xyc schrieb am 17.01.2021:
Ich habe mich nach dem Medizinstudium fürs Consulting entschieden (MBB).
Zumindest bei den großen UB ist das medizinische Fachwissen durchaus sehr gefragt, wenn sie eine Healthcare-Sparte haben (MBB, wobei bain nicht wirklich viel healthcare macht. Big4 vielleicht noch, ich glaube Roland Berger hat auch eine einigermaßen große Sparte dafür).
Ich denke, nach dem Medizinstudium bringt man viele Kompetenzen mit, die im Consulting nützlich sind - wenn man es schafft, den Gottkomplex abzulegen, den viele sich angewöhnt haben. Praktisch ist auch, dass du im MBA oder PhD finanziell unterstützt wirst durch die Firma (wenn man schon einen medizinischen Dr hat sperren sie sich da allerdings manchmal).
Vielleicht wäre das ja was für dich. Mit IB kenne ich mich leider nicht aus.
Ich bin nach meinem Medizinstudium ebenfalls zu MBB gegangen ("B") und es bisher keinen Tag ernsthaft bereut. Wenn ich mal schwache Momente hatte, wo ich mir mit meiner Berufswahl nicht mehr sicher war, musste ich mich nur mal kurz mit ehemaligen Kommilitonen über ihre Arbeitsbedingungen unterhalten. UB ist anstrengend, aber gut bezahlt und spannend, man fühlt sich bei guter Arbeit gewertschätzt und die Perspektiven sind auch nicht schlecht. Medizin wird erst nach dem Facharzt erträglich und finanziell interessant.
Zu meiner Firma:
Bain hat tatsächlich eine eher kleine Healthcare-Sparte. Allerdings wird bei uns z.B. der Krankenversicherungsbereich nicht Healthcare zugerechnet (anders als z.B. bei BCG, wo das bei "Payers and Providers" zusammenfällt), und in dem Bereich ist Bain relativ stark. Krankenversicherungen zu beraten ist durchaus interessant, weil einem das ärztliche Wissen weiterhilft und man im Gesundheitssystem etwas tatsächlich Sichtbares bewegen kann. Dazu hab ich auch schon Pharmaprojekte gemacht, wo einem Medizinerwissen noch einmal deutlich mehr bringt. Bei Public (öffentlicher Sektor) und Krankenhausberatung ist bei Bain aber inexistent, wenn du darauf Lust hast solltest du woanders hin. McK und BCG sind zudem größer und bekannter. Für Bain hatte ich mich damals wegen der Mitarbeiter entschieden, die ich im Interviewprozess kennengelernt hatte, die waren mir einfach am sympathischsten. Heute würde ich das etwas differenzierter sehen, bei allen drei großen arbeiten nette und smarte Leute. Bei Bain sind die Leute vom Gefühl her etwas weniger nerdig, aber alles in allem gibt sich das nicht viel.
IB kannst du vergessen, auch mit MBA. Ich habe mal über ein Projekt einen Juristen kennengelernt, der hat, nach Promotion und Doppel-Prädikat sowie mehreren Jahren transaktionsnaher Berufserfahrung, einen MBA gemacht und es dann geradeso als Associate in eine Midcap-M&A-Boutique geschafft, woher glatt zehn Jahre älter war als die Gleichrangigen. Der Zug ist im Prinzip abgefahren für uns bzw. einfach nicht mehr interessant, weil es, für uns, bessere Alternativen gibt.
Ansonsten bringt dich ein MBA auch nicht weiter. Nimm aber auf jeden Fall den Dr. mit (da du aber schon publiziert hast sollte das ja eh laufen).
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