Ich arbeite im Außendienst, weit weg von der Zentrale, ausschließlich "draußen" oder eben im Homeoffice.
Meine Homeoffice-Erfahrung ist also nicht mit dem typischen Büroarbeiter vergleichbar, der einen Tag pro Woche von zuhause aus arbeitet.
Obwohl es naturgemäß keine andere Möglichkeit für mich gibt, meine leider nötige Bürokratie zu erledigen, wird Homeoffice-Zeit von Kollegen in der Zentrale eher belächelt, häufig als "nicht so richtige Arbeit" betitelt oder gleich zum bezahlten Feierabend/Urlaubstag hochstilisiert. Damit muss man umgehen, die Diskussion darüber habe ich aufgegeben.
Ganz klar zustimmen muss ich dem Einwurf mit dem eigenen Arbeitszimmer. Dazu gibt es aus meiner Sicht keine Alternative. Ich habe dafür einen großen, hellen Raum nach genau meinem Geschmack eingerichtet, u.a. mit geräumigem Schreibtisch, Kaffeemaschine und Sitzgruppe.
Alleine der Komfort ist schon ein Grund für sich, warum ich nie wieder zurück ins klassische Büro möchte. Diese Ausstattung kostet zwar mein (immerhin weitgehend absetzbares) Geld, wäre aber in der Zentrale frühestens auf zwei Ebenen weiter oben zu haben (dann allerdings immer noch mit der geschwätzigen Bürohektik vor der Tür, statt meines Gartens.)
Wenn ich allerdings nicht genauso ernsthaft ins Arbeitszimmer gehen würde, wie früher ins normale Büro, bekäme ich Probleme. Die Zeiten kann ich bei Vertrauensarbeitszeit vollkommen flexibel 24/7 legen, aber diese Zeit ist dann auch aus der Tagesplanung raus. Mal spontan alles stehen und liegen lassen, weil das Wetter so schön ist oder gerade ein Freund Zeit hätte, gibts bei mir nicht. (Das ist aber genau das Bild, das die klassischen Bürokollegen haben). Die Ernsthaftigkeit ist eine bewusste, überlegt getroffene Entscheidung und geht bei mir so weit, dass ich mein privates Handy, Partner und Haustiere konsequent draußen lasse und NICHT in der Gammelklamotte und ungepflegt das Arbeitszimmer zum Arbeiten betrete, auch wenn es mal Sonntagvormittag ist. "Dresscode" ist bei mir das Bild, wie ich Kollegen privat begegnen möchte - sicher kein Anzug, aber auf jeden Fall gepflegt, frisch und wach. Das sichert für mich die Qualität meiner geistigen Arbeit und bewahrt mich gleichzeitig davor, "mal eben schnell nur ganz kurz was am Laptop..." zu schauen und mir damit selbst mein Privatleben zu sabotieren.
Damit bin ich schon viele Jahre gut gefahren.
Die Produktivität ist auf deutlich höherem Level als früher "im Büro", trotzdem tappe ich nicht in die Vertrauensarbeitszeit-Homeoffice-Falle.
Würde mich mal interessieren, ob es hier auch die klischeehaften Sofa-, Küchentisch- und Terrassenarbeiter gibt und wie deren Erfahrungen sind!
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