WiWi Gast schrieb am 18.02.2021:
hamburgerinbayern schrieb am 18.02.2021:
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Zeigt dies, ob eine Person in der Lage ist, einen kurzen Text über sich zu verfassen und die deutsche Rechtschreibung einigermaßen beherrscht. Eine Person, die einen guten Schnitt hat, muss nicht zwangsweise im Stande sein, eine normale Geschäftsmail zu verschicken. Das wäre doch etwas, was man als Unternehmen voraussetzen kann.
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Zeigt dies, ob eine Person ein gewisses Maß an Initiative zeigt und die Stelle auch möchte. In Zeiten von Onlineportalen kann man einfach seinen Lebenslauf binnen einigen Stunden an dutzende Unternehmen verschicken. Ein gutes Anschreiben zeigt eben noch etwas mehr als nur ein CV. Wenn ich jetzt 10 gute Bewerber habe, deren Profile sich nicht all zu viel geben, kann das Anschreiben einfach noch etwas mehr Persönliches zeigen.
- Zeigt die Motivation, die eine Person für eine Stelle aufbringt, kann Informationen enthalten, die im CV nicht erwähnt werden. z.B. dass man einen Workshop oder etwas Ähnliches der Firma besucht hat, usw. oder dass man eine Person aus dem Unternehmen kennt. Was weiß ich. Gibt viele Informationen, die man darein tun kann.
Es ist im Grunde eine erweiterte E-Mail, daher der Name ANschreiben. Genau wie man ein Dokument an einen Kunden nicht ohne Formalitäten (Sehr geehrter Herr X, anbei finden Sie das Dokument X. Blabla. Falls Sie Fragen haben sollten, stehe ich Ihnen gerne persönlich zur Verfügung.) verschickt, verschickt man keine Bewerbung ohne die Formalitäten.
"Und wie muss man sich selbst überschätzen, wenn man meint, dass man die Kompetenzen von anderen anhand eines Anschreibens beurteilen könnte?"
- Selbes Argument kann man genau so für Arbeitszeugnisse anbringen, welche immer subjektiv sind, eingeklagt sein können und auch kaum etwas aussagen. Wird aber trotzdem immer so mitgeschickt. Was ist denn die Alternative? Eine Bewerbung, die nur aus CV besteht?
Zu 1: Ein tolles Bewerbungsschreiben zu schreiben heißt noch lange nicht, dass die geschäftlichen Emails gut sind. Und auch da wieder die Frage: Ein einziges Anschreiben soll über so viele unterschiedliche Dinge eine Aussage machen können? Und was ist denn eine gute Geschäftsemail oder was auch immer für ein schreiben? Sieht doch jeder anders. Manche Leute in Unternehmen schreiben förmlich und manche umgänglich. Alles subjektiv, daher die Frage, warum so getan wird als gäbe es nur das eine richtige. Wenn die Unternehmen eine bestimmte Vorstellung haben wie Geschäftsemails geschrieben sein sollen, dann sollen sie doch einfach dazu einweisen. Ich stelle keinen ein, wegen seiner Fähigkeit ein Anschreiben zu verfassen, sondern wegen dem, was er für den Job kann und der Job ist es nicht Anschreiben zu verfassen. Außerdem nehmen sich viele Hilfe von Bekannten zum Schreiben oder greifen gleich auf einen bezahlten Dienst zurück. Also kann gar nicht mal beurteilt werden, wer wirklich im Stande ist ein tolles Anschreiben zu verfassen.
Zu 2: Also unabhängig davon, dass ich mein CV an jede Stelle anpasse und somit gar nicht die Möglichkeit habe mein CV an dutzende Stellen auf einmal zuschicken, trifft das doch auf das Anschreiben genau so zu. Viele verschicken das selbe Standardanschreiben. Haben viele meiner Kommilitonen so gemacht und irgendwann hatten sie wohl Glück, dass es jemand gelesen hat, der es aus seiner Subjektivität heraus als gut befand. Hat vermutlich noch gedacht, dass das absolut individuell ist und voller Motivation strotzt. Alles eine Illusion. Und genau daher gibt es viele, die ihre Motivation und Eignung und Begeisterung für das Unternehmen und die Stelle in das Anschreiben hineinpacken, aber in Wahrheit ist es für sie nur irgendeine einigermaßen passende und gerade gefundene Stelle zum Geld verdienen. Das CV gibt alles Nötige her. Und wäre ich nicht in irgendeiner art und weise an der stelle interessiert und würde ich nicht denken, dass ich mit meinen qualifikationen für den job geeignet bin, dann würde ich mich nicht bewerben. dass da blind cv an etliche stellen geschickt werden ist daher absurd.
