Die Rolle der Schufa bei der Kreditvergabe
Die SCHUFA bewertet die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern und Unternehmen. Sie gibt Daten über Zahlungsverhalten, Einkommen, Schulden und Bonität an Kreditgeber weiter. Der folgende Beitrag befasst sich mit dem erheblichen Einfluss, den die SCHUFA auf Finanzierungsmöglichkeiten für Privatpersonen und Firmen in Deutschland hat.
Das Kerngeschäft der SCHUFA
SCHUFA - kurz für "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung" - ist der Name einer Wirtschaftsauskunftei, die Daten über die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern und Unternehmen sammelt und auswertet. Die SCHUFA nutzt diese Daten, um einen Score-Wert zu berechnen, der die Wahrscheinlichkeit angibt, mit der ein Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommt. Der Score wird den Vertragspartnern auf Anfrage mitgeteilt und dient als eine der Grundlagen für die Entscheidung über die Vergabe von Krediten oder anderen Verträgen.
Kreditgeber orientieren sich am SCHUFA-Score, um das Ausfallrisiko ihrer Kredite reduzieren. Kreditnehmer wiederum profitieren unter Umständen von günstigeren Zinsen und besseren Konditionen, wenn sie einen guten SCHUFA-Score haben. Außerdem kann die SCHUFA vor Betrug und Überschuldung schützen, indem sie verdächtige Anfragen oder zu hohe Kreditbelastungen erkennt und meldet.
Welche Informationen werden in SCHUFA-Datenbank gespeichert?
Rund 9.000 Vertragspartner übermitteln Details über Zahlungsverhalten und -verpflichtungen ihrer Kunden an die SCHUFA. Darunter sind unter anderem Banken, Versicherungen, Telekommunikationsanbieter und Online-Händler. Die Organisation speichert diese Daten für drei Jahre.
Vornehmlich akkumuliert die SCHUFA Daten zu Girokonten, Dispositions-Krediten, Konten bei Versandhäusern, Mobilfunkverträgen, Kreditkartenverträgen, Leasingverträgen, Krediten, Bürgschaften und Ratenzahlungskrediten. Dabei werden sowohl positive als auch negative Informationen erfasst, wie zum Beispiel:
- vertragsgemäße Abwicklung,
- Nichtzahlung,
- Kündigung,
- Mahnbescheid,
- eidesstattliche Versicherung
- oder Insolvenz.
Daten zu Familienstand, Arbeitgeber, Einkommen oder Vermögen speichert die SCHUFA nicht.
Was Darlehensnehmer in spe oft nicht wissen: Auch Kreditanfragen werden bei der SCHUFA registriert und können die Kreditwürdigkeit verschlechtern. Wer sich über Kreditoptionen informieren möchte, dem empfiehlt sich eher ein Konditionsanfrage über einen Online-Vergleich. Anfragen zu Kreditkonditionen sind nur für den Anfragenden einsehbar und haben keinen Einfluss auf den Score.
Wie berechnet die SCHUFA den Score-Wert, und welche Faktoren werden dafür berücksichtigt?
Der Score basiert auf statistischen Analysen der Daten, die die SCHUFA von ihren Vertragspartnern erhält. Die Berechnung des Score-Werts basiert auf einem streng geheimen Algorithmus, der regelmäßig überprüft und angepasst wird. Immerhin nennt die SCHUFA die wichtigsten Faktoren, die Einfluss auf den Score-Wert nehmen:
- die Anzahl und Art der Girokonten, Kreditkarten, Ratenkredite, Immobilienkredite, Online-Käufe auf Rechnung und andere Verträge
- die Höhe und Laufzeit der Kredite und die Zahlungshistorie
- die Anzahl der Umzüge und die Wohnsituation
- die Anzahl der Anfragen nach Krediten oder anderen Verträgen
- die Anzahl und Schwere der Zahlungsausfälle, wie Mahnbescheide, eidesstattliche Versicherungen oder Insolvenzen
Der SCHUFA-Score ist nicht statisch, sondern verändert sich je nach Aktualität und Relevanz der Daten. Ein guter SCHUFA-Score liegt zwischen 95 und 100 Prozent und weist auf eine sehr geringe Ausfallwahrscheinlichkeit hin. Ein niedriger Score - unter 50 Prozent - stellt die Kreditwürdigkeit der betreffenden Person/Firma infrage.
Wie nutzen die Banken und andere Vertragspartner die SCHUFA-Informationen bei der Entscheidung über eine Kreditvergabe?
