Hallo zusammen,
ich hab über eine Vermittlungsfirma bei einem IGM-Tarif-Laden ein Vorstellungsgespräch erhalten im Group Controlling (Mehr als 5 Jahre Berufserfahrung, etc.). Die Vermittlungsfirma meinte: "Wir reichen Sie mal mit 70k Euro ein"
Da hab ich mir gedacht, ach ist eh egal. Die zahlen ja nach Tarif. Die können dich gar nicht sooo tief eingruppieren.

Das erste Gespräch war rum und lief wirklich Bombe. Heute hatten wir dann das 2. Gespräch. 1,5 Stunden gab es nur Fachfragen und es war ok. Hinterher sollte ich dann noch Fragen stellen. Hab natürlich erstmal über die Stelle, wo man hin will, etc. etc.

Dann bin ich nochmal aufs Gehalt zu sprechen gekommen:
"Ja, Sie wurden uns ja mit 70k für ne 40h-Woche eingereicht. Das passt für uns"
"Ich habe gerade noch weitere Gespräche mit anderen Tarifunternehmen und da gibt es eine Einstiegs-ERA und eine Ziel-ERA. Wie sieht das denn bei Ihnen aus?"
"Nein, machen wir so nicht. Sie bleiben dann bei 70k bei 40h/Woche"

Ich wollte da auch nicht weiter nachbohren. Aber 70k bei 40h ist bei uns in BaWü ERA 11/12 und das bekommen Einsteiger. Für mich (aktuell 55k) wäre es ein Aufstieg.

Freunde meinten jetzt: Nimm an und gehe nach 6 Monaten zum Betriebsrat. Aber ist halt auch nicht die feine Art.

Was würdet ihr machen?

WiWi Gast schrieb am 09.07.2022:

Hallo zusammen,
ich hab über eine Vermittlungsfirma bei einem IGM-Tarif-Laden ein Vorstellungsgespräch erhalten im Group Controlling (Mehr als 5 Jahre Berufserfahrung, etc.). Die Vermittlungsfirma meinte: "Wir reichen Sie mal mit 70k Euro ein"
Da hab ich mir gedacht, ach ist eh egal. Die zahlen ja nach Tarif. Die können dich gar nicht sooo tief eingruppieren.

Das erste Gespräch war rum und lief wirklich Bombe. Heute hatten wir dann das 2. Gespräch. 1,5 Stunden gab es nur Fachfragen und es war ok. Hinterher sollte ich dann noch Fragen stellen. Hab natürlich erstmal über die Stelle, wo man hin will, etc. etc.

Dann bin ich nochmal aufs Gehalt zu sprechen gekommen:
"Ja, Sie wurden uns ja mit 70k für ne 40h-Woche eingereicht. Das passt für uns"
"Ich habe gerade noch weitere Gespräche mit anderen Tarifunternehmen und da gibt es eine Einstiegs-ERA und eine Ziel-ERA. Wie sieht das denn bei Ihnen aus?"
"Nein, machen wir so nicht. Sie bleiben dann bei 70k bei 40h/Woche"

Ich wollte da auch nicht weiter nachbohren. Aber 70k bei 40h ist bei uns in BaWü ERA 11/12 und das bekommen Einsteiger. Für mich (aktuell 55k) wäre es ein Aufstieg.

Freunde meinten jetzt: Nimm an und gehe nach 6 Monaten zum Betriebsrat. Aber ist halt auch nicht die feine Art.

Was würdet ihr machen?

Klingt seltsam. Ist mir noch nie untergekommen, dass in einem Interview bei einem tarifgebundenen Laden über Gehälter in absoluten Zahlen statt ERAs gesprochen wird. Das ist ja auch von HR-Seite alles standardisiert und man wird immer einer ERA zugeordnet. Warte mal das Gespräch mit HR ab, dein Gesprächspartner scheint keine Ahnung zu haben
Und ob das angebotene Gehalt fair ist oder nichts, hat nichts mit deiner BE zu tun, sondern nur mit dem Jobprofil. Wenn das also eine Rolle auf Einsteigerniveau ist, wirst du auch so bezahlt.

