ich bin nach der Uni (Dipl Volkswirt) nach nem halben Jahr Trainee in nem 10000+ Konzern auf eine Stelle gekommen, die ich dann zwei Jahre inne hatte. Davon ging mindestens ein halbes Jahr Einarbeitung drauf, weil ich Finance nur aus der Theorie kannte und es nur als Nebenfach hatte -- quasi Bachelor Niveau. Nach zwei Jahren auf der Stelle hab ich mich verabschiedet, hab aber noch gesehen wie meine Stelle ausgeschrieben wurde... war lustig:
mindestens 5 Jahre Berufserfahrung -- als ich auf die Stelle kam hatte ich sechs Monate und meine Financekenntnisse lagen auf Bachelorniveau (hab das mal mit dem Bachelor an unserer Uni verglichen, was die Vorlesungen angeht)
neben Englischkenntnissen -- okay, die brauchte man tatsächlich um auch mal hier und da n Vortrag zu halten oder ne Konferenz auf Englisch bewältigen zu können. Für die paar Wortwechsel im Handel brauchs nicht wirklich "Englisch" -- waren
-- Französischkenntnisse "von Vorteil" ...WTF?! Bei uns in der Abteilung spricht keiner Französisch (vllt. mal vor hundert Jahren in der Schule gehabt) und man braucht es auch nicht. Und wenn es einmal im Jahr vorkam, weil eine franz. Bank mal wieder auf Sprachnazi machen musste - wozu gibts n Übersetzungsdienst im Unternehmen?! Wenn da was rechtssicher sein muss ruft man sowieso die Jungs und die Rechtsabteilung an.
exzellente Kenntnisse in MS Office insbes. Excel -- okay, schlicht und einfach wahr und zwar mehr als nur "ich weiß wie der SVerweis funktioniert" Aber: Access gehört zu Office, brauchte man aber nicht.
MATLAB, STATA, SPSS -- joaa machte das Leben einfacher und den Job interessanter. STATA konnte ich vom Studium her und in MatLab hatte ich Grundkenntnisse und hab mir den Rest einfach in der Zeit selbst beigebracht. Notwendig wars aber nicht. Ich hab das aus Interesse gemacht. Von 5 Kollegen die vergleichbare Aufgaben hatten, nutzte genau einer die Möglichkeiten.
Bloomberg und Datastream -- ja brauchte man unbedingt, aber Bloomberg lernen geht auch on-the-fly. Am Anfang bisschen tricky mit den Kürzeln, aber insbesondere die Excelformeln bekommt man schnell hin, wenn man vorher Ahnung von Excel hat. Datastream? Gabs, hab ich aber nie benutzt und nie gebraucht. War ne andere Baustelle in der Abteilung, eher die Research Ecke.
VBA -- ich war der einzige (abgesehen vom abteilungseigenen Programmierer) der VBA konnte -- und das auch nur weil ichs mir in den zwei Jahren selbst beigebracht hab, weil ich Spaß dran hatte und es das Excel Leben einfach einfacher und interessanter macht. Nötig war es nicht.
.net -- haaahaaa das war der größte Scherz. Mein Chef hat irgendwann von unserem Programmierer mal gehört, dass es das gibt. Er wollte mich, weil ich interessiert war, auf einen VBA Lehrgang schicken, hat das aber verwechselt und meinte man muss ja unbedingt .net können. Ja, war ein IT Held unser Chef :) Bin nicht hin und konnte es also auch nicht. Aber schwups landete es aber in der Stellenausschreibung. Und das war garantiert nicht die Schuld eines Personalers. Mein unwissender Chef hat einfach alles rein schreiben lassen, was er mal gehört hat.
Für Einsteiger trauriges Ende der Geschichte: Es bekam irgendein 40jähriger Finanzheld, der eigentlich vollkommen überqualifiziert ist, den Job, den ich als Einsteiger bekam.
Ach ja: Ich bin gewechselt, weil sich eine besser bezahlte Stelle aufgetan hat. Mit knapp drei Jahren Berufserfahrung und der Möglichkeit ein bisschen auf dicke Hose zu machen (Bloomberg, VBA, großen Namen als ehem. AG im Rücken) und dem Ruhepolster ?ich hab ja n unbefristeten Job? kann man sich viel entspannter nach ganz anderen Stellen umsehen, als direkt an der Uni. Und auch anders auftreten.
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