WiWi Gast schrieb am 11.07.2020:
Kann mir bitte einer erklären was es einem Unternehmen nutzt, wenn ich mikroökonomische Kenntnisse habe, aber nicht weiß was ein Geschäfts- oder Firmenwert, das CAPM oder die gängigsten Marketingtheorien sind? Und zu sagen, dass VWL anspruchsvoller ist, ist aus eigener Erfahrung Quatsch. Guckt euch doch mal die Finance oder Accounting Vorlesungen an. Das ist auch nicht einfacher als Abzuleiten und Gleichzusetzen.
Nun, die Frage ist eher, was man überhaupt in der Praxis benötigt und was man davon im Studium lernt. Wenn man es nicht lernt, wäre die nächste Frage welches Studium einen für das spätere Selbststudium, also das eigenständige Lernen am besten vorberietet. Ich habe als VWL'ler zwar auch ziemlich viel BWL (auswendig) gelernt, aber erst nach meiner Unternehmensgründung wurde mir dann später bewusst, was davon 1) sinnvoll gewesen ist und 2) man wirklich erlernen musste. Ganze Vorlesungen haben sich mitunter auf ein paar Stunden Youtube reduziert; andere Dinge auf den gesunden Menschenverstand. (Marketing, um mal als Beispiel zu nennen). Ich rede nur von den Basics und der Frage, ob man dafür jemanden einstellen muss.
Auf der anderen Seite hat man alles was mit Steuern, Accounting, usw. zu tun hat, bei Problemen direkt an den Steuerberater weitergeleitet, weil die Einarbeitung zu viel Zeit benötigt hat (ergo zu anspruchsvoll in den einzelnen Momenten). Das selbe gilt natürlich für allgemein-rechtliche Dinge.
Der volkswirtschaftliche Teil des Studium ist natürlich wesentlich subjektiver. Ich hab vergleichsweise wenig Spieltheorie gehabt, ist mir aber auf Konferenzen immer wieder begegnet und am Ende des Tages kam bei den Aktionen der Teilnehmer meist das heraus, was man schon vermutet hat. Super für mich als Unternehmer, denn das heißt wieder gesunder Menschenverstand wichtig und Theorie unwichtig. ;-) Mikro hat bei mir schon im Master nur eine untergeordnete Rolle gespielt und war für mich eher nicht interessant. Der praktische Wert ist meiner Ansicht auch schwierig zu ermitteln. Makro, Finance und Statistik aber sehr wohl und davon merke ich auch immer noch was im aktuellen Leben. Bspw. was Corona angeht und die Reaktionen der (Kapital-)Märkte.
Es gibt ja die 80:20 Regel, oder wie das heißt - nämlich dass man 80% an Grundlagen vergleichsweise schnell erlernen kann und die restlichen 20% benötigen dann vielleicht das ganze Leben. Bei den Standardjobs in großen Konzernen wäre die Frage, wieviel dieser 80% man durch Praktika erreicht und das Studium allein nur durch die Erlernung des Erlernens beiträgt. Mit anderen Worten, wichtig ist, "dass" man studiert, nicht "was".
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