Sorry was hat der Betriebsrat damit zutun? Seit wann gibt es einen gesetzlichen oder tarifvertraglichen Anspruch auf Höhergruppierung nach Ablauf einer bestimmten Zeit? Die Stelle wurde mit 70k bei 40h bewertet, und das bekommst du sofort. Für Berufseinsteiger gibt es manchmal eine niedrigere Einstiegs-EG mit anschließenden Aufstieg, hauptsächlich um das aufbauende Fachwissen nach dem Berufseinstieg zu vergüten. Da du aber über 5 Jahre BE verfügst, bekommst du direkt deine "Ziel-ERA".

Ich frage mich da manchmal wirklich, wie man auf so merkwürdige Ideen kommt. Die 70k sind doch ein super Upgrade. Falls du damit unzufrieden bist, kannst du dich ja Weiterbewerben oder wie jeder andere auch einfach zusätzliche Aufgaben übernehmen / die Karriereleiter aufsteigen. Gerade bei der aktuellen Situation kann ich dir aber versprechen, dass hinter dir 100 andere für den Job Schlange stehen.

ich würde mal stark vermuten: du bist nicht direkt beim IG Metall Unternehmen angestellt , sondern wirst als Arbeitnehmerüberlassung (ANÜ) bei der Vermittlerfirma angestellt. Diese "leihen" dich danach an das IG Metall Unternehmen aus.

WiWi Gast schrieb am 09.07.2022:

Hallo zusammen,
ich hab über eine Vermittlungsfirma bei einem IGM-Tarif-Laden ein Vorstellungsgespräch erhalten im Group Controlling (Mehr als 5 Jahre Berufserfahrung, etc.). Die Vermittlungsfirma meinte: "Wir reichen Sie mal mit 70k Euro ein"
Da hab ich mir gedacht, ach ist eh egal. Die zahlen ja nach Tarif. Die können dich gar nicht sooo tief eingruppieren.

Das erste Gespräch war rum und lief wirklich Bombe. Heute hatten wir dann das 2. Gespräch. 1,5 Stunden gab es nur Fachfragen und es war ok. Hinterher sollte ich dann noch Fragen stellen. Hab natürlich erstmal über die Stelle, wo man hin will, etc. etc.

Dann bin ich nochmal aufs Gehalt zu sprechen gekommen:
"Ja, Sie wurden uns ja mit 70k für ne 40h-Woche eingereicht. Das passt für uns"
"Ich habe gerade noch weitere Gespräche mit anderen Tarifunternehmen und da gibt es eine Einstiegs-ERA und eine Ziel-ERA. Wie sieht das denn bei Ihnen aus?"
"Nein, machen wir so nicht. Sie bleiben dann bei 70k bei 40h/Woche"

Ich wollte da auch nicht weiter nachbohren. Aber 70k bei 40h ist bei uns in BaWü ERA 11/12 und das bekommen Einsteiger. Für mich (aktuell 55k) wäre es ein Aufstieg.

Freunde meinten jetzt: Nimm an und gehe nach 6 Monaten zum Betriebsrat. Aber ist halt auch nicht die feine Art.

Was würdet ihr machen?

Wenn die Tarifgebunden sind, wirst du nach ERA bezahlt. Wenn es 70k sind, wird es trotzdem regelmässig steigen, nach 3 Monaten kommt die erste Bewertung und damit die Leistungszulage von 0-28%, wobei da im ersten Step 5-7% realistisch sind.
Ab nächsten Jahr dann T-Zug A, T-Zug B, Trafo Geld, erstmals Weihnachtsgeld.
Mit LZ und den ganzen Zusatzzahlungen bist dann nach 1,5 Jahren über 80k.

Und der Sprung von 55 ist auch auf 70 schon ordentlich!

Wenn die nur an den Tarif angelehnt sind, hast "Pech", denn dann geben die einen AT-Vertrag mit 70k pauschal. Wäre nicht so schön wie Tarif aber immer noch ~27% mehr als du jetzt hast!

Und wie ein Vorposter schrieb: Wenns du nicht nimmst, wartet der nächste. In IGM Buden ist das halt so.

WiWi Gast schrieb am 09.07.2022:

Klingt seltsam. Ist mir noch nie untergekommen, dass in einem Interview bei einem tarifgebundenen Laden über Gehälter in absoluten Zahlen statt ERAs gesprochen wird. Das ist ja auch von HR-Seite alles standardisiert und man wird immer einer ERA zugeordnet.

