung, dass jeder von uns dreien frei entscheiden solle, wann er zum Beispiel spülen wolle. Die Tellerberge und der Dreck, wenn es sie überhaupt geben sollte, würden einem schon früh genug ins Auge springen, so ließ mein Mitbewohner Jens frohen Mutes verlauten. Schließlich sei einem jeden von uns ja an Hygiene und Sauberkeit gelegen.
Ein breites Spektrum von Sauberkeitsempfinden!
Die Erfahrung, dass sich Sauberkeitsempfinden allerdings in einem extrem breiten Spektrum einordnen lässt, stellte sich bereits in den nächsten Tagen ein. Schnell wurde eine Krisensitzung anberaumt, an die sich in der Folgezeit noch weitere anschließen sollten. Jedes Mal wurde hart verhandelt. Unterdessen verfasste ich reichlich kleine Memos für meinen Mitbewohner Lars, die der anfangs noch belustigt zur Kenntnis nahm. Darauf standen so tolle Sachen geschrieben wie: »Stark verschmutzte Teller bitte direkt nach dem Essen vorspülen!«, oder: »Weißt Du eigentlich, wo wir den Müll immer hinbringen?«
Das Paprika-Etwas im Kühlschrank
Wie ich darüber hinaus feststellen musste, schien er sich selten um den Zustand seiner Lebensmittel im Kühlschrank zu kümmern. Eine matschige Paprikaschote sorgte schließlich für den Eklat. Meine Memo lautete: »Brauchst Du das Ding im Kühlschrank noch, um Deine Gelüste daran auszuleben?« Die Konsequenz war, dass Lars nahezu ausflippte und sich das Schreiben von Memos für die Zukunft verbat.
Mein Verhalten mag man nun als intolerant oder engstirnig bezeichnen. Man könnte beispielsweise sagen, dass ich das vergammelte Gemüse doch einfach stillschweigend hätte wegwerfen sollen. Wäre aber schade um den Lerneffekt gewesen! Auch das Zusammenleben gilt es zu optimieren.
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