eine menge fragen, die dir wahrscheinlich konkret keiner beantworten kann.
- wie entwickelt sich derzeit die Promotionsquote?
in jura und BWL wahrscheinlich katastrophal (sprich: viel zu viele nicht an forschung interessierte leute promovieren aus karrieregründen und weil sie anderweitig keine perspektive haben).
in VWL ist die Promionsquote wahrscheinlich noch erträglich.
- wie lang ist die faktische Durchschnittsdauer?
wenn man sich ranhält, kann man auch bei dauerbelastung durch lehraufgaben und studentenbetreuung in 3 jahren fertig werden.
allerdings sollte man auch einplanen, dass daraus sehr schnell 4 jahre werden können, wenn irgendwas unvorhergesehenes passiert (z.B. probleme bei themenwahl, abstimmungsprobleme mit doktorvater etc.).
du solltest aber berücksichtigen, dass an forschungsorientierten unis wie in bonn die dauer der promotion eher 5 jahre beträgt, von daher solltest du deine wahl nach bonn zu gehen evtl. überdenken, falls du gar nicht in die forschung willst.
- wieviele Promotionen beginnen nicht direkt nach Abschluss
des Masters/Diplom, sondern berufsbegleitend/im Sabbatical
etc.?
wahrscheinlich zu viele. in BWL gibt es jedenfalls viele externe doktoranden. die gefahr, dann den guttenberg zu machen ist sehr hoch.
in VWL gibt es aber so etwas meines Wissens aber nicht, da die Kompliziertheit der Materie nicht zulässt, dass man nur abends 2x Woche ein bisschen an der Diss rumschreibt.
- ist es moeglich, in ein strukturiertes Promotionsprogramm
zu wechseln und sich Scheine anerkennen zu lassen?
ist möglich. normalerweise kenne ich es so, dass man durch eine stelle an einem lehrstuhl automatisch auch quasi-mitglied im promotionsprogramm wird (falls die fakultät eines anbietet) und man sowieso einige kurse belegen muss.
ich dachte allerdings, dass es in bonn und berlin eh nur noch die möglichkeit gibt im rahmen des promotionsprogramms zu promovieren. bist du für ein solches zugelassen worden oder hast du eine stelle als wissenschaftlicher mitarbeiter???
- welches sind (rein mengenmaessig) die drei Hauptarbeitgeber
fuer promovierte Volkswirte in Deutschland? Welche foerdern
aktiv die Promotion, bzw. sind dafuer offen?
in der Industrie wird kein unternehmen eine promotion in vwl fördern. dazu sind die inhalte normalerweise zu abstrakt.
unternehmen fördern hauptsächlich promotionen im technischen bereich, was ja auch irgendwie sinn macht.
einzige chance besteht vielleicht noch bei banken und versicherungen.
in puncto hauptarbeitgeber lässt sich sicherlich keine seriöse aussage machen, da die meisten VWLer am Ende in BWLer JObs landen und dann in Abteilungen arbeiten, die gar keine typischen VWL-Kenntnisse voraussetzen.
Ausnahme hierbei sind sicher wieder einzelne Abteilungen von Banken sowie die von dir genannten internationalen Organisationen.
- zu den Fellowship Programmen: welche UB bieten das
eigentlich an und wie normal ist das? Sind das nur die
Strategieberatung oder auch die Allrounder? Wie frei ist man
in der Themenwahl? Ist das wirklich in einem Jahr zu machen?
Und stimmt es, dass 79% der Angestelleten bei McK promoviert
sind? (Siehe http://www.faz.net/s/RubC04145822B794FD ...
ntent.html)
Ich kann mir gut vorstellen, dass sehr viele bei McK promoviert haben, allerdings sicher die wenigsten in einem strukturierten VWL-Doktorandenprogramm.
Wie ich bereits angedeutet habe, gibt es viele Möglichkeiten sich relativ einfach (bezogen auf die Schwere des zu bearbeiteten Themas) als externer Doktorand noch einen Titel zu holen. Die Gefahr dann zu schummeln (wie offenbar etliche Politiker und Manager) ist aber sicher sehr hoch, weil ja keiner dieser Doktoranden aus Freude an der Wissenschaft, sondern nur wegen des Titels promoviert.
Promotion mit einer UB in einem typischen VWL-Thema schließt sich m.E. aus.
Da müsstest du also ein sehr praxisbezogenes BWL-Thema bearbeiten. Kann vielleicht auch interessant sein, ist aber für die Forschung wertlos.
- welche finanziellen Effekt hat die Promotion denn
langfristig? Wie branchenabhaengig ist der?
Ich denke mal, dass du finanziell genauso gut fahren würdest, wenn du sofort in die Wirtschaft einsteigen würdest. Ich glaube nicht, dass der Titel einen solchen Push-Effekt auf das EInkommen hat, insbesondere nicht, wenn du dafür evtl. mehrere Jahre keine Berufserfahrung sammeln kannst. Bei deinem Einstieg in die Wirtschaft müsstets du dann mit einem mal mehrere Gehaltsstufen überspringen.
Aber du hast ja selbst geschrieben, dass Karrieregründe nicht im Vordergrund stehen.
Viele machen es wahrscheinlich auch nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil sie einfach den gut klingenden Titel wollen.
Für bestimmte Positionen in der deutschen Wirtschaft ist ein Doktortitel auch einfach Voraussetzung (z.B. in einem Vorstand eines börsennotierten Unternehmens). Das ist allerdings eine rein deutsche Eigenart. Fachlich bringt dir der Doktor sicher nichts für ein solches Amt.
- kann man, wenn man entsprechend plant, waehrend der
Promotion kurze Praktika einschieben? Ist das ueblich/ratsam?
??? weiß ich nicht.
ich denke mal, dass den seriösen professoren (also die, die wirklich forschen und nicht nur consulting betreiben) es lieber wäre, wenn du stattdessen forschungsaufenthalte an unis im ausland einlegen würdest.
- und last but not least (da es dazu soviel verschiedene
Meinungen gibt): wieso legt man im deutschsprachigen Raum
ueberhaupt soviel Wert auf die Promotion? (England und
Frankreich ticken da ja z.B. ganz anders.)
wie gesagt: es ist eine deutsche eigenart.
in D achtet man einfach sehr auf formale dinge wie abschlüssen etc.
normalerweise wirst du von unternehmen auch nur zu einem vorstellungsgespräch eingeladen, wenn dein fachlicher hintergrund zu 100% den anforderungen passt. persönlichkeit und andere weiche faktoren zählen entgegen weit verbreiteter meinung überhaupt nicht.
allerdings ist es sehr problematisch für den forschungsstandort, wenn so viele leute promovieren, die eigentlich kein interesse an forschung haben (siehe wieder das bsp. zu guttenberg).
ich hoffe daher sehr, dass sich mittelfristig auch MBAs oder ähnliches für Manager als wichtigster Abschluss durchsetzen werden.
Dir möchte ich auch ans Herz legen, deine Entscheidung evtl. nochmal zu überdenken und dich vielleicht lieber für ein gutes MBA-Programm zu bewerben, da ich den Sinn einer Promotion bei dir noch nicht klar zu erkennen vermag.
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