WiWi Gast schrieb am 08.12.2021:
Ich ziehe Ende des Jahres nach Austin und war vor ein paar Wochen schonmal zu Besuch dort. Ich werde für drei Jahre entsandt, mit lokalem Vertrag "plus X". Exorbitant teurer als hier ist vor allem die Miete. Bei mir ist es ungefähr Faktor fünf von 400 auf 2000 Euro im Monat, ich wohne aktuell aber auch in einer sehr günstigen Stadt in Deutschland. Auch vernünftiges Essen kostet auch nahezu das Doppelte - klar McDonalds ist günstiger als hier, aber was hilft dir das wenn du frische, hochwertige Lebensmittel kaufen willst. Da bleibt dir fast nur Whole Foods. Ich rechne mit etwas Puffer, dass sich meine Lebenshaltungskosten ungefähr verdoppeln (hier in DE aber auch günstiges Leben, z.B. kein Auto). Wenn du mit 1,5 rechnest und Miete und gute Krankenversicherung gestellt werden, sollte das eigentlich hinkommen. Bei mir verdoppelt sich das Nettogehalt glücklicherweise ebenfalls (höheres Gehaltsniveau, wesentlich geringere Steuern, Beförderung), was die Entscheidung natürlich erleichtert hat.
Danke für die Einblicke. Wie viel ich genau kriegen würde weiß ich noch nicht, das kommt erst mit dem Angebot. Die 1,5 bezog sich darauf, dass wir den locals mehr als das 1,5 Brutto von entsprechenden Stellen in Deutschland zahlen. Netto ist der Unterschied dann natürlich noch höher.
Ich werde weniger kriegen. Deshalb mache ich mir ja auch Gedanken über die Lebenshaltungskosten. Bei meinem Arbeitgeber sind die fetten Jahre für Expats leider vorbei. Ich kenne noch Kollegen die mit doppeltem Gehalt plus Haus, Haushaltshilfe und Fahrer nach China gegangen sind als es dort noch deutlich günstiger war als heute. Die sind mit einem ordentlichen Plus zurück gekommen, dass es sich alleine dafür gelohnt hätte.
Würde ich jetzt nach Texas gehen, habe ich wahrscheinlich als Expat weniger als wenn ich einen lokalen Vertrag hätte. Da ich es nicht nur fürs Geld mache ist das ok, aber ich will halt nicht nachher draufzahlen.
Bin der zitierte Poster. Warum sollst du denn deutlich weniger als die Locals bekommen? Ich kann ja nachvollziehen, dass Unternehmen sich gern die "Expat-Goodies" sparen wollen, also regelmäßige Heimflüge und dergleichen (auch um keinen Neid aufkommen zu lassen). Aber es sollte wohl kaum die Erwartung sein, dass du da als "billige Arbeitskraft" eingeflogen wirst. An deiner Stelle würde ich es nicht deutlich unter dem vergleichbaren US-Gehalt machen - den Rest kann man bei dem Gehalt dann irgendwie privat regeln (Flüge, Rente, Steuerberatung - US-KV wird ja vom US-AG gestellt). Eventuell ziehst du die erwartete Miete für die gestellte Wohnung vom Netto ab, dann bist du mit den US-Kollegen ja wieder auf einem Niveau.
Genaue Zahlen habe ich leider noch nicht, nur das was ich von älteren Kollegen gehört habe. Bei uns läuft es für Expats so, dass du weiter mit deinem deutschen Gehalt bezahlt wirst mit einer Angleichung an die lokalen Lebenshaltungskosten (kann ein Zu- oder Abschlag sein). Dazu kommt die Unterkunft, Krankenversicherung und ein paar kleinere Goodies.
Nur für die USA ist es wohl so, dass deutsches Gehalt plus USA-Aufschlag immer noch deutlich unter lokalem USA-Gehalt liegt. Ich verdiene bspw. gute 100 k€ brutto, der gleiche Jobgrade in den USA liegt bei etwa 180 k USD.
Das Housing gleicht da sicherlich noch etwas aus, aber mir ist noch unklar ob man damit aufs Niveau der Locals kommt oder nicht. Bei meiner Frau wird auf jeden Fall Geld wegfallen, sei es wenn sie beim Kind bleibt bzw. noch eins kommt und Elternzeit/-geld wegfällt oder auch weil sie nicht in ihrem eigentlichen Beruf arbeiten könnte (wegen Anerkennung der Abschlüsse).
Früher war die Entscheidung wohl einfacher, da hast du als Expat so viel Aufschlag aufs Gehalt bekommen, dass du deutlich über den Locals lagst, dazu dann noch Unterkunft und Auto gestellt, je nachdem sogar noch was für den Gehaltsausfall des Partners, etc. Da sind die meisten mit einem dicken Plus zurück gekommen.
Die Zeiten sind vorbei, aber ich will halt zumindest nicht draufzahlen und nachher weniger haben als wenn ich hier geblieben wäre.
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