Trotzdem kann der Bewerber nicht die ganzen Details und Zulangen in diesem einen Unternehmen kennen. Daher wird der Gehaltswunsch in Euro genannt und dann guckt man, ob das hinkommt.

du wirkst ein wenig gierig. Du hast vorher "nur" 55k verdienst und bekommst jetzt 70k. Wo ist das problem? Dass irgendeiner bei Daimler und Co. trotzdem noch mehr verdient? Die Ausgestaltung der IGM-Tarife ist bei jeden UN individuell. Du bist damals auch nur mit 55k oder weniger eingestiegen. also tue nicht so, als wenn es der Regelfall ist, dass Einstieger mit 65k-70k einsteigen. IGM ist nicht gleich IGM und BWLer Stellen sind meist in IGM Buden niedriger eingestuft.

WiWi Gast schrieb am 09.07.2022:

Freunde meinten jetzt: Nimm an und gehe nach 6 Monaten zum Betriebsrat. Aber ist halt auch nicht die feine Art.

Und dann? Das ist ein total unsinniger Rat. Deiner (über die Vermittlerfirma übermittelte) Gehaltsvorstellung wurde von dem Arbeitgeber vollständig entsprochen, d.h. die Stelle wurde von der HR inhaltlich und verantwortungsseitig so definiert, dass sie diesem Gehalt entspricht. Da kannst du nach 6 Monaten sonst wo hin gehen, das Gehalt ist auf diese Stelle zugeschnitten und mit dir vereinbart. Nimm das Angebot an, alles andere wäre unseriös deinerseits.

Du musst ja auch noch die Tariferhöhung Ende des Jahres mit einrechnen. Das sind bei pessimistischen 5% immerhin dann schon 73,5k.

wie werden die 70k zusammengesetzt?
Ist das schon all in oder kommt da der rest noch drauf?

Du bist nicht beim IGM direkt angestellt, sondern bei deinem Verleiher.

WiWi Gast schrieb am 09.07.2022:

Du bist nicht beim IGM direkt angestellt, sondern bei deinem Verleiher.

Nicht unbedingt. Es gibt auch Personalvermittlungsfirmen, die Festanstellungen vermitteln. So bin ich zu meinem aktuellen IGM-Job gekommen.

WiWi Gast schrieb am 09.07.2022:

Du bist nicht beim IGM direkt angestellt, sondern bei deinem Verleiher.

Unsinn!

Wenn ich bei einem Verleiher Zeitarbeitskräfte hole, dann verhandle ich als IGM Verantwortlicher die Konditionen ausschließlich und nur mit der Zeitarbeitsbude.
Und die Zeitarbeitsbude verhandelt das gehalt mit dem bewerber der bei ihr angestellt wird und von ihr bezahlt wird.

Im Vorstellungsgespräch wird NULL über Geld gesprochen, würde nur Tür und Tor für Klagen zur Einstellung öffnen.

Ohne den Fall jetzt persönlich zu kennen kann man aus der Beschreibung eindeutig herauslesen, dass es keine AÜ ist.

Nein, ich werde dort direkt eingestellt. Keine ANÜ.

Ich hab auch nach der ERA gefragt, wollte/konnte man nicht mitteilen.

WiWi Gast schrieb am 11.07.2022:

Nein, ich werde dort direkt eingestellt. Keine ANÜ.

Ich hab auch nach der ERA gefragt, wollte/konnte man nicht mitteilen.

Und genau deswegen kannst du dir sicher sein, dass die 70k, die man dir genannt hat, nicht das eigentliche Gehalt sein werden. Das Gehalt wird schließlich von der Einstufung abgeleitet, nicht umgekehrt. Da musst du mit HR sprechen, nicht mit dem fachlichen Vorgesetzten

WiWi Gast schrieb am 11.07.2022:

Nein, ich werde dort direkt eingestellt. Keine ANÜ.

Ich hab auch nach der ERA gefragt, wollte/konnte man nicht mitteilen.

Erzähl doch nichts. Natürlich hätten sie dir die ERA gesagt.

ich würde, falls keine alternativen vorliegen das angebot annehmen. wenn noch was besseres kommt, kann man in der probezeit sowieso schnell kündigen. wir leben in einem kapitalistischen system und jeder muss zusehen wo er bleibt. wenn das unternehmen irgendwie einen exitierenden tarifvertrag umgehen möchte (was für große unternehmen relativ übtypisch klingt, da sie wie hier schon geschrieben einfach leiharbeiter beschäftigen könnten), gehst du natürlich zum betriebsrat - dafür ist er da.