Da hier teilweise sehr falsche Dinge berichtet werden, hier mal von einem Insider:
1) Trainees haben in der Regel gar keine Einstufung, sondern laufen "außertariflich" (im negativen Sinne) und daher wird auch keine "Berufserfahrung" angerechnet. Traineeprogramme sind doch für Anfänger. Wenn die Trainees später "in Funktion gehen" (=Versicherungssprech), dann wird eingestuft. Da es da nicht runtergehen soll, sind die Traineegehälter tendenziell niedriger oder ähnlich als/wie die Zielfunktion. Ein Beispiel: Das Traineeprogramm Vertrieb meines aktuellen Arbeitgebers wurde 2010 noch mit 3,3 k brutto vergütet. Heute sind es 2,5k brutto. Und wir reden vom Marktführer.
2) Das Studium muss auch bei einem Direkteinstieg nicht angerechnet werden, außer es wäre fachspezifisch im Versicherungswesen. Das ist eine krasse Fehlinformation. Es kann aber sein, dass es so ist, nur ist ein Direkteinstieg für branchenfremde sowieso eine sehr seltene Angelegenheit, auch, wenn es hier als Normalität dargestellt wird. Ich kann mich weder bei meinem aktuellen, noch meinem vorherigen Arbeitgeber, und das sind die großen Spieler, daran erinnern, dass ein absoluter Anfänger, wir reden hier nicht von intern ausgebildeten Azubis oder Dualen, auf eine Stelle für berufserfahrene eingestellt wurde.
3) Wenn eine TG keine Stufen für weniger Berufserfahrung hat, folgert daraus nicht, dass man AT eingruppiert werdne müsste. Das ist völlig Unsinn. Man bekommt, wenn man eine solche Stelle denn als Berufsanänfänger bekäme, was unwahrscheinlich ist, eben auf der niedrigsten Stufe an und wenn die 3 wäre, ist sie 3. Wenn sie 1 ist, ist sie 1. Man sollte kein Problem konstruieren, wo keines ist.
4) Die Betriebsräte habe ich in der Versicherungsbranche eher schwach erlebt. Die winken letztendlich doch alles durch, was der Arbeitgeber will. War/bin selbst bei den Konzernen Allianz und Ergo aaktiv und da werden praktisch alle zwei Jahre die Gehaltsstrukturen und die sozialen Leistungen "verändet". Gibt immer eine große Diskussion, aber der Arbeitgeber bekommt die Verschlechterung immer durch. Der fordert halt immer extrem und am Ende verkauft der BR das, was der AG eigentlich wollte, als Verhandlungslösung.
5) TG VI ist für den Einstieg nie sicher. Bezahlt wird sowieso nach Funktion (=Stelle) Wir haben 2021 und es wird in den Versicherern Dauerreformiert, d.h. alles verschlechert. Als ich z.B. 2010 bei der Allianz begonnen habe, hat der AG z.B. die komplette BAV übernommen. Heute übernimmt er noch 3/8. In meinem Altvertrag habe ich also 5/8 mehr, als die Neulinge. Oder man nimmt alte Aufgaben, schafft neue Stellen mit klangvollen Namen und stuft die schlechter ein. Kein Betriebsrat klagt da.
6) Ähnlich ist das bei den Gehältern. Die gehen steil nach unten. Für neue natürlich, die alten Verträge lassen sich zum Glück nicht abändern. Es kann durchaus sein, dass in einem Büro zwei Leute die gleichen Aufgaben erledigen und der "Altmitarbeiter" doppelt so viel verdient, wie der Neuling. Ich habe das Gefühl, bei uns laufen 1000 Gehaltsmodelle nebeneinander. Daher macht ein Vergleich oder ein Durchschnittswert auch absolut keinen Sinn, da das überall in der Branche so ist.
7) Es kann daher schon so sein, dass ein kleiner Teamleiter im Durchschnitt 70k verdient, nur wird der Durchschnitt von den Altverträgen und Branchenerfahrenen dominiert. Wenn man die rausrechnet, wird es immer trauriger. Hier scheinen aber viele zu denken, dass ein 25 Berufseinsteiger sofort auf dem Stande eines 55jährigen Altvertraglers gesetzt wird. Strange. So funktioniert das in Konzernen einfach nicht.
8) Was richtig ist, ist, dass Boni, aber auch Weihnachts/Urlaubsgeld im 1. Jahr nur anteilig oder gar nicht ausgezahlt werden und die erst bei einer gewissen Betriebszugehörigkeit aktiviert werden. Wenn hier also irgendjemand postet, dass er im ersten Jahr 14 Gehälter und Boni erhalten hat, war er nie in der Branche aktiv und hat kein Insiderwissen.
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