Hallo,
sinnvoller und nachvollziehbarer Post. Ich kann dir mal aus meiner persönlichen (Lebens-)erfahrung berichten. Ich bin nun 35 - so zur Einordnung.
Ich war vielleicht nicht ganz so krass drauf wie du, aber für Tier-1-UB hat es nach dem Bachelor auch gereicht. Ich hatte genau die selben Gedanken. Ich habe dann 2 Jahre Tier-1 UB gemacht und muss sagen, dass ich es absolut nicht mochte. Die Arbeit war nicht verkehrt und man hat eine Menge mitnehmen können. Aber die Rahmenbedingunen waren furchtbar. 70h-Woche war eine gute... wenn das mal vorkam und für mich war auch das WOchenende schon halb versaut, wenn ich wusste, dass ich Sonntag Koffer packen muss, weil Montag morgen um 05.00 das Taxi zum Flughafen wartet. Ich habe nie wirklcih akzeptieren können, dass ich da jetzt durch muss, sondern hatte mich immer gefragt, wofür ich das eigentlich mache. Hab dann noch 2 Jahre bei einer kleinere UB drangehangen, mit deutlicher besserer Work-Life-Balance. Unüblicher SChritt - für mich wars damals das richtige.
Wie blicke ich heute auf die Zeit zurück?
Viel zu viel Arbeit. Extrem viel Stress, chronischer Schlafmangel. Gutes Gehalt - reich wird man damit aber beim Einstieg auch nicht. Sehr viel gelernt. Der Wechsel in einen entspannteren Industriejob war aber ehrlich gesagt gar nicht so leicht. Ich war im RheinMeinGebiet und es gibt da anscheinend zig UBler, die gerne da raus wollen. Dementsprechend hart ist dann manchmal auch der Konkurrenzkampf bei Bewerbungen.
Wie auch immer. Nach 4 Jahren bin ich gewechselt. Mittlerweie im 2. JOb danach. Bin nun in der Automobilbranche und mache da Projektmanagement. Und heute?
- mit 80k ein Gehalt, das mir und uns komplett reicht
- spannende Aufgaben
- Endlich mal bei einem Thema / bei einer Branche blebien und Knowhow aufbauen
- weniger strukturierte Kollegen; das trifft für mcih teils überraschend oft auch auf hoch angesiedelte Führungskräfte zu
Es gibt auch mal Deadlinedruck, aber nicht ständig. Ich kann sehr selbstbestimmt ARbeiten und kann mir die Zeit auch frei einteilen. Ich stempel nciht, abriete mal 45h und auch mal 30h die Woche. Je nachdem was privat so los ist. Ich habe jeden Tag nach der ARbeit Zeit für meinen Sohn (3). Ich treffe mich unter der WOche mit Freunden, Familie etc. Heute kommen Freunde um 17 Uhr zum Grillen. Das wär in der UB-Zeit niemals drin gewesen.
Ich finde das Leben so sehr viel besser. Aber jeder muss wissen, was er will.
Ich kann nur sagen, von diesem "Mach das mal 3 Jahre, dann kannst du ja wehcseln" würde ich mich hüten. Erstens ist ein cooler Exit absolut nciht 100% sicher. Zweitens - wohin wechseln denn die ganzen Ex-Tier-1-Ubler? Genau: Wieder in Ranklotzjobs. Dann halt Industrie. DA machst du vllt nicht mehr 80-100h die Woche, aber von 40h sind die meisten auch weit entfernt.
Heute haben wir ein Kind, ein 2. ist in Planung. Wir haben ein großes Haus gekauft und haben genug Zeit für uns, Sport, Familienzeit, etc.
Und ganz wichtig. Ich lerne immer wieder Kollegen kennne, die den Weg über UB nie gegangen sind. Und die sind auch alle nicht doof und haben auch gute beruifliche Perspektiven.
UB ist nicht der heilige Gral. Wenn du aber möglichst schnell die 100k knacken willst und auf Urlaube in Luxushotels stehst - dann bitte.
antworten