Ich arbeite in dem Bereich, auf IT Seite, und muss vielen hier mitteilen, dass sie sehr wenig Ahnung von der Materie haben. Hört keiner gerne, aber ist so. Ich habe jahrelang Data Warehouses gebaut für Controller. Selbst viele WI-Absolventen mit Praxiserfahrung können dort nicht selbstständig arbeiten, weil die eigenständige Analyse schwerfällt. Controller nutzen größtenteils nicht, was ihnen an Tools geboten wird. Es landet alles wieder in Excel. Nein, ein BWLer kann sich die Kenntnisse um ein Data Warehouse zu bauen nicht in einem Crashkurs aneignen. Das schaffen viele ITler nicht einmal im Studium mit Praktikum. Es ist keine Raketenwissenschaft, man muss einfach selbstständig denken, Fehler suchen und vor allem den Drang haben, Dinge zu verstehen. Das ist, warum auch immer, nicht so verbreitet.
Vielleicht habe ich auch eine schlechte Stichprobe... Auf Controllerseite gibt es einfache Sachebarbeiterstellen, wo ich überwiegend junge Mädels habe sitzen sehen. Die kopieren dann brav aus Excel Tabelle 1 in 2 und machen einen SVerweis oder Sonstiges. Auf Führungsebene des Controllings werden dann Projekte blockiert, die den ganzen Bums automatisieren sollten. Warum? Dann bräuchte man ja weniger Controller, und einen Machtverlust möchte keine Führungskraft. Die Controller mit Erfahrung sitzen dann auf anderen Stellen. Was die machen, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Ich weiß nicht, wie es prozentual mit diesen Sachebarbeiterstellen im Controlling aussieht, aber es gibt sie. In mittleren, als auch vor allem in großen Firmen. Ein Outsourcing in diesem Bereich habe ich nirgends mitbekommen, weil es vermutlich rechtlich wegen der Datenhaltung auch gar nich sein darf. Wenn, erfolgt das in Form von eingekauften Externen. Also nichts mit Indien, was man hier lesen muss.
Auch scheinen hier überwiegend Studenten zu schreiben, die sich als erfahren ausgeben: "Winfos sind da um bisschen ERP zu implementieren." Man kann doch keinen Mischstudiengang auf eine Softwarerichtung herunterbrechen. Je nach Arbeitsgebiet kann man als Projektleiter, oder Programmeirer für Roboterarme enden, das hängt von einem selbst und den Praktika ab, die man macht.
Um auf die Frage zurückzukommen: Aus meiner Sicht lässt sich 80% des Controllings automatisieren. Die große Frage ist nur, ob das von Firmen so gewollt ist. Technisch lässt sich das alles machen. Ich bezweifle aber auch, dass sich das ganze Zahlengeschiebe in großen Firmen rentiert. Ich saß in einer der 3 größten Versicherungen in Deutschland, dort wird seit 10 Jahren versucht, das Data Warehouse mit allen 100 Quellsystemen fehlerfrei zu halten. Zahlreiche Projekte mit Externen der Big 4, wurden einfach wieder eingestampft. Das größte Projekt davon hat 20 Mio. gekostet. Es werden also ITler bezahlt, um ein Data Warehouse zu bauen, das dem Controlling als Entscheidungsgrundlage dienen soll, mehr Geld zu verdienen. Die 20 Mio. muss man durch gewonnenes Wissen erst einmal Netto (!) wieder reinholen. Dabei muss man bedenken, dass man sein eigenes Geschäft ja schon sehr gut kennt. Man muss also zusätzliches Wissen erhalten, um das Geld wieder reinzuholen. Und das ist nur das eine Projekt, nicht die laufenden Kosten. Zu Studienzeiten fand ich das alles ganz spannend und dachte, es wird dort wirklich soviel Wissen generiert, dass sich das lohnt. Am Ende erstellt dann das Controlling Top 10 Listen der Regionen, und die schlechtesten bekommen Druck. Dafür werden Millionen an Lizenzkosten verbraten, Dashboardtools eingeführt, Berichte erstellt und eventuell sogar Statistiker eingestellt. Der Output des Statistikers, dass bspw. schwule Pärchen am wenigsten Schäden einreichen, wird dann seitens des Marketing Teams einfach ignoriert. Dort sitzen dann auch jugne Leute mit kaufmännischer Ausbildung, die es besser meinen.
Macht einfach irgendwas, im Idealfall mit Teilen aus der IT, und das wird schon werden. Man muss der Ebene über einem nur immer vorjammern, dass das alles ganz furchtbar komplex ist, dann bekommt man die Mittel, die man braucht. Traurig, aber so funktionieren die Firmen. Man wird nicht dafür bezahlt, wie gut man arbeitet, sondern was der Chef denkt, wie gut man arbeitet.
So, genug ausgekotzt, jetzt erstmal weiter Standardberichte für Controller erstellen, die dann als Excel exportiert werden :P
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