Zu 3: Und weiter? Wen interessiert, ob du da jemanden kennst? Wenn der dich nicht von sich aus vorschlägt, bringt das gar nicht. Denn alle da haben irgendwen, den sie kennen. Worksgop kann auch in den CV. Frage wäre eher, warum wurde beim Workshop nicht schon die Möglichkeit für eine Zusammenarbeit genutzt? Vielleicht weil man selbst nur einer der Standardteilnehmer war, die keinen Eindruck hinterlassen haben?
Irgendjemand, der all das nicht vorzuweisen hat, kann trotzdem der bessere für den Job sein.
Und ja, die Alternative ist kein Anschreiben mitzuschicken. Warum denn noch dran festhalten, wenn man erkannt hat, dass es nichts beweist oder aussagt?
Arbeitszeugnisse und vieles andere sind auch subjektiv. Sie müssen ja positiv formuliert sein. Damit liegt aber eine Verzerrung vor. Ich selbst gebe daher auch nichts auf Arbeitszeugnisse, einfach auch weil ich schon selbst genug gesehen hab, dass viele oft einfach das gleiche Standardzeugnis ausgedruckt bekommen von einer Person, die nie mitbekommen hat, wie man eigentlich arbeitet. Und dass sich da welche dran festhalten, obwohl es subjektiv ist, ist das keine Begründung an noch anderen noch subjektiveren Dingen wie einem Anschreiben festzuhalten. Klappt im Ausland doch auch wunderbar ohne Anschreiben.
Bin nicht der Schreiber deines zitieren Posts, aber:
Du unterliegst dem Irrtum, dass ein Unternehmen bei jedem Bewerber prüfen möchte, ob er geeignet wäre. Es geht aber nur darum, einen Bewerber zu finden, der meine Anforderungen erfüllt. Und dafür muss ich sieben.
Niemand wird nur wegen seinem Anschreiben eingestellt. Aber wenn ich zu viele Bewerber habe, hilft es auszusortieren.
Natürlich heißt ein gutes Anschreiben nicht, dass derjenige auch gute Mails schreibt. Es geht nicht ums Absolute sondern um Wahrscheinlichkeiten. Bei jemand, der kein gutes Anschreiben zustande bringt, ist die Chance sehr groß, dass er sich auch im geschäftlichen Mailverkehr nicht besser schlägt. Also wird er aussortiert.
Dabei geht es auch nicht um sprachliche Stile, wie förmlich oder informell jemand schreibt, sondern darum ob er in der Lage ist auf einer Seite in korrektem Deutsch eine Argumentation darzulegen.
Und bei den meisten Akademikern verlangt der Job, dass sie in der Lage sind schlüssig zu argumentieren.
Dass du deinen CV an jede Stelle anpasst ist vorbildlich, das tut aber auch nicht jeder. Und bei einem CV ist copy und paste auch relativ einfach. Natürlich kann man auch ein Anschreiben so allgemein aufsetzen, dass man nur den Firmennamen ändern muss. Aber glaub mir, das merkst du mit ein bisschen Erfahrung sehr schnell. Natürlich kann man auch damit eingeladen werden. Ich habe auch schon Leute mit einem Copy und Paste Anschreiben eingeladen, aber mit einem individuell auf die Stelle zugeschnittenen sind die Chancen deutlich besser (bei gleichem CV).
Selbst wenn die Motivationsrhetorik im Anschreiben nur Lippenbekenntnise sind, wenn sie überzeugend sein sollen muss der Verfasser sich vorher mit Unternehmen und Stelle beschäftigt haben. Und genau das will ich.
Zum dritten Punkt: Zusatzinformationen können Helfen, müssen aber nicht. Es schadet trotzdem nicht sie zu erwähnen. Im simpelsten Fall hast du ein Einstiegsthema für das Gespräch. Wenn es besser läuft bringt es sogar mehr. Jemand in der Firma der dich kennt kann zu seiner Meinung befragt werden. Hast du an einem Workshop teilgenommen kann der Leiter nach dir gefragt werden. Nicht jeder im Unternehmen kennt alle Informationen.
Natürlich kann jemand der das alles nicht hat besser geeignet sein. Das ist mir aber egal, so lange ich nach dem Aussieben einen geeigneten Bewerber gefunden habe. Und wenn da keiner bei war, bekommt der vorher ausgesiebte vielleicht nochmal eine Chance, oder vielleicht wird die Stelle auch einfach neu ausgeschrieben.
Ich werde deshalb nie auf ein Anschreiben verzichten. Wenn andere sich nur CVs schicken lassen können sie das tun. Aber mir sind die zusätzlichen Informationen die das Anschreiben bietet wichtig.
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