WiWi Gast schrieb am 03.12.2022:
Nach 5 Jahren MBB kann ich dir sagen, dass 70h echte Arbeitszeit natürlich nicht die Regel ist. Oft werden Pausen weggelassen und Reisezeiten eingerechnet.
Mein Alltag (ohne eventuelle Spitzen, aber dafür auch ohne entspannte „on the Beach“ Phasen):
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Montag: Flieger zwischen 7:00-8:00, 9:30-10:00 Uhr beim Kunden, Arbeiten beim Kunden bis ca. 20:00 Uhr, danach essen und nochmals 2h im Hotel bis 23:00 Uhr = 13h - Mittag- und Abendessen = 11.5h echte Arbeitszeit
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Dienstag und Mittwoch: ab 9:00 Uhr beim Kunden, 20:00 Uhr Hotel & Essen und dann nochmal bis 23:00 Uhr = 14h - Pausen = 12.5h
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Donnerstag: ab 9:00 Uhr beim Kunden, Abfahrt Richtung Flughafen zwischen 16:00-17:00 und Flug zwischen 18:00-19:00 Uhr, ca. 20:30 - 21:00 Uhr zuhause = 7-8h - Mittagpause = 7h echte Arbeitszeit
- Freitag: 9:00 Uhr Office oder Home Office, ca. 18:00-19:00 Uhr Laptop zu = 9-10h - längere Mittagspause = 8.5h echte Arbeitszeit
In Summe also die folgenden Zeiten: 11.5 + 12.5 + 12.5 + 7 + 8.5 = 52h echte Arbeitszeit. Die 70h ergeben sich für viele dadurch, dass die besagten Reisezeiten (3h oder 3.5h jeweils am Montag und Donnerstag & viel Zeit im Taxi zwischen Hotel und Kunde ) dazukommen und Pausen (mind 1h pro Tag) nicht rausgerechnet werden
Wenn du das alles addierst, dann landest du auch bei 52 + 6 + 5 = 63h
Wie gesagt, das ist meine „durchschnittliche“ Woche. Es gab auch deutlich schlimmere Phasen und Studien mit mehrfach Arbeit bis nach 24:00 Uhr, aber dafür auch Wochen mit weniger als 40h am Rechner.
Zum Thema Privatleben: hier ist die Frage, was dir wichtig ist. Ausgiebig Sport und Freunde in der Heimatstadt treffen, sind extrem schwer. Mit meiner damaligen Freundin habe ich beispielsweise zweimal täglich telefoniert (jeweils im Taxi zwischen Kunde und Hotel, da wir nicht als Team im Taxi sitzen müssen). Sport habe ich meistens kurz (~30 Minuten) im Hotel gemacht.
Das restliche Privatleben spielt sich aber wirklich nur am Wochenende ab. Ich finde das langsam frustrierend und werde auch zeitnah wechseln.
Das kann ich relativ so unterschreiben, wobei meiner Arbeitszeiten im Schnitt noch etwas kürzer sind.
Habe in meinem ersten Jahr bei MBB drei mal bis Mitternacht gearbeitet, normalerweise ist der Laptop zwischen 22 und 23 Uhr zu. Ich hatte auch Projekte, da war um 20-21 Uhr Schluss. Angefangen habe ich immer erst um 9 Uhr.
Außerdem geht man meistens einmal pro Woche zum Team Dinner oder Team Sport, dann hört man quasi schon um 19 Uhr auf zu arbeiten.
Was ich von anderen so mitbekomme habe ich damit Glück und einen ganz guten Lifestyle, aber auch nicht unvorstellbar. Bei der Projektwahl frage ich da aktiv nach und wenn etwas nach extrem langen Arbeitszeiten klingt, sage ich ab.
Auch für private Termine nehme ich mir die Flexibilität raus und spreche das an, bevor ich ein Projekt zusage: Arzt, Notar, und Dinge, die man absolut nicht am Wochenende erledigen kann, mache ich am Freitag oder Montag und reise dann später an. Ich bin auch schonmal unter der Woche für private Abendtermine nach Hause, wenn man das offen kommuniziert ist vieles möglich.
Wenn man selbst darauf achtet, sich nicht zu sehr zu knechten, ist das meiner Meinung nach voll möglich.
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