Grundsätzlich gehen die Organisationen davon aus, dass Kunden mit hohem Score, ihren Zahlungsverpflichtungen vermutlich anstandslos nachkommen. Auf der Basis des Scores lassen sich auch die Konditionen für Kredit- und Ratenzahlungsangebote bestimmen. Zum Beispiel erhält ein Kunde mit einem guten SCHUFA-Score eher eine Angebot für einen günstigen Kredit oder einen Kaufvertrag ohne Vorkasse. Umgekehrt müssen Kunden mit einem schlechten Score in der Regel einen höheren Zinssatz oder eine Kaution bezahlen. Unter Umständen wird die Zusammenarbeit auch ganz abgelehnt.
Allerdings sind Informationen vonseiten der SCHUFA längst nicht das einzige Kriterium, das bei einer Kreditentscheidung zum Tragen kommt. Meistens wirken noch andere Faktoren mit, etwa
- das Einkommen,
- die Sicherheiten
- oder die persönliche Situation des Kunden.
Der Score-Wert dient als Orientierungshilfe, nicht aber als verbindliche Vorgabe.
Welche Vor- und gegebenenfalls Nachteile hat die SCHUFA für Kreditnehmer und die Kreditgeber?
Als umfassende Wirtschaftsauskunftei in Sachen Kreditwürdigkeit hält die SCHUFA in Deutschland das Monopol. Ohne diese Datenquelle wären viele Geschäftsmodelle kaum umsetzbar, weil sie mit hohen Risiken verbunden oder auf eine schnelle Sicherheitsbestätigung angewiesen sind. Drei Beispiele:
- Bestellungen im Versandhandel gegen Rechnung, die eine sofortige und einfache Prüfung der Bonität der Kunden erfordern
- Sofortkredite mit einer raschen und unkomplizierten Zusage der Kreditgeber
- schnelle Abwicklung des Leasingvertrages (etwa für ein Auto oder eine Maschine), die eine verlässliche Einschätzung des Zahlungsrisikos voraussetzt
Für Kreditnehmer bedeutet das SCHUFA-Scoring einen gewissen Schutz vor Überschuldung, indem es hilft, die eigene finanzielle Situation realistisch einzuschätzen. Allerdings kann sich die bis zu drei Jahren währende Speicherung für negative Einträge auch dann nachteilig auf Kreditkonditionen oder die Annahme von Kreditanträgen auswirken, wenn sich die Verhältnisse der betreffenden Person oder Firma bereits geändert haben. Fehler und Ungenauigkeiten sind von außen so gut wie überhaupt nicht korrigierbar, da die SCHUFA in Bezug auf ihren Algorithmus und die in ihn einfließenden Daten nicht transparent ist.
Welche Möglichkeiten haben die Verbraucher, ihre SCHUFA-Daten einzusehen, zu korrigieren oder zu verbessern?
Verbraucher haben das Recht, ihre SCHUFA-Daten einmal im Jahr kostenlos einzusehen. Dafür können sie eine Selbstauskunft bei der SCHUFA anfordern, entweder schriftlich oder online. Zudem biete die SCHUFA eine App an, mit der die Verbraucher ihre Bonität auch häufiger abrufen und überwachen können. Wer feststellt, dass seine SCHUFA-Daten falsch oder veraltet sind, kann eine Berichtigung oder Löschung verlangen, muss eventuelle Fehler aber präzise belegen.
Um ihre SCHUFA-Daten zu verbessern, können die Verbraucher darauf achten, Rechnungen und Kreditraten pünktlich zu bezahlen, keine unnötigen Anfragen zu stellen und keine übermäßigen Schulden zu machen. Seit Anfang 2024 besteht die Möglichkeit, der SCHUFA freiwillig Einblick in das eigene Konto zu gewähren, um den Score gegebenenfalls positiv zu beeinflussen.
Aktuelle Entwicklungen in Hinblick auf EU-Recht
Die SCHUFA muss sich an das deutsche Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) halten. Beide regeln den Schutz personenbezogener Daten und die Rechte der Betroffenen. Das BDSG enthält einige spezifische Regelungen für Auskunfteien wie die SCHUFA, die von der DSGVO abweichen können. Zum Beispiel erlaubt das BDSG das Scoring unter bestimmten Voraussetzungen, während die DSGVO es grundsätzlich verbietet.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat jedoch kürzlich entschieden, dass das Scoring der SCHUFA und die längere Speicherung von Daten gegen die DSGVO verstoßen. Der EuGH hat betont, dass die SCHUFA nicht nur auf Grundlage einer automatisierten Bewertung der Kreditwürdigkeit entscheiden darf, sondern auch andere Faktoren berücksichtigen muss. Außerdem wurde festgestellt, dass die SCHUFA Daten zur Restschuldbefreiung nach Abschluss eines Insolvenzverfahrens nicht länger als sechs Monate speichern darf. Dieses Urteil hat weitreichende Folgen, denn Verbraucher haben damit das Recht, von der SCHUFA zu erfahren, welche Daten für die Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit verwendet werden. Ebenso müssen Unternehmen ihre Entscheidung begründen, denn sie dürfen sich nicht nur auf den Score verlassen.