WiWi Gast schrieb am 07.11.2022:
Die Qualität nimmt leider seit Jahren deutlich ab.
Zu meinem Einstieg bei MBB in 2015 waren die Anforderungen um einiges höher. Aber bei den Zielen zu Neueinstellungen und dem kleiner werdenden Pool an Leuten, die Interesse an der Beratung haben, ist das einfach die logische Konsequenz.
Was ich allerdings mittlerweile fast schockierend finde, sind die unterschiedlichen Maßstäbe bei Geschlechtern. Da wir unsere internen Ziele zur Quote von Frauen bei Neueinstellungen fast immer verfehlen würden, nehmen wir mittlerweile Bewerberinnen, die früher nicht mal eine Einladung bekommen hätten.
Das fällt bislang kaum auf, da viele Langläufer Projekte nicht das „Profil“ erfordern wie früher, aber die Verwässerung ist leider echt ernüchternd. Aber nur so, kann man sich wohl eine „gute Quote“ und noch Umsatzwachstum ins Boot holen.
Bin ebenfalls bei MBB. Dasselbe Problem. Mittlerweile haben wir einen Frauenanteil von 55% als Recruiting-Ziel (kein Typo - 55%, nicht 50%). Auch bei den Beförderungen gelten strenge Quoten. In Konsequenz werden regelmäßig Männer gebeten, die Firma zu verlassen, die eigentlich einen soliden Job gemacht hätten, und stattdessen unentwegt Frauen von extern eingestellt, auch von kleineren Beratungen - die ja im Allgemeinen schon niedrigere Anforderungen haben.
Bin auch bei einer der B, kann das aber nicht unterschreiben. Die externen Hirings von Frauen bei uns auf den Ebenen Principal und PL die ich sehe, sind jetzt nicht besser/schlechter als die Männer.
Am Ende spielt es aber auch keine große Rolle, da die Kriterien für Projekte bzw. Aufträge aus der Industrie beim Thema „Gender Diversität“ immer härter werden. Hatte letztens nen Beispiel da wurde uns (Dax 40 Schwergewicht) sehr klar gesagt, dass wir den Auftrag in Zukunft nicht mehr bekommen, wenn wir die Kriterien nicht erfüllen. Das Thema lässt sich nicht mehr zurückdrehen, dafür ist es einfach schon zu weit fortgeschritten und hat mit den ganzen großen Investoren wie BlackRock und Co. eine viel zu starke Lobby. Was sich da manche CEOs in den Gesprächen anhören müssen, zwingt das Top Management bei dem Punkt einfach zum Handeln. Also gehts darum wie man das Thema Gleichstellung gut lösen kann. Die Beiträge in diesem Forum zu diesem Thema finde ich oft einfach zu denkfaul. Jammern löst die Situation ja nicht :D.
Ich denke es gibt auch mehr als genug gute weibliche Top Kandidaten. Wenn man die falschen einstellt, dann macht man es sich im Recruiting zu einfach. Wir jedenfalls haben bereits vor 3-4 Jahren begonnen neue Wege im Recruiting zu gehen und ich kann aus der Erfahrung berichten, dass es einfach schwerer ist gute Frauen für MBB zu begeistern als Männer. Da Bedarf es teilweise einfach neuer Stories, Erzählungen als bisher. Denn eine Karriereabkürzung ist MBB für Frauen definitiv nicht, dafür sind die Chancen in der Industrie für Frauen einfach viel zu gut. Aber MBB bietet auch für Frauen eine herausragende und bessere Ausbildung als die Industrie und das Niveau auf dem gearbeitet wird, ist im Durchschnitt hier einfach ein anderes. Wenn man das nach vorne stellt, dann gewinnt man auch genug gute weibliche Kandidaten (wenn es jetzt nicht um ein extrem krasses Spezialthema geht, wo es eh bei Männern schon einfach keinen richtigen Markt gibt).
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