WiWi Gast schrieb am 18.02.2024:
Da hast du aber Glück gehabt, dass zwei Tage nach meinem Post die Inflationsdaten veröffentlicht wurden mit 2,9% im Januar... Aktuell bekommst du ~3,6% p.a. für kurzlaufende Anleihen (unter 1 Jahr) bei 5,9% Inflation in 2023 und 3,7% im Dezember. Bis auf kurze Ausreißer war die reale Rendite seit 2010 negativ und seit 2004 deutlich unter einem Prozent. Viel Spaß beim Geld verbrennen..
Das Geld wird verbrannt, wenn es grundsätzlich nicht invstiert wird (wie der von Dir vorgeschlage Aufbau eines Notgroschens von 25.000 Euro. Eine Elternzeit braucht doch keinen solchen Notgrosche, die kommt doch nicht plötzlich und unerwartet und wie man aus den Daten sehen kann braucht sie bei der Einkommensverteilung und Sparrate vermutlich gar kein Geld).
Ich war doch gar nicht der Vorposter mit dem Notgroschen. Ich habe lediglich auf die Unsinnigkeit von Investitionen in Dt. Staatsanleihen hingewiesen.
Vor allem wird das Geld verbrannt, wenn die leute in Panik verkaufen. Ich hab den Dot Com Crash mit hoher Aktienquote (aber weit von 100%) mitgemacht in meiner ersten Entsparphase (Studium). dazu findet sich noch wneig im Netz, aber die Stimmung Anfang 2009 kannst Du gut im wertpapierforum durchlesen.
Wenn die Leute ein 300.000 Euro Portfolio haben, das auf 150.000 Euro kollabiert, dann ist das für die allermesiten extrem unlustig.
Klar ist das unlustig, aber 1. muss man Schwankungen aushalten können und 2. wer bei KGVs von weit über 1000 noch diese Aktien kauft ist selbst schuld. Selbst der S&P 500 hatte zu den Höchstzeiten ein durchschnittliches KGV von über 130. Heute ist er zwar auch relativ teuer, aber bei weitem nicht so übertrieben.
Wenn es wieder so krass wird muss man neu evaluieren (und selbst das wäre bei einem gleichbleibenden Sparplan sogar relativ egal gewesen). So ein bisschen Hirn muss man schon einsetzen.
Auch in der Ansparphase, obwohl man wüsste, dass es da eine Chnace ist. Aber wenn für jede 1000 Euro, die Du Dir da müsham reinsparst im Depot 10.000 Euro gleich wieder verpuffen beginnt die Panik, die Zweifel, das Nachenken.
Und extrem häufig das Verkaufen.
Wenn die Leute wirklich 100% Portfolios aushalten würden, dann wären alle dauerhaft in Aktien investiert. Zumindest bei der Altersvorsorge. Die allermeisten(!) halten es aber in der Praxis nicht aus und selbst wenn Du(!) es wirklich aushälst, muss auch Deine Frau dabei mimachen, wenn sich gerade ihr erträumtes Traumhaus und 10 Jahre mühsam angespartes in Luft auflöst. dass in einem Haushalt gleich zwei Hardcore Riskotolerante Leute zsuammen wohnen dürfte noch erheblich seltener sein.
Wenn das vorher alles und allen klar ist, wunderbar, dann los und viel Glück.
Wenn nicht wird man entweder viel Geld verlieren oder die Partnerin/den Partner oder beides.
Meine Frau hat keinen Zugriff auf mein Aktiendepot und ich keinen auf ihres. "Hardcore Risikotolerant" wenn man einen Index Fonds hält.. ohjeohje.. davon abgesehen tut es nicht annähernd so sehr weh wenn dein Portfolio von +130% auf +70% zusammenfällt wie bei +10% auf -20%. Wenn man nicht extremes Pech beim Timing hatte dann dürfte eher Szenario 1 eintreffen als Szenario 2
Oder man nimmt eben ein diversifiziertes Portfolio. 80% Aktien und 20% Anleihen ist immer noch sehr stark schwankend. Die Standardempfehlung war die letzten Jahrzehnte eher 60% Aktien und 40% Anleihen. Bogle als Urvater des passiven Investierens empfiehlt für junge leute 80:20 und im Alter 50:50, aber 60:40 über alles hält er auch für fein.
Wer bei 100% Aktien kalte Füße bekommt, bekommt diese dann auch bei seinen 80%. Dann fällt das Depot halt von +100% auf +60% und dann wird verkauft. Am Ende immer noch Rendite liegen gelassen.
Die letzten 50 jahre hätte auch 60% Aktien, 20% Anleihen und 20% Gold sehr gut funktioniert, das hätte zumindest in diesem zeitraum die Krisen erheblich geglättet und die Rendite nur gering minimiert. Bei der sicheren Entnahmerate aus einem solchen Portfolio hätte man sogar erhebliche Vorteile gegenüber 100% Aktien gehabt.
Ob es in der Zukunft auch klappen wird weiß man natürlich nicht.
Es hat schon seine Gründe, warum Nobelpreise für Portfoliotheorien vergeben wurden und warum 100% Aktien keineswegs "die" beste Lösung ist.
Portfoliotheorien sind doch für Privatanleger mit ein paar 100k völlig irrelevant. Viel wichtiger ist, dass der Deutsche Michel endlich vom Sparbuch wegkommt und nicht aufgrund von Risikoaversität verarmt. Aktien können fallen, Immobilien können Folgekosten nach sich ziehen und Staaten können pleite gehen. Nichts ist risikofrei. Der Verlust durch falsches bzw. nicht-investieren ist viel größer.
Übgrigens: mit der 20% Anleihenbeimischung ist auch nicht die Deutsche Staatsanleihe mit quasi 0 Rendite gemeint sondern Anleihen im Allgemeinen. Da kann man wesentlich mehr rausholen bei immer noch geringerem Risiko als bei Einzelaktien.
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