Prinzipiell sind Wechsel gut und wichtig für eine Karriere - aber auch für die Entwicklung der Fähigkeiten, der Persönlichkeit und um verschiedene Erfahrungen zu machen.
Aber das Tempo und die Qualität der Wechsel macht den Unterschied.
- Wer zu häufig wechselt, lernt wenig und ist der jeweiligen Firma keine Hilfe.
- Wer zu oft quer wechselt, macht keine Fortschritte.
- Wer zu oft die Branchen wechselt, wirkt sprunghaft und ohne roten Faden.
Aus meiner Sicht sind Wechsel dann sinnvoll, wenn man dadurch einen nächsten Schritt macht, und wenn man die bisherigen Erfahrungen positiv in der neuen Rolle einbringen kann.
Wenn ich als Arbeitgeber einen CV bekomme und beurteile, dann sind Wechsel IN einem Unternehmen klar höher zu bewerten, denn nur dadurch zeigt man ja, dass man von Leuten die einen kennen positiv beurteilt wurde. Wenn ich viele Querwechsel sehe, zeigt das für mich, dass der/diejenige nicht weiß was er/sie will oder jeweils in den Firmen nicht klargekommen ist.
Ich schaue auch vermehrt sehr kritisch auf Firmenwechsel die mit einer Beförderung verbunden sind. Da die andere Firma deren Qualität nicht wirklich beurteilen kann, ist das zumeist einfach ein Versuch, mit höherem Titel und Gehalt Konkurrenzwissen abzuwerben.
Was man leider immer mehr sieht, ist dass Firmen darauf reinfallen. Da werden ständig Leute abgeworben, die von A nach B und dann zu C gesprungen sind, und damit vor allem ihr Konto aufbessern. Wenn dies in je weniger als 3 Jahren passiert, kann ich davon ausgehen, dass die Person kaum etwas nachhaltig bewirkt hat - und scheinbar auch kein Interesse daran hat.
Sicher kommt es auf Branche und Position an: Aber aus eigener Erfahrung würde ich behaupten: Man braucht mindestens ein Jahr um eine Branche, Firma und ein Business zu verstehen, eher noch länger um Beziehungen und Netzwerke in der Firma aufzubauen, und bei Führungskräften kann man unter drei Jahren kaum bewerten, ob die Person etwas nachhaltig bewirkt hat. 3-5 Jahre halte ich für akzeptabel für einen Wechsel zu Beginn der Karriere.
Leider sind in den vergangenen jahrzehnten insbesondere Konzerne immer komplexer geworden mit mehr Hierarchiebenen. Gleichzeitig wünschen sich viele Konzerne einen "dynamischen, jungen Typen" an der Spitze.. Das führt all zu oft dazu, dass man Jobhopper und Blendern vertraut, denn ohne solch fixe Sprünge, kann man es ja gar nicht zeitig zum Vorstand bringen.
Genau diese Entwichlung hat leider zum großen Vertrauensverlust in Manager und Vorstände geführt in der Gesellschaft. Wer immer nur wechselt bevor es heiß wird, zeigt letztlich, dass er nur loyal gegenüber seinem eigenen Konto ist. Gerade Konzerne haben es so geschafft, eine Kultur der Management-Planlosigkeit zu etablieren. Die Leute "oben" wissen wenig über das eigentliche Geschäft.
Seit nunmehr rund 20 Jahren beobachte ich Firmen, von innen und von außen, von KMUs über weltmarktführende, inhabergeführte Unternehmen hin zu Konzernen. Es ist kein Wunder, dass die erfolgreichsten Firmen immer die sind, in denen der Inhaber das Geschäft führt, oder aber ein Manager der die Firma über 20 Jahre groß gemacht hat. Andere erfogleiche Geschäfts sind meist nur deshalb so, weil es sehr hohe Eintrittsbarrieren gibt für neue Player, oder aber gleich innovative Firmen die ihren eigenen Markt schaffen.
Tatsächlich ergibt sich seit einigen Jahren auch eine Flut von Nonsense-Titeln die allesamt großen Eindruck schinden sollen, hinter denen aber nix steckt. Oder eine irrsinnige Schere zwischen den Gehältern derer die die Arbeit machen weil sie die Firma in und auswendig kennen, und den Blendern und Jobhoppern, die diese Arbeit präsentieren und damit glänzen.
Aber Vorsicht: Viele Konzern fangen an, massiv Führungsebenen zu streichen. Am Ende des Tages sind die, die am kürzesten in der Firma sind auch am billigsten loszuwerden und am einfachsten (oder gar nicht) zu ersetzen.
Ich wünsche mir für Deutschland eine Renaissance der Wertschätzung von Facharbeitern, Sachbearbeitern und echten Experten. DIESE sind das Erfolgsgeheimnis Deutschlands. Nicht die überbezahlten Ex-Berater die PPTs malen und glauben, damit die Strategie eines Konzerns zu bestimmen.
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