Ich finde diesen Thread sehr interessant, da beim Thema Immobilienkauf viele wirtschaftliche Aspekte mit persönlichen Präferenzen vermischt werden:
Wirtschaftliche Faktoren wie Renditen, Zahlungszeitpunkte, Risiken, Märkte, Investitionsrechnungen, Steuern, Einkommen, eigene handwerkliche Fähigkeiten, Eigenkapital, derzeitige Miete, Kosten, Anlagealternativen etc.
vs
Persönliche Faktoren wie Flexibilität, Sicherheit, Unabhängigkeit, Platzbedürfnis, Familiensituation, (Ehe-)Partner, Elternbesitz, Alter, Konsumpräferenzen, regionale Präferenz, Stadt vs Land, Lust auf handwerkliche Tätigkeiten etc.
Hinzu kommt, dass bei beiden Faktoren nicht nur der heutige Ist-Zustand relevant ist, sondern auch die Prognose in die nächsten 20-30 Jahre. Diese Prognosen sind naturgemäß mit Unsicherheit verbunden. Jeder prognostiziert anders.
Da ich irgendwo wohnen muss, bin ich zwangsläufig entweder Mieter oder Käufer/Eigentümer. Wenn es ein Marktgleichgewicht gäbe, wären die beiden Optionen stets gleich attraktiv. Es gibt aber kein richtiges Marktgleichgewicht, da die Präferenzen zu verschieden sind, die Transparenz nicht vollständig ist und die Anpassungsgeschwindigkeit nicht hoch genug. Für jeden von uns ist deshalb entweder die eine oder die andere Option (subjektiv, objektiv?) attraktiver. Und die Erwartung wäre naiv, dass gerade meine persönliche Situation den vollständigen Marktkräften unterliegen soll.
Das ist ja auch logisch: Wenn ich von Oma etwas Bauland und Kapital erbe, bietet sich das Bauen an. Wohne ich in einem uralten Vertrag sehr günstig zur Miete, ist Mieten finanziell attraktiver. Feiere ich gerne Partys bis spät in die Nacht, ist die Wohnung im Mehrfamilienhaus suboptimal. Möchte ich in einer hippen Innenstadt wohnen bei Aufrechterhaltung voller Flexibilität, bleibe ich besser Mieter. Komme ich über eine Zwangsversteigerung sehr günstig an ein traumhaftes Objekt in einer strukturschwachen Gegend, die mir persönlich aber sehr zusagt, weil dort 100 meiner Freunde leben, sollte ich zuschlagen.
Es ist nicht überraschend, dass es keine gemeinsame Meinung gibt.
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