Ich kann dich vollkommen verstehen, denn auch ich bin in den letzten Jahren sehr oft umgezogen. Bachelor in NL mit Auslandssemester in den USA. Master in der UK. Berufseinstieg in Deutschland, nach 2 Jahren Wechsel in die Schweiz wo ich jetzt seit März diesen Jahres bin. Ich habe in Aussicht nächstes Jahr nochmal für 9-10
Monate als Expat in die USA zu gehen.
Manchmal frage ich mich warum man sich so etwas antut. Die ständigen Abschiede und die resultierenden Neustarts. Aber ehrlich gesagt, wüsste ich nicht wo ich ankommen will. Ich will irgendwann ankommen und denke, dass ich mich in den nächsten 2-3 Jahren entscheide wo ich dauerhaft leben möchte. Aktuell könnte ich allerdings noch nicht einmal sagen in welchem Land das wäre.
Mein alter Freundeskreis aus Schulzeiten hingehen wohnt immer noch im gleichen Dorf. Kaum einer hat studiert sodass sie schon mit 16/17 Jahren angefangen haben zu arbeiten. Die Paare kennen sich oft auch noch aus Schulzeiten und als ich nach 2 Jahren den AG wechselte, schaute man mich schon komisch an, denn von meinem damals engsten Freunden sind alle noch beim gleichen AG wie in der Ausbildung bzw. nach dem Studium. Weggezogen ist keiner richtig. Eine wohnt 10km entfernt und eine andere hat wegen der Ausbildung mal 20km entfernt gewohnt aber ist wieder zurückgekommen. Langsam starten Hausbau und das Kinderkriegen. Das was zählt, sind Partnerschaft, Haus bauen und Kinder kriegen. Diese Abenteuerlust kennt dort niemand. Einerseits frage ich mich oft ob das nicht einfacher wäre so ein klassisches Leben zu führen, andererseits komme ich mit Stagnationen im Leben nicht klar und komme gerne rum.
Das einzige was mir schon fehlt, ist ein Partner. Wenn man ständig umzieht, ist es einfach schwierig jemanden zu finden und eigentlich möchte ich die Entscheidung Mann vs Karriere auch nie treffen wollen. Ich (w,29) möchte keine Kinder, ich bin einfach zu freiheitsliebend. Das ermöglicht es mir dieses Leben noch ein paar Jahre weiter zu führen bis ich das Gefühl habe, dass die negativen Aspekte der ständigen Umzüge überwiegen. In meinem Bekanntenkreis ist doch schon die ein oder andere Frau, bei der man merkt, dass sie langsam schon verzweifelt nach einem Partner sucht, da sie umbedingt Kinder möchte und da gibt es nunmal ein zeitliches Limit.
WiWi Gast schrieb am 28.11.2020:
Moin,
war wegen Corona mal wieder in der Heimat (Würzburg) und habe mich mit alten Freunden getroffen und viele sind einfach noch genau wie vor 7 Jahren dort fest verwurzelt. Bachelor, Master, Ausbildung in WÜ, noch im gleichen Verein und natürlich auch den ersten Job dort.
Ich habe da eher den gegenteiligen Weg gewählt. Work&Travel nach dem Abi, Bachelor in Wien und Master in UK mit 2 Auslandssemestern, zwischendrin dann nochmal für Praktika umgezogen. Auch für den Berufseinstieg habe ich jetzt einen Vertrag in Dublin unterschrieben, plane in ca. 2 Jahren wieder nach DE zurückzukehren.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinen Entscheidungen, habe viel erlebt und hatte ne gute Zeit im Studium. Auf der anderen Seite beneide ich teilweise dieses "einfache" Leben. Probleme Anschluss zu finden hatte ich jetzt nie, aber man muss größtenteils bei jedem Umzug natürlich einen neuen Freundeskreis aufbauen und das ist dann zeitlich auch immer begrenzt. Ich fühle mich irgendwie als wäre ich noch nirgends "angekommen". Geht es jemandem genauso und kann von seinen/ihren Erfahrungen berichten?
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