Studiengebühren - Die Mär vom talentierten Arbeiterkind
In Deutschland müssen Eltern für den Kindergartenplatz ihrer Sprösslinge bezahlen der spätere Studienplatz wird jedoch weitgehend unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Im Ausland ist der Vorschuss aufs Diplom gang und gäbe. Trotz Gebühren studieren dort mehr junge Leute als hierzulande.
Arbeiter-Haushalte subventionieren Akademiker-Kinder
Obwohl es praktisch nichts kostet, entschieden sich im Jahr 2000 nur 12 Prozent aller westdeutschen Jugendlichen aus Arbeiter-Haushalten für ein Studium. Von den Töchtern und Söhnen aus Angestellten-, Selbstständigen- und Beamten-Haushalten besuchen drei- bis sechsmal so viele eine Hochschule. Anders in Großbritannien. Dort ist der Anteil der Studierenden aus Arbeiter-Haushalten trotz teils hoher Studiengebühren gestiegen. Deshalb leuchtet es umso weniger ein, dass Studenten aus Haushalten mit höheren Einkommen von denjenigen über Steuerzahlungen subventioniert werden, die nicht studieren und damit niedrigere Einkommen erzielen zumal sich ein Studium später auszahlt.
Gießt man alle finanziellen Aspekte eines Studiums in Zahlen (vom höheren Nettolohn über staatliche Subventionen wie Bafög bis zu den Studienkosten), dann erreichen Akademiker in Deutschland eine Rendite von fast 9 Prozent. So hoch wird, gemessen an der Alternative Facharbeiterausbildung, ihr Einkommensverzicht während des Studiums später belohnt.
Diese Rendite ist in anderen Ländern allerdings höher: Sie beträgt in Frankreich und den USA je 15 Prozent und in Großbritannien 17 Prozent. Dabei werden in diesen Ländern für deutsche Verhältnisse geradezu unvorstellbar hohe Studiengebühren erhoben von bis zu fast 30.000 Euro pro Jahr (Grafik). Solche finanziellen Lasten der akademischen Bildung erscheinen auf den ersten Blick erdrückend. In der Regel gibt es aber dort, wo Studiengebühren fällig werden, attraktive Modelle, um die Ausbildung zu finanzieren.